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Oechlitz Oechlitz: Kein Arzt, kein Laden - aber viel Kultur

Von Diana Dünschel 28.07.2016, 06:30
Ein besonderes Denkmal: Das Oechlitzer Steinkreuz
Ein besonderes Denkmal: Das Oechlitzer Steinkreuz Diana Dünschel

Oechlitz - 514 Einwohner, zwei Kirchen, ein Gasthof, eine Kindertagesstätte, mehrere Baubetriebe, eine Baumschule, ein Agrarunternehmen, ein Heilpraktiker, ein Friseursalon, zwei Vereine - das ist Oechlitz mit seinem Ortsteil Schmirma. In diesem Jahr feiert das Dorf, das heute zu Mücheln gehört, 730-jähriges Bestehen.

Das wird natürlich gefeiert. Am 5. und 6. August wird zwischen den Linden des Festplatzes auf dem Schulberg eine Tanzfläche aufgebaut. Am Freitag geht es vor der Disco mit DJ Andreas Schimpf mit einem Fackelumzug durchs Dorf, musikalisch begleitet durch die Barnstädter Musikanten. Der Sonnabend bietet viel Spaß mit der Bierglasrutsche, einem bunten Programm unter anderem mit Vorführungen der Hundesparte Langeneichstädt sowie Musik der Geiseltaler Musikanten. Abends spielen „Another Joyride“ auf, und das berühmte Männerballett des Vereins der Oechlitzer Hüttenpitties sorgt für Stimmung.

730-jährigen Jubiläum

Doch was steckt hinter dem 730-jährigen Jubiläum für eine Geschichte? Ein Blick in die Ortschronik verrät mehr. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde Oechlitz demnach am 19. August 1286. Die Sorben nannten ihre Neugründung „Oholitze“, wobei „Ohol“ auf Deutsch „Stolz“ bedeutet.

Das Wappen derer von Oechlitz stammt aus dem 13. Jahrhundert. Auf silbernem Grund sind drei rote Wolfsköpfe zu sehen. Entstanden ist es wohl, weil die Herren von Oechlitz viel mit Wölfen zu tun hatten. Wahrscheinlich belästigten Wölfe oft Gut und Dorf, und die Herrschaft musste alles aufbieten, um diese zu bekämpfen. Dadurch gewann sie an Achtung bei der feudalen Nachbarschaft und wählte sich wohl deshalb die Wolfsköpfe als Symbol.

Eine interessante Geschichte steckt auch hinter dem vermutlich ältesten Denkmal, dem Oechlitzer Steinkreuz, das man am Ortsausgang in Richtung Schmirma direkt an der Straße findet. Es stammt wohl aus dem zehnten bis zwölften Jahrhundert. Nach der Überlieferung wurde ein Knecht, der im Streit seinen Herren erstochen haben soll, dazu verurteilt, das Kreuz anzuschaffen und es auf das Grab des Getöteten zu stellen. Dort sollte er zeitlebens täglich beten, um seine Tat zu sühnen. Deshalb stand das Kreuz auch bis 1744 auf dem damaligen Friedhof und wurde dann versetzt.

Schulunterricht eingeführt

Vorbei sind in Oechlitz längst die Zeiten, als es noch eine Musikkapelle und einen Turnverein gab. Der Ende des 18. Jahrhunderts eingeführte Schulunterricht endete mit der Schließung der Grundschule 1971. Auch Gemeindeschwestern und Post gab es nur bis Anfang der 1990er Jahre. Das mobile Bäcker- und Fleischerauto sind längst die einzigen Einkaufsmöglichkeiten. Immerhin gibt es weiter eine Busanbindung, wenn auch wie jetzt in den Ferien nur per Rufbus.

An kulturellen Höhepunkten mangelt es laut Ortsbürgermeisterin Yvette Barth (parteilos) aber bis heute nicht. Heimatfest, Tag der offenen Tür der Feuerwehr, Herbstfeuer und Dorfweihnacht sind feste Bestandteile im Jahresprogramm. Nicht zu vergessen der monatliche Rentnernachmittag, den die Gemeinde organisiert. (mz)