Mehr Tempo beim Impfen? Mehr Tempo beim Impfen?: Die Hausärzte legen los

Steigra - Mit 18 Dosen beginnt am Dienstag ein neuer Abschnitt der Impfkampagne im Saalekreis. 18 Dosen, oder drei kleine Ampullen, ist zumindest die Menge des Biontech-Präparats, die Bernd Maier am Morgen nach Ostern in seiner Praxis in Steigra erwartet. Der 58-Jährige ist einer der Hausärzte, die gleich in der ersten Woche von der Möglichkeit Gebrauch machen, in der eigenen Praxis zu spritzen.
Wie viele Allgemeinmediziner im Kreis mitimpfen, konnte die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt am Donnerstag nicht genau beziffern, aber: „Gemessen an den Nachfragen der letzten Zeit aus den Arztpraxen nach Impfstoff, gehen wir von einer hohen Beteiligung aus.“
Verteilung der Vakzine
Die Verteilung der Vakzine erfolgt über die Apotheken, aus denen die Mediziner auch sonst ihre Medikamente beziehen. 18 bis 50 Dosen hätte jede Praxis maximal ordern dürfen, berichtet Maier. Bis vergangenen Dienstag 12 Uhr mussten die Bestellungen erfolgen. So soll es auch in den kommenden Wochen laufen. Bis Dienstag bestellen, damit die Lieferung Montag eintrifft. Künftig werde es auch Astrazeneca geben, sagt der Steigraer. „In der ersten Woche kriegen wir aber auf alle Fälle nur Biontech.“
Für die lange Lagerung braucht dieser Impfstoff eine Kühlung von minus 70 Grad. Aufgetaut kann er im Kühlschrank aber noch bis zu 120 Stunden seines Einsatz harren. So lange will ihn Maier aber nicht aufbewahren. Spätestens Donnerstag werde er mit den Impfungen der Woche durch sein.
Die Spritzen verteile er entsprechend der Impfpriorisierung. Mit den ersten Dosen, die ihm zur Verfügung stehen, will er etwa ältere Patienten versorgen, die derzeit eine Chemotherapie durchlaufen.
„Ich habe auch Über-80-Jährige in Behandlung"
„Ich habe auch Über-80-Jährige in Behandlung, die bettlägerig sind, gar nicht in ein Impfzentrum fahren könnten. Da impfen wir per Hausbesuch.“ Solange der Impfstoff noch knapp sei, rufe die Praxis die Patienten an, die eine Impfung erhalten sollen. Wenn irgendwann mal mehr Vakzin da sei, könnten sich die Leute auch selbst melden, sagt Maier. Dann müsse er die Termine wahrscheinlich außerhalb der Sprechstunden legen, weil immer eine Nachbeobachtung von 15 bis 30 Minuten notwendig sei.
Logistisch und technisch macht sich der Arzt aber keine Sorgen.
„Wir führen hier jedes Jahr 800 Grippeimpfungen durch, machen die Grundimmunisierung von Kindern, Reiseimpfungen.“ Will sagen: Er hat Erfahrung mit Impfungen im Allgemeinen – und seit vergangener Woche auch mit Coronaimpfungen. Maier hatte sich für den dezentralen Impftermin im Kulturhaus Obhausen gemeldet. Gerade der zweite Tag, der Donnerstag, sei stressig gewesen, berichtet er: „Da habe ich mich 8.45 Uhr hingesetzt und bis ich 16.30 Uhr wieder aufgestanden bin, eigentlich nicht den Kopf gehoben.“
Möglichst bald mehr als nur 18 Impfdosen pro Woche
Dass die Hausärzte nun in den eigenen Praxen impfen dürfen, ist aus seiner Sicht ein Gewinn. Zum einen für die Patienten, die nicht mehr zu den Impfzentren fahren müssten, zum anderen aber auch für die Impfkampagne an sich: „Wenn wir ausreichend Impfstoff bekommen, dann können wir den Prozentsatz der Geimpften deutlich erhöhen, schneller als die Impfzentren.“ Denn der Vorteil der Hausärzte sei, dass sie ihre Patienten kennen würden, wüssten, welche Medikament sie nehmen.
Das müsste er dann nicht erst wie im Impfzentrum aus den Anamnesebögen herauslesen. Dadurch gehe das Impfen in der Praxis schneller, prophezeit Maier. Damit er und seine Kollegen, aber wirklich zum Gaspedal der Impfkampagne werden können, braucht er möglichst bald mehr als nur 18 Impfdosen pro Woche. (mz)
