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Krieg in Europa Saalekreis bereitet Hilfe für Ukrainer vor - Spendensammler gesucht

Die Kreisverwaltung sucht nach möglichen Unterkünften für Kriegsflüchtlinge. Der nahe Konflikt birgt aber auch Sicherheitsprobleme.

Von Robert Briest Aktualisiert: 01.03.2022, 08:53
Luftballons steigen am Montagabend für den Frieden in den Himmel. Die Tanzgruppe Merseburg Meuschau hatte die Aktion organisiert.
Luftballons steigen am Montagabend für den Frieden in den Himmel. Die Tanzgruppe Merseburg Meuschau hatte die Aktion organisiert. Foto: Katrin Sieler

Merseburg/MZ - Blau und gelb stiegen die Luftballons in den Meuschauer Abendhimmel. Dann zogen die gut 60 Kinder und Erwachsenen in die Kirche des Merseburger Ortsteils, um Friedenslichter zu entzünden. Die Tanzgruppe Merseburg-Meuschau hatte die Solidaritätsaktionen für die Ukraine am Montagabend kurzfristig auf die Beine gestellt.

Unterstützungsbekundungen an die Menschen des osteuropäischen Landes kamen am Montag auch aus dem Merseburger Schloss. „Wir alle sind erschüttert und beunruhigt über die Ereignisse in der Ukraine“, so Landrat Hartmut Handschak (parteilos). „Unsere uneingeschränkte Solidarität gilt dem ukrainischen Volk. Wir werden alles tun, um den Menschen in der Ukraine zu helfen.“ Um die Frage zu klären, wie diese Hilfe aussehen könnte, kam am Montag erstmals der Stab für außergewöhnliche Ereignisse des Saalekreises zusammen. Er soll nun regelmäßig tagen. Wie Handschak berichtete, ging es in der Sitzung vor allem darum, wie sich der Kreis auf einen etwaigen Zustrom von Kriegsflüchtlingen vorbereitet.

Wohnungen brauchen Vorbereitungszeit

Nach Handschaks Kenntnis sollen eintreffenden Ukrainer nicht wie sonst bei Asylbewerbern üblich, erst in der Zentralen Aufnahmestelle des Landes (Zast) untergebracht, sondern direkt auf die Kreise verteilt werden. „Für uns steht daher die Frage, wie wir für sie eine menschenwürdige Unterbringung gewährleisten können.“

Der Saalekreis, in dem aktuell 127 ukrainische und 225 russische Staatsbürger leben, will mehrgleisig fahren. So will das Ausländeramt nun etwa alle Wohnungen aktivieren, die für die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen vorgesehen sind. Hier existieren bereits Rahmenverträge mit Partnern. Aktuell sind 17 Plätze in Wohnungen und 38 in den Sammelunterkünften des Kreises ungenutzt. Handschak schränkt allerdings ein: „Die freien Wohnungen brauchen noch Zeit um ausgerüstet zu werden. Sie sind also nicht sofort bezugsfertig.“ Deshalb müssten Menschen vielleicht zunächst in größeren Einrichtungen untergebracht werden. Der Kreis will bei der Suche nach passendem Wohnraum eng mit den Kommunen zusammenarbeiten: „Und wir werden bei Hotels nachfragen, wo eine kurzfristige Unterbringung möglich ist.“

Menschen wollen spenden

Derweil haben sich bei der Verwaltung mehrere Menschen gemeldet, die mit Sachspenden helfen wollen. Hierfür will der Saalekreis in den kommenden Tagen gemeinsam mit einem Partner eine Möglichkeit schaffen. Dabei soll es dann vor allem um Hilfe für Ukrainer gehen, die hier ankommen. Der Kreis bittet darum, dass sich Organisatoren von Sammelaktionen bei ihm melden. Die Aktionen werden dann über die Internetseite des Kreises veröffentlicht. Zudem, erklärte Handschak, wolle man eine Möglichkeit für Geldspenden schaffen und auf bestehende Spendenaktionen hinweisen.

Russlands Angriffskrieg auf seinen europäischen Nachbarstaat bedeutet für den Saalekreis aber nicht nur humanitäre Unterstützung zu leisten, sondern stellt auch ein Sicherheitsrisiko dar. Darauf habe das Innenministerium hingewiesen, berichtete der Landrat. „Wir haben in der Bundesrepublik eine erhöhte Cybergefährdung.“ Es gelte die Warnstufe orange. Um eine Bedrohung für die eigene Infrastruktur abzuwenden, hat der Kreis nach Angaben seines Chefs nun noch mal die IT-Sicherheit verschärft. Man versuche, die Vorgaben des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik bestmöglich umzusetzen. „Die bestehende technische Sicherheitsinfrastruktur blockt permanent Angriffe ab.“

Notfallszenarien für die IT

Man sei bemüht, die Angriffsfläche für Cyberattacken zu minimieren, bereite sich zu gleich aber auch auf den Ernstfall einer erfolgreichen Attacke vor. Damit dann in kürzester Zeit Daten wieder hergestellt werden und die Ämter arbeiten können, erklärte Handschak. Ein Szenario wie im Vorjahr im Kreis Anhalt-Bitterfeld, als die dortige Verwaltung nach einer kriminellen IT-Attacke wochenlang nur eingeschränkt arbeiten konnte, soll im Saalekreis möglichst verhindert werden.

Organisatoren von Spendenaktionen werden gebeten, sich beim Saalekreis zu melden (E-Mail: [email protected] oder Tel.: 03461/401016); Hier gibt es eine Übersicht über Hilfsprojekte.

Das Mehrgenerationenhaus Merseburg sammelt Spenden für geflüchtete Menschen aus der Ukraine, Weitere Infos finden Sie hier.