Zentrale Figur der Neuen Rechten Zentrale Figur der Neuen Rechten: Die Show des Götz Kubitschek
Schnellroda - Es ist der Versuch von Götz Kubitschek, ein guter Nachbar zu sein. Der Versuch einer Charme-Offensive. Kubitschek, zentrale Figur der Neuen Rechten, sagt, er verstehe, dass es nicht jedem gefalle, „dass wir mit unserer Arbeit und unseren Ansichten dem Dorf einen Stempel aufdrücken“. Verständnis kommt immer gut an.
Schnellroda bei Querfurt (Saalekreis), Gaststätte „Zum Schäfchen“, Mittwochabend. Der Saal ist gut gefüllt, Kubitschek hat zum Gespräch geladen, rund 80 Menschen sind gekommen, ein Großteil des kleinen Dorfes.
Der Verleger wohnt hier mit Frau und Kindern auf einem alten Rittergut. Das Gut ist auch Sitz des „Instituts für Staatspolitik“, eine Art Denkfabrik der Neuen Rechten.
Seit Monaten ist der Ort deshalb bundesweit in den Schlagzeilen, vor allem seit dem AfD-Wahlerfolg. In einem MDR-Beitrag äußerten sich Anwohner vor kurzem kritisch zu Kubitschek. Seine Einladung ist eine Reaktion darauf.
Kritiker in der Minderheit
Kubitschek steht vorn im Saal an einem weißen Tischchen, lässig, eine Hand in der Hosentasche, ein Bein angewinkelt. Er spricht frei, druckreif, manchmal verfällt er ins Dozieren. Es ist kein Gespräch, es ist eine Die-Leute-fragen-Götz-Kubitschek-antwortet-Show.
Er vermittelt den Eindruck eines Mannes, der die Sorgen der kleinen Leute versteht. Der sich sorgt, wie das alles weitergehen soll in Deutschland. Er pöbelt nicht, er bleibt immer unter der Schwelle, ab der man ihm Hetze vorwerfen könnte. So bringt er den Saal auf seine Seite.
Kritiker bleiben in der Minderheit. Auf Gegenwind reagiert Kubitschek unterschiedlich: Mal hält er Fragestellern vor, ihn falsch zitiert zu haben. Mal haben die Medien angeblich Zitate von ihm verkürzt oder sinnentstellend wiedergegeben.
Und mal schaltet er um in den Rechtfertigungsmodus. Ein Mann fängt das schlau an, er sagt, Äußerungen Kubitscheks, etwa zu Flüchtlingen, würden von vielen als diskriminierend wahrgenommen. Er vermisse da eine klare Distanzierung.
Kubitschek spricht von Unterstellungen. Seine Frau mischt sich ein und fordert den Fragesteller auf, sich erst einmal vorzustellen. Die Stimmung kippt.
Einmal dreht Kubitschek den Spieß einfach um: Wer von denen, die den Zuzug von Flüchtlingen bejahten, engagiere sich denn für diese?, fragt er. „Wir bejubeln die Leute, dann lassen wir sie in Lagern verrotten!“ So etwas kommt an, zustimmendes Gemurmel an den Tischen.
Später fragt eine Frau, was denn die Alternative sei - Flüchtlinge in ihrer Heimat im Krieg leiden lassen? „Im Kern ist das die Alternative“, antwortet Kubitschek. Offene Empörung im Saal bleibt aus. (mz)