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Adel verpflichtet Wappen und ihre Geschichte im Saalekreis

Von Robert Briest 09.03.2019, 08:00

Merseburg - „Wappen sind Symbole einer Identität“, sagt Jörg Mantzsch. Der 65-Jährige zählt zu den renommiertesten Heraldikern des Landes. Viele Wappen in Sachsen-Anhalt hat er nach der Wende selbst entworfen. Doch was bedeuten eigentlich die farbigen Flächen, Löwen und abgetrennten Häupter?

Hier erläutert Mantzsch die Bedeutung der Wappen von Horburg-Maßlau bis Querfurt, die geprägt sind von der Historie der Region und christlicher Mythologie. Nebenbei erklärt er die Grundregeln der Wappenkunde. Heute unter der Lupe: der Saalekreis. Was die einzelnen Elemente des Wappens bedeuten, lesen Sie in diesem Text.

Vorgeschichte

Das Wappen ist logischerweise noch relativ jung, schlossen sich doch der alte Saalkreis und der Kreis Merseburg-Querfurt erst 2007 zum Saalekreis zusammen. Das Wappen selbst stammt aus Mantzschs Feder. Mit den Landräten habe er damals abgestimmt, dass man sich in der Symbolik auf die Geschichte der Region beziehen will.

Magdeburger Herrschaft

Nicht erst seit der Wende sitzt die Regierung in der Elbestadt. Schon im Mittelalter gehörte die Region zum Erzbistum Magdeburg. „Der Papst hatte auf der Synode von Ravenna 967 dem Wunsch Otto I. entsprochen, Magdeburg zum Erzbistum zu erheben“, sagt Mantzsch. Zum Ärger von Halberstadt und Merseburg. „Die hatten bis dahin fleißig Kirchensteuer kassiert und waren nun nur noch Verwaltungsbereiche des Erzbistums.“

Der rot-silber gestreifte Schildteil soll diese über Jahrhunderte anhaltende Zugehörigkeit symbolisieren. Die Farbkombination findet sich auf vielen Wappen der Region. Das Symbol sei ein sehr einfaches, lobt der Heraldiker: „Gute Wappen sind nicht die, die wie Gemälde aussehen, sondern die, die gut erkennbar sind.“

Das Königstier

Löwen gibt es in Europa eigentlich nur im Zoo – und eben auf Wappen. Sie sind ein Symbol der Herrschaft. Dieser aufrechte Geselle hier ist das Zeichen der Wettiner. Das Haus Wettin zählt zu den ältesten urkundlich erwähnten Adelsgeschlechtern Deutschlands. Ihre Sprösslinge waren ab dem Mittelalter etwa Markgrafen von Meißen, Kurfürsten von Sachsen oder Landgrafen von Thüringen: „Der Löwe im Wappen von Thüringen geht auf diese Linie zurück“, erklärt Mantzsch.

Prominentester noch lebender Nachfahre der ernestinischen Linie der Familie ist Queen Elizabeth II. Seinen Stammsitz hatte das Haus, nomen est omen, auf der Burg Wettin, die noch heute eine der touristischen Hauptattraktionen im nördlichen Saalekreis ist.

Noch mal Kirche

Es war zwar dem Erzbistum Magdeburg unterstellt, doch auch das Bistum Merseburg hat die Region mitgeprägt, vor allem natürlich die Kreisstadt. Das Bistum hat seine Existenz ebenfalls Otto I. zu verdanken, der ein entsprechendes Gelöbnis abgelegt hatte, nach dem er in der Schlacht auf dem Lechfeld die Ungarn geschlagen hatte.

Die Synode von Ravenna unterstützte die Gründung. Als Bischof Giselher 981 Erzbischof von Magdeburg wurde, wurde das Merseburger Bistum aufgehoben, nach seinem Tod von Kaiser Heinrich II. 1004 neugegründet. Bis 1565 folgten insgesamt 43 Bischöfe, darunter Thietmar, der nicht nur seine berühmte Chronik schrieb, sondern 1015 auch den Grundstein für den Merseburg Dom legte.

Edle Querfurter

Das zweite Feld in Rot und Weiß, diesmal jedoch mit deutlich mehr Streifen, ist das Zeichen der Edelherren von Querfurt, dem zweiten bedeutsame Adelsgeschlecht der Region, wenngleich dieses über die Grenzen hinaus deutlich weniger Strahlkraft entwickelte.

Der erste bekannte Vertreter der Querfurter ist Bruno von Querfurt, der 974 das Licht der Welt erblickte. Seine Nachfahren wurden etwa Grafen von Mansfeld oder Burggrafen von Magdeburg.

„Auch die Edlen von Schraplau und die von Vitzenburg entsprangen diesem Geschlecht“, berichtet Mantzsch. Die Edelherren von Querfurt verschwanden 1496 aus der Geschichte. In der Quernestadt sind ihre Spuren jedoch noch heute deutlich zu erkennen, denn ihr Stammsitz war die dortige Burg, deren Erscheinungsbild sie über Jahrhunderte prägten. (mz)