Nach spektakulärem Fund Nach spektakulärem Fund: Was ein Bodendenkmalpfleger zu den Raubgräbern meint

Großkayna - Als die Polizei und das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle jetzt einen Fund aus der Bronzezeit öffentlich machten, den ein Raubgräber aus Querfurt illegal aus dem Boden geholt hatte, schlugen zwei Herzen in der Brust von Karsten Sommerwerk. Einerseits sagt der ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger aus Großkayna, dass alles, was nicht durch Bauvorhaben gefährdet ist, im Boden bleiben sollte.
Andererseits ist der 60-Jährige seit mehr als 30 Jahren ehrenamtlicher Beauftragter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und noch viel länger von Ausgrabungen fasziniert. Deshalb versteht er den Entdeckerdrang des privaten Schatzsuchers aus Querfurt. „Das macht süchtig“, weiß der Geologe. „Ja, man kann Schatzfieber kriegen.“
In der Jugend mit Schatzfieber „infiziert“
Er selbst wurde in seiner Jugend damit „infiziert“. In der Bäckerei seines Vaters in Mücheln waren Mitte der 70er Jahre bei einer Baumaßnahme Funde gemacht worden. Der damalige ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger aus Merseburg, Walter Saal, kam, um sich diese anzuschauen. Er bemerkte das Interesse des Jungen und nahm ihn fortan mit zu Grabungen. „In den Ferien habe ich das als Schüler dann jahrelang gemacht und alles von der Pike auf gelernt“, erinnert sich Karsten Sommerwerk.
Nur Archäologie auch zu studieren, war dann doch nichts für ihn. Es schien ihm kein finanziell auskömmlicher Beruf zu sein. Dennoch blieb die Leidenschaft. Vor 32 Jahren wurde er ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger für den ehemaligen Kreis Merseburg-Querfurt und kann sich in dieser Funktion auch ausweisen.
Bodendenkmalpfleger: Feldflure, Tagebaue, Kies- und Baugruben untersuchen
Hauptsächlich sei es seitdem seine Aufgabe, Feldflure, Tagebaue, Kies- und Baugruben auf der Suche nach Resten einer Besiedlung wie Scherben oder Knochen zu begehen, sagt der 60-Jährige. Funde melde er dem Landesamt. Möglicherweise bekomme er dann die Erlaubnis zu einer Notgrabung, weil man Baufortschritte nicht unnötig behindern wolle.
Was ihn so an diesen Zeitreisen fasziniert? „Ich möchte wissen, wie die Menschen früher gelebt und überlebt haben und woran sie gestorben sind“, so der Großkaynaer. Er weiß auch genau, wohin er die Zeitreise machen würde, wenn das denn ginge: „In die Alt- und Jungsteinzeit in Neumark-Nord. Ich glaube, das war für die Menschen dort eine sorgenfreie Zeit.“
Bodendenkmalpfleger: Zwei Ausgrabungen unter seiner Teilnahme sind ihm besonders in Erinnerung geblieben
Zwei Ausgrabungen unter seiner Teilnahme sind ihm besonders in Erinnerung geblieben. Das eine war die Entdeckung einer über tausende von Jahren genutzten Besiedlung in Quenstedt in Mansfeld-Südharz. „Da war ein Haus. Da stand noch der Topf auf der Feuerstelle. Da kriege ich heute noch Gänsehaut.“ Das andere Erlebnis ist noch gar nicht so lange her. Bei den Bauarbeiten für die Erweiterung der Feuerwehr in Braunsbedra fiel Karsten Sommerwerk 2017 eine Verfärbung im Boden auf.
Er fing an zu graben und entdeckte eine tausende Jahre alte Kinderbestattung am Boden einer Abfallgrube. Ein Milchzahn machte eine Altersbestimmung von zirka sechs Jahren möglich. Das habe ihn besonders bewegt, weil seine Enkelin gerade in etwa im selben Alter war, sagt Karsten Sommerwerk.
Bodendenkmalpfleger: Eine Metallsonde besitzt er auch
Eine Metallsonde besitzt er auch. Nach einer Schulung zum Umgang mit ihr bekam er einen Ausweis mit der Genehmigung, sie auf der Suche nach metallenen Gegenständen öffentlich einzusetzen. Man könne an der Sonde Filter einsetzen, erklärt er genau. Dann zeige sie etwa nur Edelmetalle durch verschiedene Töne an. Die Suche mit einer Sonde lebe im Übrigen vom Schwenken und sei reine Erfahrungssache. Er selber benutze sie nur selten, weil er eben hauptsächlich nach Knochen und Scherben suche.
Noch ist der Großkaynaer berufstätig und kann seinem Ehrenamt nur in seiner Freizeit nachkommen. „Ich ziehe auch nicht jedes Wochenende los“, stellt er klar. Denn da gebe es auch noch andere Hobbys wie den Garten und die Kaninchen. Aber ans Aufhören denke er noch lange nicht. (mz)
