Wahlsonntag Wahlsonntag: So bereitet sich Statistisches Landesamt auf den Ernstfall vor

Merseburg/Halle (Saale) - Im Statistischen Landesamt Sachsen-Anhalt herrscht Vorfreude auf den Wahlsonntag, denn man ist perfekt vorbereitet. Selbst der Brand in einem Umspannwerk, der Anfang Mai zu einem massiven Stromausfall im Süden von Halle geführt und auch das Statistische Landesamt, das seinen Sitz kurz vor dem Riebeckplatz hat, erwischt hatte, konnte der Technik nichts anhaben.
„Das war für uns gleich so etwas wie die Simulation eines Notfalls am Wahlabend“, sagte Michael Reichelt, der Präsident der Behörde, der MZ. „Unsere Mobilfunkgeräte haben sich sofort in ein gesichertes W-LAN-Netz eingewählt.“ Falls so etwas am Wahlabend passieren sollte, hätten alle Mitarbeiter mit Laptops und Mobilfunkgeräten die Möglichkeit in einem sicheren Landesnetz zu arbeiten, das ausschließlich Landesbehörden vorbehalten ist. „Sollte auch das ausfallen, könnten wir auf das Netz der Polizei ausweichen.“
Statistische Landesamt: IT-Sicherheit wurde überprüft und Maßnahmen eingeleitet
Schon seit Herbst 2018 bereiten sich die Statistischen Landesämter und das Statistische Bundesamt auf die Europawahl vor. Die IT-Sicherheit wurde überprüft und Maßnahmen eingeleitet, die einen Zugriff von außen verhindern sollen. „Welche das sind, werde ich Ihnen natürlich nicht sagen“, lächelt Reichelt, der aus Merseburg stammt. Allerdings sei seine Behörde sicher. „Und wir waren auch nie gefährdet.“
Das Statistische Bundesamt hat im Vorfeld der Europawahl bereits zehn Wahltests gemeinsam mit den Landesämtern durchgeführt, zwei werden noch folgen. „Unsere Behörde wiederum hat zwei Wahltests mit allen Kreiswahlleitern in Sachsen-Anhalt gemacht“, erzählte Reichelt. Dazu hätte man beim ersten Test die Ergebnisse der letzten Europa-Wahl genutzt.
In Sachsen-Anhalt sind im Rahmen der Europawahl 1,85 Millionen Menschen wahlberechtigt
„Um einen echten Vergleich zu haben.“ Beim zweiten Test sollte dann versucht werden, das System auszutricksen. „Dabei war versucht worden, uns mehr Wahlberechtigte unterzujubeln als es tatsächlich gibt“, erzählte Franziska Pitzschke, die demnächst die Leitung des Dezernats Wahlen beim Landesamt übernehmen wird. „Aber das ist den Kreiswahlleitern nicht geglückt“, lächelt sie.
In Sachsen-Anhalt sind im Rahmen der Europawahl 1,85 Millionen Menschen wahlberechtigt, 26.000 davon sind Unionsbürger, also EU-Ausländer. Ein Drittel davon sind Polen, ein Fünftel Rumänen. Im Saalekreis dürfen 152.567 Männer und Frauen über 18 ihr Kreuz auf dem Stimmzettel für die Europawahl machen (für die Kommunalwahlen sind es 155.428 Wahlberechtigte).
Anteil der Briefwähler von Wahl zu Wahl gestiegen
2.300 davon sind EU-Ausländer, davon 24 Prozent Polen, 21 Prozent Ungarn und 17 Prozent Rumänen. Außerdem dürfen genau 20 Briten im Saalekreis ihre Stimme für Europa abgeben. Das Durchschnittsalter der Wahlberechtigten liegt bei 54 Jahren.
Der Anteil der Briefwähler sei von Wahl zu Wahl gestiegen, sagte Michael Reichelt. Bei der letzten Bundestagswahl habe er am Ende bei 18 Prozent gelegen. „Diese Zahl hatten wir bereits zu Beginn dieser Woche erreicht“, sagte Reichelt, der mit den Mitarbeitern seiner Behörde lediglich als Wahlrechenzentrum für die Europawahl zuständig ist. „Für die Kommunalwahlen ist es lediglich ein Service von uns, dass wir die Ergebnisse auf unserer Seite veröffentlichen.“
Zahl der Wähler der Rubrik „männlich, divers oder ohne Angabe im Geburtsregister“ gezählt
Neu bei der aktuellen Wahl ist, dass es für Statistiken neben den bisher erfassten Geschlechtern männlich und weiblich auch die Form divers geben wird. Für die Erhebung der repräsentativen Wahlstatistik wurde allerdings vom Bundeswahlleiter festgelegt, dass die Zahl der Wähler dieser Gruppe zur Rubrik „männlich, divers oder ohne Angabe im Geburtsregister“ gezählt werden. „Grund ist die Tatsache, dass die Gruppe divers so klein ist, dass das Wahlgeheimnis gefährdet wäre“, erklärt Behördenpräsident Reichelt.
Für die repräsentative Wahlstatistik werden übrigens 90 Wahlbezirke berücksichtigt - 70 Urnen- und 20 Briefwahllokale. Diese wurden deshalb ausgewählt, weil die Wähler, die dort ihre Stimme abgegeben haben, bei der letzten Europawahl ziemlich nah an das amtliche Endergebnis herangekommen waren und somit repräsentativ waren. Zu den für die Statistik ausgewählten Wahlbezirken gehören auch sechs im Saalekreis, nämlich drei in Braunsbedra, zwei in Landsberg und einer in Mücheln.
Wenn am Sonntag die Wahllokale öffnen
Wenn am Sonntag die Wahllokale öffnen, werden nach und nach auch die ersten zuständigen Mitarbeiter des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt in der Behörde eintreffen. Um 10 Uhr wird es eine erste Meldung zur Wahlbeteiligung geben, ab 18 Uhr dann Hochrechnungen. Ab 18 Uhr wird Pressesprecherin Jana Richter-Grünewald auch den Twitter-Account der Behörde unter https://twitter.com/statistiklsa bedienen und Interessierte so auf dem Laufenden halten.
„Ein vorläufiges Landesergebnis wird es allerdings keinesfalls vor 23 Uhr geben, da in Italien bis 23 Uhr gewählt werden kann“, erklärt Reichelt die Schwierigkeit bei dieser Wahl. (mz)