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Jubiläum der Bahnstrecke Leipzig-Großkorbetha Jubiläum der Bahnstrecke Leipzig-Großkorbetha: Fehlende Dampflok sorgt für Schock

Von Michael Bertram 18.04.2016, 12:01
Ein Sonderzug mit historischer E-Lok verkehrte am Samstag und Sonntag auf der traditionsreichen Bahnstrecke Leipzig-Großkorbetha. Eine angekündigte Dampflok ging vorher leider kaputt.
Ein Sonderzug mit historischer E-Lok verkehrte am Samstag und Sonntag auf der traditionsreichen Bahnstrecke Leipzig-Großkorbetha. Eine angekündigte Dampflok ging vorher leider kaputt. Peter Wölk

Kötzschau - Freudig lächelnd steht der kleine Leander Masso aus Merseburg mit seinem Vater und Opa auf dem Bahnsteig des Kötzschauer Bahnhofs. Während der Junge noch erzählt, wie sehr er Eisenbahnen liebt und sich auf die Fahrt mit dem von einer historischen Dampflokomotive angetriebenen Sonderzug freut, zeigt das Gesicht seines Vaters, der sich für die angekündigte Einfahrt schon mit der Kamera auf die Lauer gelegt hatte, erste Enttäuschung. „Das ist ja gar keine Dampflok“, ruft er. Die Gruppe schaut entsetzt auf die immer langsamer werdende Diesellok, die die historischen grünen Waggons stattdessen zieht.

Kein kurzfristiger Ersatz möglich

Ähnlich dürften auch die Gesichter der Eisenbahnfreunde Kötzschau am Freitagabend, just vor Beginn der zwei Tage dauernden Sonderfahrten anlässlich des 160-jährigen Bestehens der Bahnstrecke Leipzig-Großkorbetha, ausgesehen haben. „Wir erhielten einen Anruf von den Eisenbahnfreunden aus Leipzig, dass die Dampflok defekt ist“, erzählt der Vorsitzende des Vereins, Daniel Falk, vom Schock in der Abendstunde. Ein Stehbolzen zwischen Kesselhaus und Feuerbüchse sei gerissen, berichtet der befreundete Verein. Man versuche aber alles, um die Lok doch noch fahrbereit zu kriegen. „Ganz spät folgte dann der nächste Anruf und die endgültige Absage“, erzählt Falk. Besonders unglücklich: Da in Dresden gleichzeitig ein großes Dampflok-Treffen stattfindet, war auf die Schnelle kein Ersatz verfügbar.

Eine komplette Absage der Sonderfahrten kam für die Organisatoren jedoch nicht in Frage. Mit einem einfachen Trick ließen sie den Sonderzug Dutzende Mal zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt pendeln: „Die Diesellok ersetzt die Dampflok“, erklärt Falk. „Außerdem hängt ja auch immer noch eine historische E-Lok am Zug, die mit Baujahr 1935 sogar noch älter ist.“

Das sahen auch die meisten Besucher ein und freuten sich auf die besondere Fahrt. Mit dabei waren unter anderem Christel und Wolfgang Haubold. „Wir sind keine Eisenbahnfans, aber als Rentner muss man ja sehen, was man mit seiner Zeit anfängt“, sagt die Merseburgerin und lacht. Schon vor vier Wochen hatten sie sich ihre Fahrkarten, die ebenso historisch aussahen wie der Zug, gesichert.

Während Steven und Mandy Erler aus Lützen mit ihren Söhnen Marc und Tom eine Fahrt auf der am Museum geparkten Handhebeldraisine vorzogen, achtete Reinhard Wieling von den Leipziger Eisenbahnfreunden am Bahnsteig darauf, dass es nicht zu Verspätungen kommt. Seit Jahren ist er als Schaffner an Bord, bei dem Pfeife und Kelle zur Standardausrüstung gehören. Die historischen Fahrten haben ihn bereits nach Berlin, Dresden, Rübeland oder Zeitz geführt. „Solange ich mit großen Eisenbahnen spielen kann, brauche ich keine kleine im Keller“, sagt er und lacht so laut, dass ihn selbst die Fahrgäste im Zug hören.

Was folgt ist der Blick auf die Uhr. 9.57 Uhr, Zeit für die Abfahrt in Richtung Bad Dürrenberg. Mit einem langem Pfiff gibt Wieling dem Lokführer das Signal zum Aufbruch. Nächster Halt Bad Dürrenberg, wo sich die nächsten Eisenbahnfreunde nach der ersten Enttäuschung über die ganz besondere Fahrt auf der traditionsreichen Strecke freuen werden. (mz)

Christel und Wolfgang Haubold sicherten sich ihre Tickets bereits vor Wochen.
Christel und Wolfgang Haubold sicherten sich ihre Tickets bereits vor Wochen.
Peter Wölk