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Tradition  So will Spergau das Lichtmeß-Erbe hochhalten

Von Melain van Alst 16.01.2017, 14:58
Monika Straube hat mit Puppen die Positionen des Lichtmeß-Umzugs nachgestellt.
Monika Straube hat mit Puppen die Positionen des Lichtmeß-Umzugs nachgestellt. Peter Wölk

Spergau - Die Spergauerin Silke Terne ist mit ihren Kindern in der bei 1. Tag der Lichtmeß in der Jahrhunderthalle und packt kräftig mit an. Tochter Letizia ist in diesem Jahr zum zweiten Mal bei der kleinen Lichtmeß dabei. Sie und ihr Bruder treten in die Fußstapfen ihrer Eltern. „Mein Mann und ich waren ein Lichtmeßpaar“, sagt Silke Terne.

1996 sei sie das erste Mal Küchenmädchen gewesen und ihr Mann damals Küchenbursche. Die beiden haben sich verliebt, geheiratet und zwei Kinder bekommen, die nun ebenfalls an der Lichtmeß teilnehmen. Sie tragen die Tradition weiter. Und Silke betreut an diesem Tag die Kinder der kleinen Lichtmeß. „Sie dürfen ihre Position auf die T-Shirts malen“, sagt sie. „Das ist eine schöne Erinnerung.“

Kinder tragen Tradition der Lichtmeß weiter

Mit dem Blick hinter die Lichtmeß-Kulissen geht der Verein an diesem Tag in Spergau einen neuen Weg. Erstmalig werden Kostüme ausgestellt und den Kindern auch das Basteln und Flechten der Kostüme beigebracht. Wissen, das ein wichtiger der Teil der Tradition ist und weitergetragen werden muss. „Wir wollten in diesem Jahr auch nichts dem Zufall überlassen und sind von Haustür zu Haustür gegangen, um Kinder für die Lichtmeß zu begeistern“, sagt Sören Statz der erste Küchenbursche der Lichtmeß-Gesellschaft.

Für ihn ist es das letzte Jahr als Küchenbursche und vielleicht auch das letzte Jahr in der Lichtmeß. „Es gäbe zwar noch die Möglichkeit als Bär oder Pferd ein Jahr zu machen, aber als Küchenbursche war es das dann.“

Nachwuchs fehlt der Lichtmeß

Und damit könnte der heute 31-Jährige im kommenden Jahr das erste Mal nur als Zuschauer an dem jährlichen Spektakel teilnehmen. Denn schon als Kind sei die Lichtmeß in seiner Familie immer gefeiert worden. „Ich weiß nicht wie das wird, ohne aktiv dabei zu sein“, sagt er und lächelt.

Dennoch liegt ihm die Nachwuchsarbeit am Herzen. „Es kommen einfach nicht mehr so viele nach, wie das früher noch der Fall war.“ Am besten, so Statz, könne man dies an der Anzahl der Schwarzmacher und Pritscher sehen. Zu seiner Zeit seien auf diesen Positionen jeweils 30 Mitglieder gewesen, in diesem Jahr wird es nur sechs Schwarzmacher und zwei Pritscher geben.

Lichtmeß in Spergau: Schon früh um sieben Uhr ist das ganze Dorf auf den Beinen.

Bei dem Fest ist bereits am frühen Morgen das ganze Dorf auf den Beinen, wenn um 7 Uhr der Lichtmeß-Umzug durch den Ort startet. Mit dem Brauch soll in jedem Jahr der Winter endgültig vertrieben und der Frühling willkommen geheißen werden. Dabei gelten innerhalb des Umzuges feste Rollen und eine strenge Hierarchie. Und außer auf der Position der Küchenmädchen, sind Frauen nicht als Teil der Lichtmeß-Gesellschaft erlaubt. „Es müssen Jungen und Männer sein, die auch noch in Spergau leben“, so Sören Statz.

Ausstellung als Auftakt der Lichtmeß

Die Ausstellung war nun der Auftakt und in den kommenden Wochen folgen die verschiedenen Veranstaltungen bis zur eigentlichen Lichtmeß am 5. Februar. Doch die Tradition, die in vielen Spergauer Familien bereits über Generationen hinweg fortgeführt wird, lockt auch Neu-Spergauer an. Zugezogene können ebenso Teil der Lichtmeß werden.

Wird Jahrhunderte alte Lichtmeß Unesco-Kulturerbe?

Aber auch Zurückgekehrte wie Monika Straube beteiligen sich auf ihre Art an dem Erhalt der Tradition. Sie, selbst einst Küchenmädchen, hat 2010 damit begonnen, die Positionen des Lichtmeß-Umzugs mit Puppen nachzubilden. Teilweise hat sie die Kostüme sogar selber genäht. Zur eigentlichen Lichtmeß stellt sie die Puppen in den Vorgarten und anlässlich der Ausstellung wurden sie erstmalig in der Jahrhunderthalle gezeigt.

Aus Sicht der Spergauer ist das Jahrhunderte alte Fest eine zu schützende Tradition. Deshalb hat sich der Verein mit der Lichtmeß als immaterielles Unesco-Kulturerbe beworben. Bislang steht die Entscheidung noch aus, ob sie es auf die Liste schaffen. (mz)