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Säfte aus der Region Säfte aus der Region: Für Bio-Mosterei in Großkugel ist Qualität nicht nur ein Siegel

Von Claudia Crodel 24.09.2020, 12:30
André Herrmann betreibt in Großkugel eine Biomosterei.
André Herrmann betreibt in Großkugel eine Biomosterei. Silvio Kison

Grosskugel - Dutzende grüne Plastikkisten stehen, ordentlich aufgestapelt, auf dem Hof in der Dorfstraße 22 in Großkugel. Darin befinden sich Äpfel. Keine großen, makellosen, wie sie in den Kaufhallen angeboten werden, sondern richtige Gartenäpfel, in unterschiedlichen Größen, und keiner sieht aus wie der andere. „Die Äpfel stammen von Kunden, die sie gepflückt und zu mir gebracht haben“, erklärt André Herrmann. Er betreibt eine Bio-Mosterei. „Von Ende August bis zu dem Winteräpfeln im Oktober ist hier bei mir Hochbetrieb“, sagt Herrmann.

Qualität ist der Bio-Mosterei aus Großkugel wichtig

Er hat alle Hände voll zu tun und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Äpfel werden, bevor sie gewaschen werden und dann in die Saftpresse kommen, noch einmal handverlesen. „Bei mir kommt nichts in die Presse, was faulig ist.“ Auf eine hohe Qualität der Säfte legt André Herrmann großen Wert. Überhaupt ist gerade aus diesem Anspruch heraus seine Mosterei entstanden. „Wir gaben früher unser Obst in eine Großmosterei. Aber was da herauskam, entsprach von der Qualität her nicht dem, was unseren Vorstellungen entsprach“, blickt er zurück.

Auf dem Grundstück, auf dem Herrmanns Hof ansässig ist, haben schon André Herrmanns Vorfahren gelebt. Das Wohnhaus stammt aus der Zeit um 1700. Der slawische Söldner Gottfried Herrmann hat es einst gekauft. Seitdem ist es in Familienbesitz. Bis auf das Wohnhaus wurde das Grundstück allerdings zu DDR-Zeiten von der LPG für die Rinderhaltung genutzt, zunächst für Milchkühe, später für Fersen, also die Jungkühe.

„Alles, was ich im Laden habe, möchte ich auch selbst essen“

Im Jahr 2014 baute Ándré Herrmann den einstigen Kuhstall aus, ein Gebäude, das im Jahr 1901 errichtet wurde und eine Sanierung brauchte. Es entstanden die Mosterei mit entsprechenden Maschinen und ein Hofladen, in dem es selbst hergestellte Säfte und Marmeladen ebenso gibt wie landwirtschaftliche Produkte von anderen ökologisch arbeiteten Betrieben, so von zwei Molkereien und einer Landfleischerei.

„Alles, was ich im Laden habe, möchte ich auch selbst essen“, sagt Herrmann, dessen Betrieb seit Beginn an ein Bioland-Siegel hat. Er hat das Bedürfnis, gesunde Lebensmittel herzustellen und sich zu unterscheiden von dem, was oftmals im Handel als gesund angepriesen wird, aber es nicht uneingeschränkt sei. „Ich sage immer: Qualität gibt es nur, wenn man drei Schritte zurückgeht. Immer schneller, immer höher, immer besser, das geht nicht überall.“ Deshalb will er seinen Kunden vermitteln können, wo die Produkte herkommen und wie sie erzeugt worden sind.

Bio-Landwirt setzt auf Obst und Robustheit

Neben der Mosterei betreibt der 49-jährige Hermann noch einen landwirtschaftlichen Betrieb. „Wir haben 2014 gleichzeitig eine Obstplantage angelegt mit 1.500 Bäumen, die ökologisch bewirtschaftet wird“, erläutert der Bio-Bauer. Dabei setzte er nicht auf die üblichen Buschbäume, sondern auf Halbstämme. „Als hätte ich es damals geahnt. Die halten Trockenheit besser aus“, sagt er.

Aber in 1,5 Meter Bodentiefe sei es trotzdem zu trocken und die Bäume würden leiden. Neuaustriebe und Früchte würden bisweilen auch Brandschäden durch die Sonne bekommen. Diese Früchte würden dann glasig und mehlig und seien nicht mehr zu verwerten. Dabei setzt Herrmann auf viele alte und DDR-Sorten.

Bio-Bauer aus Großkugel bietet Produkte in Leipzig und bald auch Halle an

Ab August wird frisch geerntet: Äpfel und Birnen, später verschiedene Quittensorten. Geöffnet ist der Hofladen gegenwärtig jeden ersten Samstag im Monat. Zudem bietet er seine Produkte auch auf kleinen Märkten in Leipzig an.

Gegenwärtig denkt André Herrmann darüber nach, sich voll auf die Mosterei und den Obstbau zu konzentrieren. Dann würde er auch noch mehr Märkte ansteuern, auch in Halle. „Ich mache das hier auf dem Hof gerne, sonst hätte ich schon die Flinte ins Korn geworfen.“ Der Papierkram und die Dokumentation seien sehr aufwändig. (mz)

Derzeit werden viele Äpfel zu Saft verarbeitet.
Derzeit werden viele Äpfel zu Saft verarbeitet.