1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Saalekreis
  6. >
  7. Metallunternehmen im Saalekreis beklagen: Metallunternehmen im Saalekreis beklagen: Schwierige Nachwuchssuche

Metallunternehmen im Saalekreis beklagen Metallunternehmen im Saalekreis beklagen: Schwierige Nachwuchssuche

Von Katrin Löwe 30.06.2016, 11:00
Chef Thomas Kramer ist zufrieden mit der Entwicklung der Firma.
Chef Thomas Kramer ist zufrieden mit der Entwicklung der Firma. Peter Wölk

Nemsdorf-Göhrendorf - Die Geräusche aus der Halle dringen bis nach oben in den Raum von Lisette Kasuch. „Der Winkelschleifer“, kommentiert die Frau, die bei Metallbau Kramer in Nemsdorf-Göhrendorf das Büro führt, kurz den Lärm. Das kreischende Geräusch der Maschine kennt sie aus dem Effeff. Eine Etage tiefer entsteht gerade ein Terrassengeländer - eines der Betätigungsfelder der Firma um Chef Thomas Kramer.

Mathe und Physik ein Problem

Die besteht jetzt seit 25 Jahren - und die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden. Kramer nennt etwa ein Stichwort: Nachwuchs. Der Betrieb bildet seit langer Zeit selbst aus. „Aber es ist schwierig, einen Lehrling zu finden“, sagt Kramer heute. Trotz Zusammenarbeit mit Arbeitsagentur und Krankenkassen. Seit zwei Jahren wird gesucht. Zuletzt gab es drei Bewerber. Keiner habe sich als geeignet erwiesen. „Vor allem in Mathe und Physik muss man mitdenken können“, sagt Kasuch.

Herausforderung für Metallbau-Unternehmen

Die Nachwuchssuche ist ein Problem, das auch die Handwerkskammer Halle kennt. „Eine Reihe von Firmen auf dem Land bildet weniger aus, weil sie niemanden mehr finden“, so Sprecher Jens Schumann. Aktuell gebe es noch 522 freie Plätze im Kammerbezirk. In einer Konjunkturumfrage des „Bundesverbandes Metall“ haben zuletzt mehr als die Hälfte der befragten sachsen-anhaltischen Metallbau-Unternehmen die Azubi-Gewinnung als eine zentrale Herausforderung für 2016 genannt.

Etablierter Betrieb in der Region

Insgesamt allerdings ist Kramer mit der Entwicklung seines Unternehmens zufrieden. Auf dem Gelände einer ehemaligen Schuhfabrik stehen heute eine große, 2001 errichtete Werkhalle, und mehrere kleine Werkstätten. Vier Firmenfahrzeuge sind in der Region unterwegs, vor zwei Jahren hat der Firmenchef noch einmal 10000 Euro in moderne Schweißtechnik investiert. Sein Vater Jürgen hatte das Geschäft am 1. Juli 1991 gegründet. Thomas Kramer übernahm 2006 die Führung. Acht Mitarbeiter hat der Betrieb heute. Die Umsätze seien stabil, sagt er. Wie man auf dem Land überlebt? Nach 25 Jahren, sagt Kramer, sei der Name relativ etabliert. „Mit Laufkundschaft hat man hier natürlich nichts zu tun.“ Kunden gewinne man über Leumund und Qualität. Rund die Hälfte des Geschäfts machen laut Kramer Privatkunden aus, für die Tore, Zäune, Geländer oder Treppen gebaut werden. Der Rest sind Geschäftskunden: Für ein Zementwerk werden Maschinen und Anlagen repariert, für Agrarfirmen etwa Stalldächer gebaut.

Von der Angst profitieren

Nach der Konjunkturumfrage des Bundesverbandes ist im Metallbauhandwerk zum dritten Mal in Folge die Zahl der Unternehmen gestiegen, die ihre Lage als gut oder sehr gut beschrieben - in Sachsen-Anhalt waren es knapp drei Viertel, die „gut“ ankreuzten. Sowohl die gute Baukonjunktur als auch die wachsende Konsum- und Investitionsneigung der privaten Haushalte machen sich bemerkbar, hieß es in dem Bericht. Kramer konstatiert etwa eine spürbar zunehmende Angst vor Einbrechern - und damit auch Interesse an Fenster- und Türvergitterungen.

Zum Firmenjubiläum wird am 1. Juli ab 10 Uhr ein Tag der offenen Tür veranstaltet. (mz)