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Preisverfall Preisverfall: Wie ein Burgliebenauer Milchbauer unter niedrigen Preisen leidet

Von Undine Freyberg 19.05.2016, 10:16
Die Kühe von Bauer Daniel Thielicke könne soviel Milch geben wie sie wollen, Thielicke macht trotzdem täglich Miese.
Die Kühe von Bauer Daniel Thielicke könne soviel Milch geben wie sie wollen, Thielicke macht trotzdem täglich Miese. Peter Wölk

Burgliebenau - Rund 8.000 Milchkühe gibt es im Saalekreis. Knapp 60 davon stehen auf dem Hof von Daniel Thielicke in Burgliebenau. Der 33-jährige Jungbauer hat den Hof im vergangenen Sommer von seinen Eltern übernommen. Hier gibt es Kühe und Pferde, und es werden Mais, Getreide und Zuckerrüben angebaut.

Thielicke weiß, wie viel Arbeit in einem solchen Hof steckt, hat es von Kindesbeinen an miterlebt. Um so ärgerlicher ist es für ihn, dass die Milch, die auf seinem Hof produziert wird, so wenig wert ist. „Unsere Milch geht nach Weißenfels, und ich bekomme im Augenblick 22 Cent pro Liter“, erzählt Thielicke junior. 2002 gab es noch 40 Cent. Im Januar 2016 waren es 30 Cent, im Februar schon nur noch 25. Da die technischen Anlagen auf seinem Hof nicht die neuesten seien und er kaum Lohnkosten habe, brauche er derzeit 32 Cent um einen Liter Milch zu produzieren. Er macht also täglich miese. „Aber das macht doch jeder Milchviehbauer.“

1.200 Liter Milch täglich

Täglich werden auf seinem Hof 1.200 Liter Milch produziert, für die Thielicke 264 Euro bekommt. Um die zu bekommen, muss er allerdings täglich 384 Euro für Futter etc. ausgeben. Das ist keine Milchmädchenrechnung, sondern knallharte Realität. Wenn Thielicke noch Leute fürs Melken bezahlen müsste, wäre es aus seiner Sicht noch schlimmer. Und wenn er außerdem noch neue Melktechnik angeschafft hätte? „Dann wäre ich richtig dämlich. Dabei produzieren wir sogenannte S-Qualität, also Spitzenqualität.“ Für normale Qualität gebe es übrigens nur noch 19 Cent pro Liter Milch. Die produziere er aber nicht.

Auf dem Hof habe man schon länger darüber nachgedacht, die Milchkühe, die es seit 1995 auf dem Hof gibt, abzuschaffen. „Aber man muss sich erst ein neues Standbein aufbauen, bevor man auf ein anderes verzichten kann“, erklärt Daniel Thielicke. Er möchte eine Maststrecke aufbauen, doch dafür müssten erst die Milchkühe weg, um Platz zu schaffen, denn für einen neuen Stall fehlt das Geld.

Allerdings geht auch gerade der Preis für Fleisch in den Keller. „Im Augenblick bekäme ich 1,60 Euro pro Kilo, wenn ich eine Kuh verkaufe. Am Jahresanfang waren es noch 2,60.“ Grund dafür war die Tatsache, dass in der Region ein Hof mit 1 000 Tieren aufgegeben hatte. 500 Tiere gingen zum Schlachter, 500 in die Weiterzucht. „Damit war der Markt überschwemmt und die Preise sind gefallen“, erklärt der Jungbauer. Deshalb kann er auch keine seiner Milchkühe verkaufen. Deshalb sind aus den einst 35 Milchkühen mittlerweile fast 60 geworden. „Ich musste also zwangsweise aufstocken.“

Tropfen auf den heißen Stein

Eine Einmalzahlung von zum Beispiel 5.000 Euro, die die Bundesregierung für Milchbauern möglicherweise zur Verfügung stellen will, hält Thielicke für einen Tropfen auf den heißen Stein. „Aber immer noch besser als zinsgünstige Darlehen“, meint er.

Trotzdem will er die Rinderzucht, mit der 1991 auf dem Hof begonnen wurde, nicht aufgeben. 160 Kühe stehen schon zur Mast auf dem Hof. Nach 24 Monaten hätten die ein Gewicht von rund 300 Kilo erreicht und kämen zum Schlachter. Gegen die niedrigen Milchpreise könnte man als Bauer nichts tun. „Denn wir müssen ja melken, sonst werden unsere Tiere krank.“ (mz)

So groß sind die Unterschiede: Ein Liter Wasser kostet 33 Cent mehr als ein Liter Milch.
So groß sind die Unterschiede: Ein Liter Wasser kostet 33 Cent mehr als ein Liter Milch.
Peter Wölk