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Sind die Wege das Problem? Sind die Wege das Problem?: Warum die Brückensanierung in Dölkau problematisch ist

Von Robert Briest 21.01.2020, 11:53
Der Schlossteich gehört laut Ortsbürgermeister der Stadt, das umgebende Land nicht.
Der Schlossteich gehört laut Ortsbürgermeister der Stadt, das umgebende Land nicht. Katrin Sieler

Dölkau - Viel idyllischer könnte die Brücke am Dölkauer Schlossteich nicht gelegen sein. Umstanden von den Ausläufern des Auwalds überspannt sie eine Engstelle des Gewässers, auf dem Schwäne ihre Runden drehen. Nur die grellorange besprühten Holzpflöcke, die im Vorfeld des Bauwerks im Boden stecken, stören den Gesamteindruck.

Zwei Brücken besitzen kein Wegrecht

Und damit sind wir beim Problem angekommen. Die Brücke soll als eine von vieren in und um das zu Zweimen gehörende Dorf erneuert werden. Gesamtkosten etwa 200.000 Euro. Allen vier Neubauten hat der Ortschaftsrat bereits zugestimmt. Zwei davon, beide liegen im Wald und würden im Brandfall vor allem als Feuerwehrzuwegung dienen, seien auch unproblematisch, sagt Ortsbürgermeister Rüdiger Patzsch (AfD).

Bei den anderen beiden sei das anders. Das Problem sind die Wege zu und hinter den Brücken, für die die Kommune keine Wegerecht besitzt. Er fürchtet daher, dass die Stadt Leuna Zehntausende Euro für Brückenbauten ausgibt, die irgendwann gar nicht mehr genutzt werden können.

„Der Teich gehört der Kommune, alles ringsherum dem Schlossbesitzer“

„Die Brücken sind sanierungsbedürftig“, stellt Patzsch fest. „Anhand einer Bewertungsmatrix wurden ihr Zustand als ,Ersatzneubau’ bewertet.“ Soll heißen der Aufwand für Reparaturen wäre zu groß. „Die Brücken sind geplant und beauftragt. Die Materiallieferungen sind erfolgt. Doch seit Herbst gibt es einen Baustopp“, berichtet Patzsch vor Ort.

Er steht vor der Brücke: Damit befänden wir uns auf dem Grundstück des Schlossbesitzers, erklärt er: „Der Teich gehört der Kommune, alles ringsherum dem Schlossbesitzer.“ Der sei schon im November angeschrieben worden, bisher gab es von ihm keine Reaktion, erzählt der Ortsbürgermeister und sieht weitere Probleme. Der Weg, der über die Brücke führt, sei der Zugang zu beliebten Rad- und Fußwegen in der Aue.

Der Bach gehört der Stadt, die Wiese privaten Pächtern

Doch bereits 50 Meter hinter der Brücke gehöre der Weg einem weiteren Besitzer, der den Wald einst der Treuhand abkaufte. Aus Patzschs Sicht müsste daher das Wegerecht von den Eigentümern im Grundbuch festgehalten werden, bevor die Bauarbeiten beginnen. „Es macht wenig Sinn, die Brücke zu bauen, wenn die Gefahr besteht, dass sie uns irgendwann gesperrt wird.“

Die zweite Brücke führt – reichlich schief – am östlichen Ortsausgang über den Augraben. Einst habe dort ein Radweg begonnen, berichtet der Ortsbürgermeister. Heute führt nur ein Trampelpfad über eine Wiese zur Brücke, an die sich ein Waldweg anschließt. Der Bach gehört der Stadt, die Wiese sei von Privatleuten verpachtet worden.

Brückensanierung problematisch: Wegrecht nicht schriftlich festgehalten

Der Pächter habe schon gesagt, dass er kein Wegerecht einräumt. Patzsch, so lässt sich zwischen den Zeilen heraushören, könnte auf die Brücke verzichten. Sie sei nur eine Abkürzung zu einem Waldweg, der auch anderweitig erreichbar wäre. Die Stadt Leuna ließ eine Anfrage der MZ zum Stand der Verhandlungen mit den Eigentümern und bereits getätigten Ausgaben für die Brücken unbeantwortet.

Im jüngsten Stadtrat hatte Bauamtsmitarbeiter Frank Hartmann auf Anfrage von Patzsch eingeräumt, dass die Grundstückssituation problematisch sei. Bei der Brücke über den Augraben habe man sich auf Wegerecht verlassen, das seit Jahrhunderten besteht, aber nirgends schriftlich festgehalten ist. Weil es eine Baugenehmigung vom Kreis gab, sei man davon ausgegangen, dass alle naturschutzrechtlichen Belange geklärt seien: „Das stellt sich im Nachgang schwieriger da.“ (mz)