Zwei Welten Zwei Welten: Warum das "X50" in Schkopau verfällt - und das Kulturhaus in Leuna glänzt

Schkopau/Leuna - Nackt wie die Äste der umstehenden Bäume ruht das völlig heruntergekommene Kulturhaus in Schkopau an der B91. In den vielen Jahren des Stillstands ist der Putz großflächig abgebröckelt, die zerstörten Fenster bieten einen Blick ins schwarze Innere. Das „X50“, einst ein Juwel, hat wohl keine Zukunft. Nur der Denkmalschutz bewahrt das marode Gebäude vor der Abrissbirne.
Kulturhaus in Leuna glänzt dagegen auch nach 90 Jahren
Anders sieht es nur wenige Kilometer weiter in Leuna aus. Glanzvoll wirkt das dortige Kulturhaus in Leuna, das bereits 1928 eröffnet wurde und in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiert. Schwer getroffen von einer Bombe Ende des zweiten Weltkrieges wurde es kurz darauf wieder aufgebaut.
1948 feierte es die zweite Eröffnung und 1998 - vor 20 Jahren - mit der Eröffnung der Galerie, begann wieder ein neues Kapitel in der Geschichte des Hauses. Doch wieso haben die beiden Kulturtempel so unterschiedliche Entwicklungen genommen?
Kulturhaus in Leuna: Jahrzehntelanger Kampf um den Erhalt
Zu verdanken sei der Erhalt des Leunaer Kulturhauses vor allem jenen, die in den 90er Jahren dafür gekämpft haben, sagt Werner Popp, Vorsitzender des Fördervereins des cCe-Kulturhauses Leuna. „Das Haus haben wir nie aus dem Blick verloren.“ Dennoch stand das Kulturhaus nach der Wende nicht an oberster Stelle. So habe die Treuhandanstalt gefordert, Objekte zu benennen, die nicht betriebsnotwendig waren.
1994 wurde das Kulturhaus daher ausgegliedert und in die Leuna Vermögensverwaltungs GmbH aufgenommen. Ein Liquidator habe versucht, das Haus an Mann zu bringen - allerdings vergeblich. Noch 1997 ging das Gebäude wieder in die Leuna Werke GmbH zurück, bevor dafür 1998 eine eigene Tochtergesellschaft der Infra Leuna gegründet wurde. „Man hat immer um das Haus gekämpft, auch als es drohte verkauft zu werden“, so Popp.
Das „X50“ in Schkopau war alles andere als begehrt: Investor landete vor Gericht
Alles andere als begehrt war hingegen das „X50“ in Schkopau. Nachdem der Chemieriese Dow nach seinem Einstieg in Buna kein Interesse an dem riesigen Gebäudekomplex auf der anderen Seite der B 91 gezeigt hatte, griff Investor Martin Niemöller zu. Der hallesche Discokönig wollte den Bau mit Millionen-Krediten der Saalesparkasse in eine Disco umwandeln. Der Unternehmer ging jedoch Pleite, die Sparkasse blieb auf ihren Forderungen sitzen.
Zehn Jahre vegetierte das „X50“ dann vor sich hin, bis es in einer Zwangsversteigerung einen neuen Investor fand. Doch auch er scheint kein Konzept für das frühere Buna-Klubhaus zu haben, musste sich im vergangenen Jahr zudem wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. „Immerhin ist er seiner Sicherungspflicht am Kulturhaus nachgekommen“, gewinnt Schkopaus Bürgermeister Andrej Haufe (CDU) dem Trauerspiel noch etwas Gutes ab. „Aber auch wir haben schon länger nichts mehr von dem Investor gehört.“
Kulturhaus in Leuna wurde nie vernachlässigt - auch weil Firmen vor Ort dahinter standen
In Leuna wiederum wurde von Anfang der 90er Jahre an in die Grundsanierung des dortigen Kulturhauses investiert. „Es war nie in einem maroden Zustand“, sagt Fördervereinschef Popp. Heute dient das Kulturhaus mit seiner Nähe zum Chemiepark für Branchenveranstaltungen, Konzerte und Aufführungen, für Betriebsfeiern und auch als Sitzungssaal für den Stadtrat.
Der Vorteil: „Das Gebäude lässt sich vielfältig nutzen und besonders der große Saal ist multifunktional“, sagt Martin Halliger, Geschäftsführer der cCe-Kulturhaus GmbH. Die Stühle lassen sich jederzeit verändern, die Bühne kann als Tanzfläche dienen und darüber hinaus verfüge das Gebäude über einen weiteren Saal und kleinere Räume.
So wurden im vergangenen Jahr mehrere 10.000 Menschen an der Spergauer Straße gezählt, allein über 2.000 Kinder aus den Tagesstätten der ganzen Region waren zu Gast zur Weihnachtsrevue. Hinzu komme die kleine Galerie, die bereits mit großen Namen an den Wänden viele Besucher anziehen konnte. Sowohl Kunsträume als auch Kulturhaus genießen großen Zuspruch.
Der besteht jedoch nur deshalb, weil auch die Firmen am Standort dahinter stehen, die Infra Leuna als Muttergesellschaft, die Stadt Leuna und eben jener Förderverein. Diese Form der Unterstützung wurde dem Klubhaus in Buna nie zu Teil. (mz)

