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Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Ausschreibungen nach Maß

Von Hendrik Kranert-Rydzy 06.11.2011, 19:01

Magdeburg/MZ. - In der Landesverwaltung endet am Dienstag eine sehr spezielle Ausschreibung. Es geht darin um die Besetzung der Stelle des Abteilungsleiters 5 im Finanzministerium, zuständig für Bau- und Liegenschaftsmanagement. Nach Lage der Dinge wird Manfred Klein den mit gut 7 500 Euro brutto dotierten Job bekommen. Er war erst Mitte Oktober als Referatsleiter aus dem Wirtschafts- ins Finanzministerium gewechselt.

Klein ist der Wunschkandidat von Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) - und das nicht erst seit Kleins Wechsel in dessen Haus. Dem Vernehmen nach sollen beide privat gut miteinander bekannt sein. Bullerjahn hatte Klein schon vor zwei Jahren als Abteilungsleiter zu sich holen wollen, doch eine mit dem damaligen Wirtschaftsminister und heutigen Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) ausgehandelte Personalrochade scheiterte.

Nun soll Kleins Aufstieg zum Abteilungsleiter glücken. Im Gegensatz zu den sonst üblichen Anforderungen für Abteilungsleiter - sie sind quasi Stellvertreter der Staatssekretäre - wird in der Ausschreibung keine Befähigung für den gehobenen oder gar höheren Dienst verlangt, sondern nur die für den allgemeinen Verwaltungsdienst.

Vorgehen ist "höchst unüblich"

Von speziellen Fähigkeiten im Bau- und Immobilienmanagement steht nichts zu lesen, stattdessen findet sich die auf Klein gemünzte Formulierung vom "nachgewiesenen Organisationsvermögen". Auch von einem abgeschlossenen Hochschulstudium, wie es etwa in der zeitgleich laufenden Ausschreibung für den Abteilungsleiter IT-Management verlangt wird, ist in der auf Klein zugeschnittenen Ausschreibung keine Rede. Denn einen Hochschulabschluss hat Klein nicht. Dafür aber eine Besoldungsstufe B 3 - und just die wird in der Ausschreibung verlangt. Ein Vorgehen, das nach Meinung von mit Personalfragen vertrauten Beamten "höchst unüblich" ist. Zudem gibt es in der Landesverwaltung kaum noch B 3er-Stellen. Ein Sprecher des Finanzministeriums bestätigte, dass "ein Bewerber tatsächlich Herr Klein ist". Mehr wolle man in der noch nicht abgeschlossenen Personalangelegenheit nicht sagen.

Bullerjahns Vorgehen ist allerdings kein Einzelfall: Im Innenministerium ist auf ähnliche Weise gerade die Stelle des Referatsleiters Brand- und Katastrophenschutz besetzt worden. Den Posten wird Lutz-Georg Berkling bekommen, noch Vize-Landrat und Chefjurist im Jerichower Land. "Ich verhehle nicht, dass er mein Wunschkandidat ist", sagt Innenminister Holger Stahlknecht (CDU).

Der Versuch, den CDU-Mann Berkling ohne Ausschreibung und per Abordnung in die Ministerialverwaltung zu holen, war zuvor gescheitert. Eine Ausschreibung musste her, doch damit bestand die Gefahr, dass ein anderer Kandidat zum Zuge kommt. Berkling ist zwar nach Angaben seines bisherigen Chefs, Landrat Lothar Finzelberg (parteilos), "der beste Jurist in einer Kreisverwaltung Sachsen-Anhalts, den ich kenne". Doch Berkling ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger im Innenministerium kein Feuerwehrmann - nach Ansicht von Brand- und Katastrophenschützern aber eine ganz entscheidende Voraussetzung für das Aufgabengebiet.

Ein Reserveoffizier

Was also tun? Die Personalabteilung fand einen Weg. Laut Ausschreibung soll derjenige den Zuschlag bekommen, der "vorzugsweise (die) zusätzliche Qualifikation (zum) Reserveoffizier" mitbringt. Praktischerweise ist Berkling nicht nur Reserveoffizier, sondern auch Vorsitzender des Landesverbandes der Reservisten, in dem auch Stahlknecht Mitglied ist. "Ich brauche jemanden, der die militärische Linie mit abbilden kann", tritt Stahlknecht dem Verdacht entgegen, dass jemand bevorzugt werden sollte. Die Ausschreibung sei ohne sein Zutun zustande gekommen.