Rettungsübung in Schkopau Schkopau: Im Braunkohlekraftwerk wird die Rettung verunglückter Monteure geübt

Schkopau - Einige wenige Scheinwerfer sorgen hier, im schwarzen Loch des Braunkohlekraftwerks in Schkopau, für spärliches Licht. An mehreren Stellen des gewaltigen Kesselhauses klaffen kleine Löcher in den Wänden, Funken sprühen an den Reparaturstellen und sorgen für wenige Sekunden für etwas mehr Helligkeit. Die beste Aussicht auf das Spektakel unter ihnen haben die beiden Mitarbeiter der Firma Alpin.
In schwindelerregender Höhe von etwa 70 Metern baumeln sie mit Seilen gesichert an der Kesselwand. Die Prüftechniker kontrollieren nicht nur die Stärke der Restwand - sie sind auch so etwas wie eine Versicherung für verunfallte Monteure.
Höhenrettung im Kraftwerk Schkopau: Techniker werden im Notfall zu professionellen Ersthelfern
Es ist nicht die erste Revision im Schkopauer Kraftwerk, die die Firma Alpin aktuell begleitet. Seit Jahren ist man Partner des Betreibers Uniper, auch weil Alpin die Höhenrettung mit anbietet. „Unsere Mitarbeiter sind diverse Techniker, Ingenieure oder Kunststoffschweißer“, sagt Uwe Kästner, technischer Leiter des Leipziger Unternehmens. „Aber sie haben auch alle die Zusatzqualifikation in der Höhenrettung.“
Sollte es im Schkopauer Kraftwerk also zu einem entsprechenden Zwischenfall kommen - was bislang nie der Fall gewesen sei - würden die Techniker zu professionellen Ersthelfern, die andere Arbeiter in der Höhe versorgen oder auch abseilen, damit sie die Werkfeuerwehr am Standort im Optimalfall direkt als Patienten übernehmen kann.
Höhenrettung im Kraftwerk Schkopau: „Wenn man abstürzt und in den Seilen hängt, dann kommt es auf jede Minute an.“
„Es ist wie der Gurt beim Auto“, sagt Kraftwerksleiter Arne Köhler. „Den brauchen sie wahrscheinlich nie, aber wenn sie ihn brauchen, dann kann er Leben retten.“
Also sichert sich das Kraftwerk lieber doppelt ab - in Form von Werkfeuerwehr und Höhenrettern, um im Ernstfall schnell reagieren zu können. „Wenn man abstürzt und in den Seilen hängt, dann kommt es auf jede Minute an“, sagt Sylvio Sauer, Serviceleiter im Kraftwerk. Er weiß wovon er spricht, klettert er doch in seiner Freizeit selbst gern im Gebirge.
„Die Gurte drücken an den Beinen schnell die Blutzufuhr ab, außerdem ist man erstmal beeindruckt, wenn es abwärts geht“, meint er. Außerdem, ergänzt er, könne es schnell mal einen entsprechenden Notfall geben: Es reiche ja bereits ein Zuckerschock oder epileptischer Anfall auf einem Baugerüst - jenes im Schkopauer Kessel ist übrigens 68 Meter hoch.
Höhenrettung im Kraftwerk Schkopau: So läuft die Rettungsübung ab
„Die Zusatzausbildung dauert nur drei Wochen“, sagt Kästner. Für Höhenarbeiter ist sie schon deshalb unabdingbar, weil sie sich zunächst ja auch selbst retten können müssen. Deshalb gebe es auch regelmäßige Trainings.
Dass sie alles im Griff haben, zeigen an diesem Tag Sebastian Beilich und Daniel Fuhrmann. In einem anderen Bereich des Kraftwerks üben sie das Abseilen eines verunglückten Monteurs aus luftiger Höhe. Dazu haben sie ein Querseil gespannt, an dem ein Höhenretter mit dem auf einer Trage fixierten Patienten langsam nach unten schwebt.
Für die nötige Kontrolle sorgt dabei eine Seilwinde. „Wir hoffen, dass wir nie in dieser Funktion zum Einsatz kommen, aber sicher sein, kann man sich nie“, erklärt Kästner die Trainings. Keine Höhenangst habe übrigens keiner seiner Kollegen. „Dann würde auch der Respekt davor fehlen“, sagt er. (mz)