Von Wildkamera gefilmt: Von Wildkamera gefilmt: Hat dieser Mann Hochsitze abgefackelt?

Frankleben - Im Fall der Brandserie angezündeter Jagdsitze rund um den Geiseltalsee gibt es einen Verdächtigen. Auf die Spur gekommen ist ihm die Polizei durch die Jäger selbst.

Rückblick: Seit September brannten nach Auskunft der Jäger mehr als zehn Jagdkanzeln am nördlichen und östlichen Seeufer ab, zuletzt zwei nach Weihnachten in Höhe der Klobikauer Halde und der Halde Blösien. Die Mitglieder der betroffenen Jagdgemeinschaften sind entsetzt. Denn offenbar geht es dem Täter nicht darum, jemand Bestimmten zu schaden, sondern um die Jagd selbst. Sie beklagen nicht nur jedes Mal Sachschaden von rund 700 Euro. Sie verweisen auch auf die Gefahr ganzer Waldbrände durch die Feuer nach dem trockenen Sommer 2018. Und sie fühlen sich in ihrer wichtigen Funktion als Naturschützer angegriffen und bedroht.

Jäger Mark Debertshäuser von der Jagdgemeinschaft Frankleben ist ein Betroffener. Schon drei Tage nach dem Aufstellen einer Kanzel an der Halde Blösien bemerkt er eine Sachbeschädigung und wenig später eine versuchte Brandstiftung mit Kohleanzünder.

Dann macht die von ihm neben der Kanzel aufgestellte Wildkamera Mitte November eine interessante Aufnahme. Ein Radfahrer in Sportsachen, mit Helm und Rucksack hat sein Rad abgestellt, sieht sich mehrfach um, klettert die Stufen hoch, kommt wieder herunter und fährt weg. „Er wird an den von mir angebrachten Vorhängeschlössern gerüttelt haben, aber nicht hinein gekommen sein“, vermutet der Jäger.

Genützt hat das Verriegeln seiner Kanzel letztlich nichts. Am 29. November findet er sie abgebrannt vor, holt die Polizei und übergibt den Beamten bei der Gelegenheit den Speicherchip der Wildkamera mit der Aufnahme.

Durch Zufall sieht er den Mann von dieser Kameraaufzeichnung Tage später am See wieder, fährt ihm nach, um mit ihm zu reden, verliert ihn aber aus den Augen. Am Sonntag vor Weihnachten fährt jener Radfahrer in Frankleben wieder an ihm vorbei.

Er flüchtet offenbar vor einem Auto. Darin sitzt ein Jagdkollege, der die Wildkamera-Aufnahme ebenfalls kennt, dem Mann auf dem Geiseltalsee-Rundweg begegnete und wiederholt vergebens ansprach. Nun setzen sich beide Jäger gemeinsam ins Auto und fahren dem Rad hinterher. Parallel dazu informieren sie die Polizei. Tatsächlich gelingt es den Beamten schließlich, den Mann anzuhalten. Sie nehmen seine Personalien auf. Nun laufen Ermittlungen.

Das Polizeirevier Saalekreis ruft aktuell mögliche Geschädigte, die noch keine Anzeige erstattet haben, dazu auf, sich zu melden. Mark Debertshäuser und die anderen Jäger können nur hoffen, dass sie tatsächlich halfen, den Brandstifter zu ermitteln, dass dem Mann die Taten nachgewiesen werden können und er bestraft wird.

Auf ein Ende der Brandserie hofften sie bislang vergebens. Denn auch nach ihrer filmreifen detektivischen Verfolgungsjagd wurden wieder zwei Jagdsitze abgebrannt. Die Jäger vermuten aus Rache. (mz)