1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Zirkus Barlay in Lieskau: Zirkus Barlay in Lieskau: Kein einfaches Leben - gerade heutzutage

Zirkus Barlay in Lieskau Zirkus Barlay in Lieskau: Kein einfaches Leben - gerade heutzutage

Von Silvio Kison 27.09.2016, 12:00
Immer wieder auf Neue: Vor der Show müssen Marlon Renz (links) und Renè Köllner die Manege aufbauen.
Immer wieder auf Neue: Vor der Show müssen Marlon Renz (links) und Renè Köllner die Manege aufbauen. Silvio Kison

Lieskau - Aufbauen, Auftreten, Abbauen und weiterziehen - ein Leben für die Manege. Ein Leben, das man leiben muss. Knapp 400 Zirkusse gibt es derzeit nach Schätzungen in Deutschland. Vom Großzirkus bis zum kleinen Familienbetrieb ist alles dabei. Aber das Leben wird härter für das fahrende Volk der Artisten, Akrobaten, Clowns und Dompteure: Vor allem für die kleinen Familienbetriebe. Einer davon ist der Zirkus Barlay, der vom 27. September bis zum 2. Oktober in Lieskau (Saalekreis) gastiert.  

Insgesamt drei Männer und eine Frau arbeiten im Zirkus Barlay. Neben Sabrina Köllner, ihrem Mann Marlon Renz und Bruder Renè Köllner ist auch noch Papa Ronald Köllner mit dabei. Sie sind in der siebenten Generation im Zirkus zu Hause. Dabei machen die vier alles selbst: Vom Aufbau des Zirkuszeltes bis hin zu ihren Auftritten. „Wir reparieren natürlich auch unsere Lastwagen selbst“, sagt Renè Köllner. Denn das Geld ist knapp.

Keine Reparatur in der Werkstatt

„Eine Reparatur in der Werkstatt könnten wir uns gar nicht leisten“, sagt Marlon Renz. Die beiden sind stolz darauf, noch alles selbst erledigen zu können. Darum würden sie auch ihren mehr als 35 Jahre alten Lkw der Marke Man nicht gegen ein neues Auto eintauschen wollen. „Da kann man dann gar nichts mehr selbst dran machen“, sagt der Marlon Renz.

Aber trotz ihres großen Improvisationstalentes, das Leben auf Tour ist für die Familie ein täglicher Kampf. Von zwei Tagen bis zu einer Woche, wenn sie Glück haben, bleiben sie an einem Ort. Dann ziehen sie weiter - immer durch die kleinen Städte und Dörfer im Osten Deutschlands. So wie schon ihre Vorfahren zu DDR-Zeiten. Die Saison geht von März bis Oktober. „In dieser Zeit müssen wir genug Geld verdienen, um über den Winter zu kommen“, sagt Sabrina Köllner.

Mehrere Winterquartiere

Meist reicht es allerdings nicht. „Wir haben unsere Winterquartiere in Demmin in Mecklenburg-Vorpommern und Wiedemar in Sachsen. Dort treten wir dann in den Wintermonaten auch in Kitas und Schulen auf“, sagt Sabrina Köllner.

Sie selbst kennt das Leben nur so. Im Zirkus aufgewachsen hat die 28-Jährige noch nie ein anderes Leben gelebt. „Ich habe mal versucht, bei meiner Tante zu wohnen, aber ich bin schnell wieder zurück zum Zirkus“, sagt sie. Nun ist sie selbst im fünften Monat schwanger. Als Ansagerin und Tauben-Dompteurin tritt sie immer noch jeden Tag auf. Für ihr Kind wünscht sie sich, dass es eine Zukunft im Zirkus hat. Ein Leben außerhalb des Zirkus kann sie sich für die achte Generation der Familie nicht vorstellen. „Unsere Tradition verschwindet langsam“, sagt sie traurig.

Araber, Shetland-Ponys, Lamas, Ziegen, Hunde und Tauben

Und noch etwas ist anders geworden als noch vor ein oder zwei Generationen. „Mein Opa hatte noch Elefanten und exotische Tiere in der Show“, sagt Sabrina Köllner. Das ist heute vorbei. Vor allem die Tierschützer machen den Zirkusleuten regelmäßig Vorwürfe, sie würden sich nicht richtig um die Tiere kümmern. „Das ist nicht wahr“, sagt Köllner.

Derzeit leben im Zirkus der Familie ein großer Araber, Shetland-Ponys, Lamas, Ziegen, Hunde und Tauben. „Wir haben nur Tiere, mit denen wir auch auftreten“, sagt Sabrina Köllner. Denn die Tiere brauchen viel Pflege. „Das ist ein Rund um die Uhr Job“, sagt sie. Und eine Arbeit, bei der alle aus der Familie mit anpacken und das mit sehr viel Liebe. (mz)