Jobcenter zahlt Kinderessen Jobcenter zahlt Kinderessen: Essen auch, wenn Kita oder Schule nicht besucht werden?

Merseburg - Gute Nachrichten für alle Eltern im Landkreis, die zu normalen Kita- oder Schulzeiten nichts für das Mittagessen ihrer Kinder zahlen mussten, weil die Kosten über das Programm Bildung und Teilhabe abgedeckt wurden. „Das Jobcenter übernimmt auch jetzt die Kosten, wenn die Kinder zuhause sind“, sagte Anja Vögele, die zuständige Fachabteilungsleiterin Leistung beim Jobcenter des Saalekreises.
Allerdings würden keine Kosten für die Anlieferung übernommen, sondern nur genau so viel wie es kosten würde, wenn das Kind oder die Kinder in Kita oder Schule wären. „Um den Aufwand so gering wie möglich zu halten, würden wir direkt mit den jeweiligen Versorgern abrechnen."
"Manche können sich das nicht leisten“
Sozial schwache Familien und auch Ein-Euro-Jobber stecken gerade richtig in der Klemme. „Ich frage mich, wie manche Familien, deren Kinder sonst kostenfreies Essen in Kita oder Schule bekommen, das stemmen, und wie die Kinder wochenlang abwechslungsreich ernährt werden sollen. Manche können sich das nicht leisten“, sagt Katleen Gröber, die Regionalchefin der Works gGmbH, wo man viel Kontakt zu bedürftigen Familien hat und zu Menschen, die Ein-Euro-Jobs machen, um besser über die Runden zu kommen.
Für die Ein-Euro-Jobber sei das gerade eine harte Zeit, so Gröber, da das Jobcenter alle Ein-Euro-Jobs gestrichen hatte. Die Fraktion der Linken im Stadtrat hat deshalb eine Spende mit Waschmittel, Fit, Kosmetikartikeln, Kaffee und Kakao an das Soziale Dienstleistungscentrum (SDC) der Works übergeben.
Notausgabe in der Siegfried-Berger-Straße
„Das sind alles Sachen, die wir von den Supermärkten oder Discountern nicht gespendet bekommen, und die unsere Bedürftigen deshalb auch nicht bei uns für ganz kleines Geld erwerben können“, bedankt sich Katleen Gröber. Auch die Stadtratsfraktion der CDU hat eine Spende vorbeigebracht - nämlich 300 Vliesmasken. „Das hilft ebenfalls sehr, da sich unsere Kunden das nicht leisten können und im Zweifel auch nicht selbst nähen“, so Gröber.
Deshalb frage man jeden, der sich an der Notausgabe in der Siegfried-Berger-Straße Lebensmittel hole, ob er eine Maske habe. „Falls nicht, bekommt er eine.“ Spenden für Bedürftige können übrigens nach wie vor beim SDC der Works in der Lindenstraße oder in der Siegfried-Berger-Straße abgegeben werden.
Eltern sollten direkt bei dem für die jeweilige Kita oder Schule zuständigen Menüdienst bestellen
Zurück zur Essensversorgung von Kita- und Schulkindern aus bedürftigen Familien, die aktuell weder Kita noch Schule besuchen. „Bisher hat es dazu bei uns keinerlei Nachfragen gegeben, also aus meiner Sicht auch keinen Bedarf“, sagte Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU) auf Anfrage der MZ. Sollte sich das jetzt ändern, werde man Lösungen erarbeiten, wie die Eltern an das Essen kommen.
Auch wenn die Zahl der betreuten Kinder ab Montag steigen werde, wolle er nicht, dass zusätzliche Menschen in die Kitas oder Schulen gehen, um Essen abzuholen. Am liebsten wäre es ihm, die Eltern würden direkt bei dem für die jeweilige Kita oder Schule zuständigen Menüdienst bestellen und auch dort abholen. In Merseburg wäre das zum Beispiel der Menü-Service Seiffert.
„Wir bräuchten auf jeden Fall einen Tag Vorlauf“
„Wir bräuchten auf jeden Fall einen Tag Vorlauf“, sagte Mirko Seiffert der MZ, da man aktuell aus verständlichen Gründen weniger Vorräte hätte. Er würde die Entscheidung der Stadt abwarten, wie Eltern an das Essen für ihre Kinder kommen sollen. Auf jeden Fall könnte er aber die Portionen einzeln in Assietten verpacken.
››Die Hotline des Jobcenters ist unter Tel. 03461/224100 oder -101 zu erreichen. Das Bürgertelefon der Stadt Merseburg hat die Tel.-Nr. 03461/445445 und ist Mo-Fr, 8 -16 Uhr, erreichbar. (mz)