Waldsterben am Petersberg Trockenheit verschärft Waldsterben am Petersberg: Warum Förster über ein Umweltdrama sprechen

Halle (Saale) - Der Regen der vergangenen Tage kommt für viele Bäume zu spät. Und die Niederschlagsmenge ist so gering, dass sie den ausgetrockneten Wäldern keine Entspannung bringt. Dramatisch ist die Situation im 250 Hektar großen Forstgebiet am Petersberg, ein beliebtes Ausflugsziel. „Die Hälfte bis Zweidrittel der Laubbäume sind nicht mehr zu retten. Der Wald löst sich auf“, sagt Holger Koth, Leiter im Forstbetrieb Süd in Sachsen-Anhalt.
Buche, Eiche, Ahorn, Linde: Die Kronen der bis zu 150 Jahre alten Laubbäume tragen kaum Blätter. Vor allem Rotbuchen sind betroffen. 40 Jahre arbeite er in der Forstwirtschaft. So eine Situation habe er noch nie erlebt. Die Folgen, meint er, könne man derzeit gar nicht abschätzen. „Das Landschaftsbild mit dem Wald, so wie wir es als Heimat bezeichnen, wird es künftig nicht mehr geben. Und es gibt nichts, das wir in der jetzigen Lage dagegen tun können.“
Waldsterben am Petersberg ist ein Umweltdrama mit nachhaltigem Ausmaß
Die MZ ist mit Koth und Falko Jeckel, dem Sicherheitsbeauftragten im Forstbetrieb Süd, am Petersberg unterwegs. Solange man nicht nach oben schaut, sieht der Wald grün aus, die Bodenvegetation ist üppig. „20 bis 25 Zentimeter der Erde sind feucht. Darunter ist der Boden aber bis in eine Tiefe von vier Metern ausgetrocknet. Und genau dort sind die Wurzeln der alten Bäume“, sagt Koth. Und die Lage in den Wäldern, vor allem am Petersberg, werde für Waldarbeiter aber auch für Wanderer immer gefährlicher. „Nachts ist es kühl, tagsüber warm bis heiß. Durch die Hitzespannung brechen tote Äste ab und stürzen herunter“, sagt Koth.
Beispiele dafür lassen sich am Petersberg genügend finden. Der Forstbetrieb, eine Einrichtung des Landes, ist alarmiert. „Wir prüfen alle Optionen. Warnschilder aufzustellen, könnte nicht reichen. Vermutlich müssen wir ganze Waldgebiete sperren“, sagt Jeckel. Das Umweltdrama, so Koth, habe bereits 2018 begonnen. Zwischen 300 und 400 Liter Niederschlag fehlten im Jahr. „Dadurch sind die Bäume schon im Juli, August in die Winterruhe gegangen.“ Ein Schutzmechanismus, der jetzt nicht mehr funktioniert.
Es sind vor allem die Kiefern, die in der 630 Hektar großen Dölauer Heide - Halles grüner Lunge - der Trockenheit nicht standhalten. Sie sterben ab oder werden zu Opfern von Schädlingen wie dem Borkenkäfer, die den geschwächten Bäumen den Rest geben. „Bei den Laubbäumen ist die Situation zum Glück nicht so dramatisch wie am Petersberg. Wir profitieren davon, dass wir andere Böden haben.
Allerdings ist auch bei uns die Rotbuche besonders gefährdet“, sagt Revierförster Torsten Nieth. Die Eichen seien noch vergleichsweise kräftig. „Allerdings wird sich die Situation auch in der Dölauer Heide zuspitzen, wenn Regen ausbleibt“, sagt Nieth. Im Juni hatte die Stadtverwaltung erklärt, dass sich die Trockenschäden an Bäumen für 2018 auf geschätzte 1,1 Millionen Euro summieren - ohne die Dölauer Heide. 748 Bäume waren im vergangenen Jahr im Stadtgebiet durch die Trockenheit abgestorben. (mz)
Langanhaltende Trockenheit und geringer Niederschlag verschärfen das Waldsterben
Durch den Trockenstress seien die Wurzeln und das Versorgungssystem in der Rinde beschädigt - am Petersberg, einer Porphyrkuppe, die die Trockenheit verschärft, sei es besonders schlimm. Die Photosynthese bleibt aus, Kronenäste sterben ab, im geschwächten Laubholz greifen Pilze an. Experten sprechen vom Schleimfluss oder den schwarzen Flecken. Neben dem ökologischen gibt es auch einen wirtschaftlichen Schaden. Durch die Holzfäule werden die Stämme entwertet. „Die Konsequenzen für die Waldwirtschaft lassen sich heute noch gar nicht ermessen“, sagt Koth.
Alleine den betriebswirtschaftlichen Schaden im Forstbetrieb Süd, der sich um den Landeswald im Saalekreis, den Burgenlandkreis, in Mansfeld-Südharz und dem Harz kümmert, beziffert er auf rund 20 Millionen Euro. Vor allem die Rotbuche dürfte bald nur noch sehr selten zu finden sein. Eichen sind robuster, aber auch schon schwer gezeichnet. „Und wir müssen ehrlich sagen, dass niemand weiß, was uns noch erwartet. Einen Alleskönner, also eine Baumart, die der Trockenheit widersteht und in unser Klima passt, gibt es nicht.“ (mz)

