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Kampfsport Kampfsport: Sieg aus der Defensive heraus

Von nico grünke 06.10.2013, 17:41
Eine rechte Gerade von Plamena Dimova (rechts) gegen Su Yin Gelis. Die Merseburgerin kämpfte viel aus der Defensive heraus und landete dabei gegen die aktivere Hamburgerin die klareren Treffer.
Eine rechte Gerade von Plamena Dimova (rechts) gegen Su Yin Gelis. Die Merseburgerin kämpfte viel aus der Defensive heraus und landete dabei gegen die aktivere Hamburgerin die klareren Treffer. Vincent Grätsch Lizenz

Spergau/MZ - Ein Fernduell zwischen Moskau und Spergau um die Zuschauerquote? Ingo Barberski schüttelte den Kopf. Der Organisator der Merseburger Fight-Night in der Jahrhunderthalle zu Spergau hatte keine Bedenken, dass die sechste Auflage seiner Veranstaltung mit der TV-Übertragung des WM-Kampfes im Schwergewichtsboxen kollidieren könnte.

„Wer hierherkommt, interessiert sich nicht nur für das klassische Boxen“, war sich Barberski sicher und verwies auf die Vielzahl an unterschiedliche Disziplinen. Kickboxen, Mixed Material Arts (MMA) sowie Thaiboxen standen am Sonnabend in 18 Kämpfen auf dem Programm. Dieser Mix kam beim Publikum gut an. 1 000 Zuschauer hatten den Weg in die Jahrhunderthalle gefunden. Und das, obwohl mit dem Querfurter Sandro Zanke einer der Hauptkämpfer durch eine Verletzung nicht antreten konnte.

Barberski zeigte sich mit dieser Zuschauerresonanz zufrieden, wurde aber zwischendurch zu fortgeschrittener Stunde merklich nervös. Für ihn und sein Team von der Merseburger Fight-Academy ging es „ans Eingemachte“. Plamena Dimova bestritt als Lokalmatadorin den ersten von vier Hauptkämpfen des Abends. Dabei stand viel auf dem Spiel: Es ging um den WM-Titel des Verbandes International Muay Thai Council (IMC). Die 51 Kilogramm schwere Titelverteidigerin aus der Merseburger Fight-Academy bekam es im Superfliegengewicht mit Su Yin Gelis aus Hamburg zu tun. Bei Experten galt Dimova vorab als Favoritin.

„Sie muss die taktischen Vorgaben nur richtig umsetzen“, sagte Barberski noch kurz vor dem Kampf. Gegen die wesentlich größere Su Yin Gelis sollte Dimova vor allem den Infight suchen, damit die Konkurrentin ihre Reichweitenvorteile nicht nutzen kann. „Sie soll den Kampf aktiv gestalten.“ Für den ersten Aha-Effekt sorgte Dimova noch vor dem ersten Schlag. Der sogenannte Ram Muay, ein beim Thaiboxen vor dem Kampf traditionell vollzogener Bewegungsablauf, wurde von der Titelverteidigerin regelrecht zelebriert, ehe es richtig zur Sache ging. Über fünf Runden war der Kampf angesetzt, in dem die Weltmeisterin mehr Probleme hatte als ihr lieb sein konnte. Nach einer verhaltenen ersten Runde, in der Dimova die aktivere war, ging Gelis ab der zweiten Runde zum Angriff über. Sie trieb ihre Gegnerin zuweilen sogar in die Ringecke. Allerdings blieb auch Dimova stets gefährlich und setzte ihre Treffer. Bis zum Schlussgong schenkten sich die Kontrahentinnen nichts. Dann mussten die Punktrichter entscheiden. 3:2 lautete das Urteil zu Gunsten der Titelverteidigerin, der da ein Stein vom Herzen fiel. „Es war ein sehr knapper Kampf. Plamena ist über ihren Sieg sehr glücklich“, atmete Barberski tief durch. Letztlich hätten die klareren Treffer entschieden, und die habe die aus der Defensive heraus agierende Merseburgerin landen können. Auch erfahrene Beobachter teilten die Einschätzung. „Der Kampfverlauf war so aber nicht zu erwarten“, meinte Barberski, dem natürlich auch ein paar Schwachstellen bei seinem Schützlings aufgefallen waren.

Eine spektakuläre Show der besonderen Art erlebten die Zuschauer noch im MMA-Hauptkampf zwischen Hendrik Oschmann aus Magdeburg und Jürgen Dolch aus Saarbrücken, dem Ersatz für Zanke. Viel Zeit, ihr Können zu zeigen, hatten die beiden Athleten allerdings nicht. Binnen einer halben Minute hatte Oschmann seinen Kontrahenten in eine der vier Ringecken getrieben, brachte ihn zu Fall und schlug auf den am Boden liegenden Dolch ein.

Hier schritt der Kampfrichter ein und beendete das ungleiche Duell. Nach einem Blick auf Dolch beorderte der Ringrichter sofort die Notärztin zu ihm, die schließlich nach einer kurzen Untersuchung Dolch aus dem Kampf nahm. So schlimm stand es dann aber doch nicht um den Saarbrücker, der zwar blutend, aber lächelnd auf die Beine kam und den Ring aus eigener Kraft verlassen konnte.

Jürgen Dolch liegt am Boden, die Notärztin eilt auf ihn zu. Doch um den Saarbrücker stand es nicht so schlimm, wie es zunächst schien.
Jürgen Dolch liegt am Boden, die Notärztin eilt auf ihn zu. Doch um den Saarbrücker stand es nicht so schlimm, wie es zunächst schien.
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In Spergau ging es am Sonnabend auch wieder um WM-Titel.
In Spergau ging es am Sonnabend auch wieder um WM-Titel.
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