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SV Naunhof SV Naunhof: Nico Kanitz spielt wieder daheim

Von Knut Stahmer 25.07.2016, 20:59
Nico Kanitz (r.) geht ab sofort für Naunhof ins Kopfballduell.
Nico Kanitz (r.) geht ab sofort für Naunhof ins Kopfballduell. Peter Wölk

Naunhof/Merseburg - Wenn man Ozeanriesen als Nonplusultra des Urlaubs auf dem Wasser mit dem Fußball auf Bundesliga-Niveau oder höher vergleicht, stand Fußballer Nico Kanitz als Kapitän des Halleschen FC auf der Kommandobrücke eines Passagierschiffes, das Touristen über Donau oder Rhein befördert.

Auch beim VfB Imo Merseburg hatte er den Hut auf. Der Spielführer kommandierte, um im maritimen Bild zu bleiben, einen Ausflugsdampfer auf der Saale.

Nach dem letzten Spiel des Verbandsliga-Vizemeisters heuerte er ab. Mit 36 Lenzen fühlte sich Kanitz reif für die Fußballrente. Seit Sonntag nun ist er Hobby-Skipper in seinem Heimathafen. Der Linksfuß spielt künftig beim SV Naunhof in der Kreisoberliga Muldental/Leipziger Land.

„So ein bisschen Freizeitfußball war das ja auch schon in Merseburg“, sagt Kanitz mit einem Augenzwinkern. „Zumindest waren es keine Profibedingungen wie beim HFC oder meinen Stationen zuvor.“

Und so kehrt der „Dicke“ dahin zurück, wo für ihn sein ereignisreiches Fußballerleben begann. „Hier war mein Bolzplatz, hier war meine Schule.

Es ist schön, wieder zurück in der alten Heimat zu sein“, freut sich der gebürtige Wurzener, der vor dem Durchlaufen der Jugendstationen beim damaligen VfB Leipzig in den 1990-er Jahren im Naunhofer Nachbarort beim SV Großsteinberg gegen den Ball trat.

„Unser Königstransfer“

Wie wichtig allein schon Erfahrung und Cleverness von Nico Kanitz für seinen „alten neuen“ Verein sein können, zeigen allein die letzten Test-Ergebnisse des SV Naunhof. Ohne den Mann mit der Dauer-Rückennummer 17 ging der SV Naunhof beim FC Eilenburg 0:14 unter. Mit ihm wurde gegen Fortuna Leipzig 11:2 gewonnen. Nico Kanitz schoss die ersten beiden Tore.

„Er ist unser Königstransfer“, sagt der Präsident des SV Naunhof voller Stolz. Auch da schließt sich ein Kreis zweier alter Bekannter: Per Handschlag machten Kanitz und Vereins-Chef Rainer Lisiewicz den Deal perfekt.

„Etwas anderes mache ich in dieser Liga, wo man jeden Euro zwei Mal umdreht, nicht. Nico kann seinen Lebensabend hier verbringen. Und ich freue mich einfach, dass wir endlich zusammengekommen sind.“

Als Lisiewicz von 2004 bis 2009 Trainer beim 1. FC Lok Leipzig war, hatte Kanitz „einfach höhere Ambitionen“, wie sich Lisiewicz erinnert. „Später wolle ich ihn zu Union Sandersdorf holen - da kam Imo dazwischen.“

Ganz nebenbei hat auch Rainer Lisiewicz - als Mittelfeldspieler mit Lok DDR-Pokalsieger und Europapokal-Halbfinalist - eine Merseburger Vergangenheit. Nach seinen ersten Trainerstationen übernahm „Liese“ 1987 die BSG Chemie Schkopau, die 1991 in den SV Merseburg 99 überging.

Transfer-Vermittler Fraunholz

Trotzdem reichte Lisiewiczs sportliche Vergangenheit allein nicht aus, um Nico Kanitz vom Wechsel nach Naunhof zu überzeugen.

Als Initiator des Transfers geht Naunhofs Stürmer Benjamin Fraunholz vielleicht irgendwann mal in die Vereins-Historie ein. „Beide sind seit Jahren beste Kumpels. Als Nicos Ende in Merseburg fest stand, hat Benjamin ihm mehrfach gut zugeredet“, sagt der mittlerweile 67 Jahre alte Lisiewicz.

Der Zufall wollte es dann, dass das „Nationalteam Sachsen“ - ein Team aus ehemaligen Bundesligaspielern des Ostens wie Ulf Kirsten, Tomislav Piplica oder Dariusz Wosz - Mitte Juni in Naunhof spielte. Nico Kanitz verjüngte die in die Jahre gekommene Truppe ungemein.

Rainer Lisiewicz: „Da haben wir uns das erste Mal konkret über ein Engagement unterhalten. Ich wusste ja, dass Nico was für seine späten Tage sucht. Offenbar konnten wir ihm das hier bieten.“

Und so ist der Liegeplatz der Kanitz’ Jolle in Naunhof. Zwei Mal pro Woche läuft sie zum Training aus. Zumindest theoretisch. Reeder Rainer Lisiewicz sieht das übrigens nicht so eng. (mz)