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Milchpreise im Keller Milchpreise im Keller: Wie ein Familienbetrieb mit Direktverkauf erfolgreich ist

Von Michael Bertram 19.06.2016, 11:25

Klobikau - Die Krise bei den Milchpreisen bringt auch die Landwirte im Saalekreis um den Schlaf. Viele Bauern wissen nicht mehr weiter, machen angesichts von Preise zwischen 19 und 20 Cent je Liter, die ihnen die Molkereien zahlen, täglich Miese. 40 Cent bräuchten sie mindestens, um über die Runden zu kommen.

Im Bad Lauchstädter Ortsteil Klobikau geht der Familienbetrieb Weber seit einigen Wochen einen anderen Weg. Er vermarktet die Milch der 88 Kühe auf dem Hof direkt. „Kurz nach Pfingsten haben wir damit begonnen und mit einem Schild an der Straße geworben“, erzählt Jens Weber. „Da kamen auch schon die ersten Kunden.“

Zweimal in der Woche, mittwochs und samstags in der Frühe, öffnen die Landwirte den kleinen Raum neben dem Stall. Nur wenige Meter von den Kühen entfernt, steht hier ein gewaltiger Edelstahltank mit der frischen Rohmilch, die je nach Kundenwunsch gezapft werden kann. Vor allem an den Wochenenden steht man manchmal Schlange. „Der erste war heute schon vor 7.30 Uhr da“, erzählt der 32 Jahre alte Landwirt. Ein Euro kostet die frisch gezapfte Milch. Für 50 Cent gibt es eine Pfandflasche dazu.

Viele kommen jedoch gleich mit eigenen Behältern, auch die traditionelle Milchkanne fehlte am vergangenen Samstag nicht. Und es nicht nur die Regionalität des Produkts, sondern auch die Solidarität mit den Landwirten, die die Kunden auf den kleinen Hof verschlägt. „Schon länger weiß ich von den Problemen der Milchbauern und möchte sie auf diese Weise unterstützen“, sagt etwa Marianne Levai, die aus dem Ort kommt. Ähnlich sehen es Enrico und Jana Bieder aus Bad Lauchstädt. Jede Woche deckt sich die Familie mit zwei Kindern hier mit Milch ein. „So bekommen die Bauern das Geld, das ihnen zusteht“, sagt Enrico Bieder. „Und ich weiß, woher die Milch kommt, die ich trinke.“ Die Kinder Elias und Finja nehmen sie immer mit. „Wenn die Milch gekauft ist, schauen wir uns noch die Kühe an“, erzählt Mutter Jana.

Die Webers sind mit den ersten Wochen des Direktverkaufs zufrieden, hoffen aber noch auf eine Absatzsteigerung. Derzeit gehen mindestens 40 Liter pro Woche über den nicht einmal vorhandenen Ladentisch - so direkt wird hier verkauft. „Wenn wir das pro Tag schaffen, können wir darüber nachdenken einen Automaten aufzustellen, um die Milch jeden Tag und rund um die Uhr anbieten zu können“, erklärt Landwirt Jens Weber, dessen Eltern den Betrieb im Herbst 1989 mit zwei Milchkühen gegründet hatten.

Die Rohmilch ist genauso zu genießen wie jene aus dem Laden. „Wichtig ist nur, sie vorher einmal abzukochen“, erklärt Weber. „Dann hält die Milch auch etwa fünf Tage“, wie er sagt. (mz)