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Visionär für die ganz große Finanzpolitik Visionär für die ganz große Finanzpolitik: Sparkasse trauert um verstorbenen Manager

Von Dirk Skrzypczak 09.06.2020, 08:30
Die Sparkasse im Altkreis Merseburg-Querfurt führte Spielhagen aus der Krise in sicheres Fahrwasser. Allerdings hatte er nicht nur Erfolg.
Die Sparkasse im Altkreis Merseburg-Querfurt führte Spielhagen aus der Krise in sicheres Fahrwasser. Allerdings hatte er nicht nur Erfolg. Peter Wölk

Halle (Saale) - Ein Visionär für die ganz große Finanzpolitik war Volkhard Spielhagen nicht. Aber ein Kämpfer. Vor allem für „seine“ Bank. Von 1997 bis 2007 war der Brandenburger Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Merseburg-Querfurt. Zehn Jahre mit Höhen und Tiefen, die bis heute nachhallen. Am 31. Mai war der einstige Top-Manager knapp einen Monat vor seinem 81. Geburtstag verstorben. In Kolzenburg, einem Ortsteil von Luckenwalde, wird er an diesem Dienstag beigesetzt.

Es ist ein zwiespältiges Bild, das von Spielhagen in Erinnerung bleiben wird. Als er 1997 seinen Job in „MQ“ antrat, galt er als Retter des kriselnden Bankhauses. Noch 2004, zu einem 65. Geburtstag, überschlugen sich die Gratulanten mit ihren Lobeshymnen - und das bis in den Sparkassenverband hinauf. Doch später kühlte sich das Verhältnis zur lokalen Politik ab, was nicht nur daran lag, dass Spielhagen in seiner Amtszeit alles unternahm, um eine Fusion mit der Stadt- und Saalkreisparkasse Halle zu verhindern.

Nicht bei jedem seiner Projekte ein glückliches Händchen

Auch hatte er nicht bei jedem seiner Projekte ein glückliches Händchen. Das Fass zum Überlaufen brachte ein Kreditgeschäft mit einer Metall verarbeitenden Firma aus dem Altkreis Merseburg-Querfurt. 1,8 Millionen Euro soll Spielhagen dem Unternehmen zwischen 2001 und 2005 bewilligt haben. Als der Betrieb die Summe nicht zurückzahlen konnte, wollte Spielhagen die Firma verkaufen, um die Schulden zu tilgen. Der Plan scheiterte, die Sparkasse blieb auf dem Verlust sitzen. Die Saalesparkasse als Rechtsnachfolgerin verklagte Spielhagen daraufhin auf Schadensersatz. Prozessiert wurde in Brandenburg.

Ein gutes Jahrzehnt zog sich der Marathon hin. Zuletzt befasste sich das Oberlandesgericht (OLG) in Brandenburg mit dem Fall und wies die Klage der Saalesparkasse nach einem schier endlosen Hin und Her diverser Gutachten auch in zweiter Instanz ab. Dass der Vorstandsboss nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnte, lag an dem Aufhebungsvertrag, den Spielhagen 2007 mit dem Altkreis Merseburg-Querfurt ausgehandelt hatte. Laut dem Papier sind spätere Haftungsansprüche gegen Spielhagen ausgeschlossen. Die Politik hatte dem Bankier einen Persilschein ausgestellt, an dem sich die Saalesparkasse die Zähne ausbiss. Die Gerichte sahen in dem Passus nämlich einen gewollten Rechtsfrieden.

Der jahrelange Rechtsstreit spielt in dem Nachruf keine Rolle

In einer Anzeige in der MZ trauert die Saalesparkasse nun mit den Angehörigen des verstorbenen Managers. Mit seinem langjährigen Wirken habe er sich um das Vorgängerinstitut verdient gemacht, heißt es. Der jahrelange Rechtsstreit spielt in dem Nachruf keine Rolle. „Unserer Meinung nach gebietet es der Anstand, dass man sich wertschätzend gegenüber Verstorbenen äußert - und das generell, also auch, wenn man eventuell Differenzen hatte oder Gerichte bemüht werden mussten, um Rechtspositionen klären zu lassen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Fox am Montag der MZ.

Volkhard Spielhagen hatte zu den Vorwürfen stets geschwiegen. Im Juni 2004, als er seinen 65. Geburtstag feierte, hatte er übrigens auf Geschenke verzichtet. Stattdessen bat der Jubilar um Spenden für die Orgeltage in Merseburg. Mehrere Tausend Euro kamen zusammen. Sein soziales Engagement hatte sich Spielhagen bis zuletzt bewahrt. Und so wünschte er sich statt Blumen für sein Grab lieber Spenden für den Förderverein des Tierparks Luckenwalde. (mz)

Volkhard Spielhagen (1939 - 2020)
Volkhard Spielhagen (1939 - 2020)
Peter Wölk