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Kampf gegen die Stinke-Grube in Angersdorf Kampf gegen die Stinke-Grube in Angersdorf: "Gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale)"

Von Claudia Crodel 26.09.2019, 11:00
Ortsbürgermeister Manfred Wagenschein moderierte die Veranstaltung in Angersdorf.
Ortsbürgermeister Manfred Wagenschein moderierte die Veranstaltung in Angersdorf. Claudia Crodel

Angersdorf - Seit dem Frühjahr 2018 stinkt es in Angersdorf teilweise bestialisch. Die Anwohner leiden unter gesundheitlichen Beschwerden, können ihre Fenster nicht mehr öffnen, ihre Gärten nicht mehr nutzen. Sie beklagen die erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität und einen erheblichen Wertverlust ihrer Grundstücke. Die Bürgerinitiative (BI) „Gegen eine Giftmüllregion Halle (Saale)“ hatte  erneut in das Dorfgemeinschaftshaus in Angersdorf geladen.

Auf der Informationsveranstaltung ging es um den Sachstand der Feinstaub- und Geruchsbelästigung aus dem Schacht „Halle“ des Kaliwerks Teutschenthal. Zugegen waren auch Vertreter des Landesamts für Geologie und Bergwesen (LAGB), Sachsen-Anhalts Umweltministerin  Claudia Dalbert (Grüne) und der Staatssekretär des Wirtschaftsministeriums, Thomas Wünsch.

Geruchs- und Feinstaubbelastung und gesundheitliche Folgen

Die BI fasste ihre Arbeit seit ihrer Gründung im Mai 2010 zusammen und ließ Anwohner zu Wort kommen, die ihrem Unmut wegen der Geruchs- und Feinstaubbelastung und gesundheitlichen Folgen Luft machten. Sie bemängelten die unzureichende Kommunikation der GTS (Grube Teutschenthal Sicherungs GmbH&Co.KG), des LAGB bis hin zu Landkreis und Gemeindeverwaltung.

Obwohl  die GTS mittlerweile bestimmte Stoffe nicht mehr einlagern darf und das Freiluftlager in Teutschenthal-Bahnhof geschlossen wurde, gast die Grube weiter aus und die Bewohner sind Geruchs- und Emissionsbelästigungen ausgesetzt. Die BI zweifelt  auch das von der Universität Halle angefertigte Gutachten an, da es sich aus Sicht der Bürger auf unzureichende Messdaten stützt.

Freiluftlager wurde nach Delitz am Berge verlegt

Das Freiluftlager wurde nach Delitz am Berge verlegt. Dessen Ortsbürgermeister Jörg Homann berichtete, dass es nun im Bereich Delitz am Berge und Bad Lauchstädt zu erheblichen Geruchsbelästigungen kommt. Er kritisierte, dass das Lager von hochgiftigen Stoffen an der engen Kreisstraße mit einem gefährlichen Kurvenbereich liege, in der sich auch Kindergarten, Kirche und Friedhof befinden.

Die BI  fordert eine unverzügliche Wiederherstellung eines lebenswerten Wohnumfelds, dass die Abluft des Schachts kontinuierlich überwacht wird und LAGB sowie Landesregierung endlich ihrer gesetzlichen Verantwortung nachkommen müssen. „Das gesetzliche Recht auf körperliche Unversehrtheit steht allen Bürgern zu“, so Carola Obereigner, Leiterin der BI.

„Ich kann die Sorge der Anwohner verstehen“

Die  LAGB verwies auf die eingeleiteten Maßnahmen, denen weitere folgen sollen wie der Bau eines hohen Schlotes. Die BI sieht das kritisch, sieht, dass dadurch Geruch und  Emissionen dann nach Halle getragen werden.

„Ich kann die Sorge der Anwohner verstehen. Sie ist sehr begründet. Die Wissenschaft tut sich schwer, Interaktionen zu messen, nicht nur von Chemikalien wie hier, sondern in vielen Bereichen“, sagte Claudia Dalbert.  Sie verwies darauf, dass das Landesamt für Umweltschutz  bis Ende des Jahres an drei Messstellen Langzeitmessungen durchführt. Die Werte sollen Anfang des Jahres vorliegen. „Dann haben wir die Daten, nach denen wir handeln können. Das müssen wir uns sehr genau ansehen und schnell etwas tun, wenn es notwendig ist“, so Dalbert. (mz)