Übung des Zolls Übung des Zolls: So reagieren Beamte am besten auf renitente Bürger

Schafstädt - Freundlich, aber bestimmt klopft der Beamte ans Autofenster und spricht den Fahrer an. Genervt, aggressiv und unkooperativ reagiert der Mann hinter dem Steuer. Zeit für die Beamten, andere Seiten aufzuziehen: Der Zöllner greift sich den Mann, zerrt ihn aus dem Auto und zu zweit drücken sie den renitenten Fahrer zu Boden.
Als Zollbeamter muss man auch aushalten, wenn die eigenen Kollegen einem das Gesicht auf den Stroh gleichenden Rasen drücken. Die Beamten des Zollbereichs Finanzkontrolle Schwarzarbeit aus Halle und Dessau trainieren regelmäßig für ihre Einsätze und auch jene Fälle, bei denen sich die Befragten nicht kooperativ verhalten. „Das ist die Extremsituation“, sagt Mark Menge, Beauftragter für Eigensicherung beim Zoll und Organisator dieser Trainings.
Zoll übt den Extremfall: Darum sind diese Übungen so wichtig
Doch auch diese Handgriffe müssen die Zöllner regelmäßig üben. Schließlich gehört zu ihren Aufgaben bei groß angelegten Kontrollen, beispielsweise Lkw- und Autofahrer anzuhalten und deren Dokumente zu prüfen. „Nicht alle Kollegen sind regelmäßig im Außendienst und deshalb sind die Übungen so wichtig“, sagt Menge. Dabei gehe es gar nicht so sehr um neue Techniken, sondern eher um das in der Ausbildung Gelernte aufzufrischen und zu wiederholen.
Übung in Schafstädt: Im Vordergrund steht, dass die Kollegen sicher sind
Dafür stehen an der Turnhalle in Schafstädt an diesem Tag drei Autos. „Im Vordergrund der Übungen steht die Eigensicherung der Beamten“, so Menge, während seine Kollegen in Gruppen zu den Autos gehen. In verschiedenen Szenarien üben die Beamten, wie sie an die Fahrzeuge herantreten und ihrem Gegenüber begegnen.
Auch wenn es auf den ersten Blick brutal wirkt, die Einsatztechniken sind so entwickelt, dass dem Gegenüber so wenig Schaden wie möglich zugeführt wird, gleichzeitig sollen die Beamten aber die Kontrolle behalten. Viermal im Jahr müssen sie diese und ähnliche Einsatzübungen absolvieren, darüber hinaus wird das Schießen trainiert und regelmäßig Sport getrieben.
Extremsituationen gibt es für die Zollbeamten selten - dafür häufiger Beleidigungen
Mark Menge ist selbst bei Einsätzen tätig. Er schaut sich Abläufe an und kann so die Techniken auf den Prüfstand stellen. Vieles habe sich bewährt und ändere sich daher nicht oft. „Lediglich wenn wir beispielsweise eine neue Schusswaffe bekommen, müssen die Kollegen im Umgang geschult werden.“
Schwere Zwischenfälle und Extremsituationen, wie sie hier trainiert werden, würden aus Sicht des Zöllners nicht zunehmen. „Das Niveau ist gleichbleibend.“ Zugenommen hätten jedoch Beleidigungen, wie die Erfahrung zeige.
Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit ist nur eine Abteilung des Hauptzollamtes mit Sitz in Magdeburg. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Kontrolle von Mindestlohn, illegaler Beschäftigung, Sozialversicherungsbetrug und Scheinselbstständigkeit. Die Zöllner führen jährlich vier große bundesweite Kontrollen und zwei regionale durch. Das seien feste Termine, zu denen die tägliche Arbeit käme. Eine der großen Kontrollen zielte jüngst vor allem auf den Einzelhandel ab. (mz)
