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"Wir wollen transparent sein" "Wir wollen transparent sein": Sechs Fragen & Antworten zum Krumpaer Recyclinghof

Von Anke Losack 22.09.2020, 12:00
Blick auf das Betriebsgelände von der Recyclingfirma LBR in Krumpa
Blick auf das Betriebsgelände von der Recyclingfirma LBR in Krumpa Katrin Sieler

Krumpa - „Wir haben bei unserem Anritt gesagt, wir wollen transparent sein und zur Verfügung stehen“, betonte Michael Hörtkorn, Geschäftsführer der Logex-Firmengruppe aus Bayern, in der jüngsten Sitzung vom Stadtrat Braunsbedra.

Dort informierten er und Stefan Dietl, Geschäftsführer des Krumpaer Recyclingunternehmens LBR, das von Logex Mitte 2019 übernommen wurde, über den aktuellen Stand ihrer Aktivitäten. Außerdem stellten sie sich Fragen der Stadträte und Bürger. Hier eine Auswahl der Themen.

1. Welche Abfälle werden bearbeitet, auch giftige?

Laut LBR-Geschäftsführer Dietl werden auf dem Betriebsgelände verschiedene Abfälle behandelt. Zum Beispiel konditioniere man Reifen und Gummiteile für Recycling- und andere Verwertungsprozesse oder zerkleinere gemischte Gewerbeabfälle, die sich nicht mehr sortenrein in Papier, Glas, Kunststoffe oder Metalle aufgliedern lassen. Darüber hinaus werden Nichtabfälle, etwa Baustoffe, verarbeitet. Die Sortierung von Abfällen aus dem gelben Sack sei laut Dietl Ende 2019 eingestellt worden.

Ein Bürger wollte konkret wissen, ob giftige Abfälle bei der Firma verarbeitet werden. „Wir dürfen keine giftigen Abfälle behandeln“, entgegnete Dietl und fügte an, dass aber laut Genehmigung gefährliche Abfälle bei der LBR umgeschlagen werden dürften - also die Transportmittel wechseln, etwa vom Zug auf den Lkw. Das werde bei LBR gemacht, „in ganz kleinen Größenordnungen“, so Dietl.

2. Plant LBR, eine Anlage zur thermischen Verwertung zu bauen?

Die Genehmigungen sehen nach Angaben von Dietl vor, dass bei der Firma Abfälle sortiert, bis zu einer gewissen Form aufbereitet, gepresst oder gemischt werden dürfen. „Unsere Genehmigung sieht keine thermische Verwertung vor“, so der Geschäftsführer.

3. Wie steht es um Ordnung, Sauberkeit und Brandschutz?

Dass Plastikschnipsel und Folien vom Wind über das Betriebsgelände hinaus geweht werden, wird von dem ein oder anderen Bürger bemängelt. Momentan lasse sich dieses Problem nicht ganz vermeiden, sagte Dietl. Allerdings habe man auch dagegen schon einiges veranlasst. So seien zum Beispiel Ladungssicherungsnetze für Lkw zur Vorschrift gemacht worden, ergänzte Hörtkorn. Darüber hinaus lege die Firma Wert darauf, dass die Nachtschicht aufräumt, mit der Kehrmaschine und per Handarbeit - auch in Randbereichen.

Wenn die Verunreinigungen zu weit vom Betriebsgelände weg sind, könne das der Mitarbeiter aber möglicherweise nicht sehen, so Hörtkorn. Die Nachtschicht sei auch für eine Brandwache mit Wärmebildkameras zuständig. „Denn wir wollen eins nicht: Nie mehr einen Brand.“ Vier Tage dauerte ein Großbrand im November 2018 an. Die betreffende Anlage sei in den ersten Wochen nach der Übernahme zunächst abgeschaltet worden, um notwendige Wartungsarbeiten durchzuführen, so Hörtkorn. Um den Brandschutz wiederherzustellen, sei die Anlage vor allem komplett gereinigt worden. Ein Bürger lobte in der Ratssitzung die Firma in Sachen Brandschutz: „Sie haben einiges getan in Richtung Kontrollen und Überwachung.“

4. Was wurde gegen Fliegenbelästigung getan?

Im vergangenen Jahr wurde von Anwohnern eine massive Fliegenbelästigung kritisiert. Darauf ging Hörtkorn auch ein. Proben seien genommen worden. Außerdem wurden ihm zufolge Verträge so verändert, dass ein Material, das potenziell für das Problem verantwortlich gewesen sein kann, entfernt wurde. Das Frühjahr sei ruhig abgelaufen mit den Plagegeistern, so Hörtkorn, und berichtete weiter, dass es aber Mitte Juni einen plötzlichen Anfall von Fliegen gab.

„Es war relativ schnell zu erkennen, dass es keinen kausalen Zusammenhang gibt zwischen den bei LBR gelagerten Materialien dieses Frühjahr und der aktuell eingesetzten Fliegenproblematik.“ So plötzlich wie die Fliegen da waren, seien sie ein paar Tage später wieder weg gewesen. Man habe das Thema weiter im Blick, so Hörtkorn.

5. Was hat sich in Sachen Werkverkehr verändert?

In vielen Bereichen der Wirtschaft sei Lkw-Verkehr die erste Wahl, meinte Dietl. Und der rollt auch zu und von LBR, wurde jedoch laut den Geschäftsführern optimiert. Stoßzeiten gebe es morgens und am Nachmittag. Laut Dietl arbeitet die Firma daran, vermehrt Materialien mit Zügen an den Standort zu holen. Aktuell werde man da dienstags und donnerstags bedient. Laut Hörtkorn schlage LBR aktuell bis zu 1.000 Tonnen pro Woche über die Schiene um. „Das soll nach oben ausgebaut werden.“

6. Wie hat sich die wirtschaftliche Situation verändert?

Vor der Übernahme hatte die LBR nach Angaben von Hörtkorn „eine wirtschaftliche Schräglage“. „Sie wäre ohne Verkauf sicherlich ein Insolvenzfall geworden.“ Die galt es zunächst abzuwenden. Der Logex-Geschäftsführer sagte unter anderem, es sei eine siebenstellige Summe in die Bilanz geflossen.

Dietl ergänzte, dass in sechs Monaten nach Übernahme 25 Prozent mehr Umsatz gemacht worden sei als in den zwölf Monaten des Vorjahres. Ihm zufolge sind für das Wirtschaftsjahr 20/21 sechs Millionen Euro Umsatz geplant. 19 Mitarbeiter waren zum Zeitpunkt der Übernahme bei LBR tätig. Sieben weitere seien seitdem eingestellt worden. (mz)