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"Schraxit" im Saalekreis "Schraxit" im Saalekreis: Wohin kann die Stadt Schraplau abbiegen?

Von Anke Losack 21.11.2019, 13:30
Das Ortsschild zeigt, wohin die Reise Schraplaus gehen könnte.
Das Ortsschild zeigt, wohin die Reise Schraplaus gehen könnte. Katrin Sieler

Schraplau - Auf die Frage, ob die Einheitsgemeinde Seegebiet Mansfelder Land (Mansfeld-Südharz) die Stadt Schraplau aus dem Saalekreis aufnehmen würde, muss Bürgermeister Jürgen Ludwig (parteilos) zunächst lachen. Dann meint er: „Wenn ich das meinen Gemeinderat frage, sagen die ’Bist du verrückt’.“

Seine Einheitsgemeinde sei jetzt einigermaßen schuldenfrei. „Dieses Jahr haben wir den Haushalt das erste Mal ausgeglichen“, so Ludwig und blickt auf Schraplau: „Fußwege und Straßen müssten dort gemacht werden und viele andere Sachen. Da müssten wir Millionen erst einmal reinstecken.“

Frage nach der Aufnahme Schraplaus kommt nicht von ungefähr

Die Frage nach der Aufnahme Schraplaus kommt nicht von ungefähr. Schließlich waren aus der Stadt Rufe nach dem „Schraxit“, dem Austritt aus der Verbandsgemeinde Weida-Land, hörbar. Auslöser dafür ist die in der Verbandsgemeinde gefasste Entscheidung, die Außenstelle der Verwaltung im Schraplauer Rathaus Mitte 2021 zu schließen und die Ämter dann mit zum Hauptsitz nach Nemsdorf-Göhrendorf zu verlegen.

Schraplau, wo laut Statistischem Landesamt Mitte dieses Jahres 1.076 Menschen lebten, könnte nicht allein weitermachen. Die Stadt müsste eine Gemeinde finden, die sie aufnimmt. Wie wäre es zum Beispiel mit der neun Kilometer entfernten Stadt Querfurt? An die grenzt Schraplau allerdings nicht direkt an. Schon deshalb, so Querfurts Bürgermeister Andreas Nette (parteilos) gegenüber der MZ, würde eine Aufnahme nicht in Frage kommen. Zumindest territorial passend wäre der Anschluss an das Seegebiet.

„Schraplau hat früher sogar zum ehemaligen Seekreis dazu gehört“

„Schraplau hat früher sogar zum ehemaligen Seekreis dazu gehört“, merkt Jürgen Ludwig an. Der Mansfelder Seekreis war ein Landkreis, der zwischen 1816 und 1950 bestand. Schraplau war dort neben Eisleben, Gerbstedt und Alsleben an der Saale eine von vier Städten. Nach 1950 wechselte Schraplau in den Kreis Querfurt, schloss sich später mit Alberstedt, Esperstedt und Farnstädt zur Verwaltungsgemeinschaft „Weitzschker Weidatal“ zusammen.

Nach Gebietsreformen gehört Schraplau nun seit 2010 zur Verbandsgemeinde Weida-Land. Würde sich Schraplau nun einer Einheitsgemeinde anschließen, würde das bedeuten, dass man die Selbstbestimmung, die die Stadt als Mitglied in der Verbandsgemeinde hat, aufgibt. Schraplau wäre ein Ortsteil der Einheitsgemeinde, der Bürgermeister ein Ortsbürgermeister, der Stadtrat ein Ortschaftsrat.

„Wir müssten uns aber Stadt Schraplau nennen.“

„Ich kann mich erinnern“, sagt Ludwig, „vor Jahren hat mich schon mal ein Bürgermeister (von Schraplau, Anm. d. Red.) gefragt, ob wir nicht zusammengehen würden, da war ich noch Bürgermeister von Röblingen. Wir müssten uns aber Stadt Schraplau nennen.“ Da habe er abgewunken. „Ich habe gesagt: ,Hast du dir mal Schraplau angeguckt und hast du dir mal Röblingen angeguckt’“. Schon damals sei seine Gemeinde in der Entwicklung des Ortes, zum Beispiel bei der Infrastruktur, viel weiter gewesen.

Mitte des Jahres 2021 sollen die Ämter der Verbandsgemeinde-Verwaltung von Schraplau zum Hauptsitz nach Nemsdorf-Göhrendorf verlegt werden. Die Planungen für den Einzug der Ämter in die dortige ehemalige Schule haben bereits begonnen. So erklärte Jürgen Reh, Bürgermeister von Nemsdorf-Göhrendorf, in der jüngsten Gemeinderatssitzung, dass von der Verbandsgemeinde noch Räume im Objekt benötigt werden. „Für mich steht fest, ich werde das Bürgermeister-Zimmer räumen“, so Reh. Außerdem gibt es Anfragen der Verbandsgemeinde, inwieweit der Keller und Dachboden des Hauses für Räumlichkeiten genutzt werden könnte.

„Schraplau hat die 30 Jahre, wo andere was gemacht haben, verschlafen“, ist Ludwigs Meinung und er verweist etwa auf Einkaufsmöglichkeiten, die es in Schraplau nicht mehr gibt. „Das Einkaufsgebiet bei uns ist auch nicht allein gekommen, da wurden viele Gespräche geführt.“

Erfahrungsaustausch mit Vertretern aus Schraplau

Zu einem Erfahrungsaustausch mit Vertretern aus Schraplau sei er gern bereit, sagt Ludwig. Er ist sich jedoch sicher, eine Aufnahme Schraplaus in die Einheitsgemeinde können die Gemeinden nicht selbst entscheiden, zumal da noch eine Kreisgrenze dazwischen ist.

Wie von der Kommunalaufsicht des Saalekreises zu erfahren war, ist bereits ein einseitig gewollter Austritt Schraplaus aus der Verbandsgemeinde Weida-Land nicht ohne Weiteres möglich. Da dies eine Änderung der von den Mitgliedsgemeinden der Verbandsgemeinde geschlossenen Vereinbarung bedeuten würde, wäre ein mehrheitlicher Beschluss des Verbandsgemeinderates notwendig. (mz)