Ökohof in Ziegelroda Ökohof in Ziegelroda: Womit diese beiden Bio-Händler voll im Trend liegen

Ziegelroda - Auf den Hof von Holger Tuch geht es über einen zwei Kilometer langen Weg – vom thüringischen Heygendorf aus. Am Waldrand hinter dem Grundstück beginnt der Kreis Mansfeld-Südharz, Tuch aber ist Saalekreis-Bewohner.
„Enklave“ nennen der 44-Jährige und Partnerin Julia Hornickel das zum Querfurter Ortsteil Ziegelroda, genauer zu Landgrafroda gehörende Grundstück. Tuch und sein Vater, aus Süddeutschland kommend, haben es 1999 gewählt: die Lage, das Land direkt um den Hof. Seit 2000 betreiben sie einen Öko-Hof mit 50 Hektar Land. 27 Hektar sind Ackerfläche, zehn Grünland, der Rest Hof, Wald, Wege.
Ökohof in Ziegelroda: Der Anfang war schwer
Die Zahl der Bio-Betriebe ist in Sachsen-Anhalt zuletzt sprunghaft angestiegen. Als sie begannen, seien Bio- und regionale Produkte allerdings noch kein großes Thema gewesen, erinnert sich Tuch.
Er selbst habe noch ein Kleingewerbe für Handwerk betrieben, zwischenzeitlich wurde überlegt, mit einer Ferienwohnung Geld dazuzuverdienen. Die Direktvermarktung des Hofes musste erst bekannt werden. „Ich bin zum Teil auf 50 Märkte im Jahr gefahren.“
Tee, Gewürze, Getreide: Ökohof in Ziegelroda liefert sogar bis nach England
Tuch unterstützte vor elf Jahren auch die Idee eines Bio-Abendmarktes in Halle, übernahm bald dessen Organisation, die nun in den Händen von Hornickel liegt. Um die zehn Händler sind dabei - manche hätten zum Teil so viel zu tun, dass sie den Markt nicht mehr besetzen. „Das ist doch auch ein Zeichen, dass es aufwärts ging.“
15 Ackerkulturen baut Tuch heute an, neben fünf Getreidesorten Ölsaaten, Luzerne, Erbsen oder Linsen. Auf einem halben Hektar werden aufwändig Tee- und Gewürzkräuter gezogen, anfangs 25 verschiedene, heute 45. Seine Ware - neben Getreide und Mehl die Öle, Kräutersalz, Kräuter und Teemischungen - verkauft der Hof auf dem Abendmarkt in Halle, dem Bauernmarkt Braunsroda (Kyffhäuserkreis), aber auch in verschiedenen Geschäften wie Bio-Läden oder Tourist-Informationen.
Ware wird sogar bis nach England und Schweden verschickt. „Heute haben wir mehr Nachfrage, als wir eigentlich erfüllen können.“
Ökohof in Ziegelroda: Julia Hornickel macht Säfte selbst
In seinem kleinen Hofladen auf dem Vorwerk eines ehemaligen Rittergutes, das sich über aufgearbeitetes Regenwasser selbst mit Trinkwasser versorgt, stehen heute auch die Säfte von Julia Hornickel.
Die Umweltwissenschaftlerin betreibt ein Büro für Natur-Tourismus. Ihre Diplomarbeit habe sie über den Streuobstbau geschrieben, erzählt sie. Sie habe es schade gefunden, dass den keiner mehr betreibt. 2011 begann Hornickel, Saft zu produzieren, erntete nach Absprache mit Besitzern ungenutzte Obstwiesen ab, kaufte selbst eine Wiese in Wallhausen (Mansfeld-Südharz).
Hornickel zählt alte Sorten auf, aus denen sie im Nebenerwerb pro Jahr zwischen 2000 und 4000 Flaschen produziert: Kaiser Wilhelm, Schweizer Orangenapfel, Goldparmäne gehören dazu. Der Saft sei zwar nicht bio-zertifiziert, aber aus Anbau ohne Pflanzenschutzmittel und spezielle Düngung, so die 36-Jährige.
Ökohof in Ziegelroda: Menschen achten mehr auf gesundes Essen
Tuch, Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, spricht unterdessen von einem Trend, der 2012/2013 verstärkt einsetzte – bei den einen die Suche nach Bio-Produkten, bei anderen eher die nach regionaler Ware in Zeiten der Globalisierung.
Er spricht auch von gesteigertem Gesundheitsbewusstsein. „Ganz oft machen sich Menschen Gedanken über ihr Essen, wenn es ihnen schlecht geht“, sagt er. Von dem Hof könne man heute gut leben. Sachsen-Anhalt, findet Tuch, könnte noch mehr Öko-Produzenten gebrauchen. „Es wäre schade, wenn wir den Trend verpassen.“ (mz)
