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Imo Merseburg Imo Merseburg: Ambition auf Oberliga setzt Werksclub unter Druck

Von Felix Tränkner 01.12.2016, 21:36
Michel Hennig (M.), hier im Spiel gegen Ammendorf, soll das Imo-Spiel antreiben
Michel Hennig (M.), hier im Spiel gegen Ammendorf, soll das Imo-Spiel antreiben Kubak

Merseburg - Es ist fast immer das Gleiche. In der Trainingswoche vor Auswärtsspielen sind die Kicker von Imo Merseburg hoch motiviert und siegessicher. Wird es dann am Wochenende ernst, stellt sich meistens Ernüchterung ein. Denn fünf von sechs Gastspielen endeten mit einer Punkteteilung.

Zu wenig für den Verein, der von der „Industriemontagen Merseburg GmbH“, kurz „Imo“, seit über zwanzig Jahren mit einer bedeutenden Summe unterstützt wird und demnach nur ein Ziel kennt: „Aufstieg in die Oberliga“, wie Vereins-Präsident Sascha Czernei unlängst bestätigte.

Damit dieses Vorhaben nicht zu sehr aus dem Blickfeld gerät, gab es vor dem Gastspiel des Tabellenvierten am Samstag 13 Uhr bei Blau-Weiß Dölau ein „ernstes Gespräch“ zwischen Trainerteam und Mannschaft.

Imo Merseburg muss punkten

Co-Trainer Mario Beyer war dabei und berichtet: „Wir haben der Mannschaft klar kommuniziert, dass wir die letzten beiden Punktspiele vor Weihnachten gewinnen müssen, um den Anschluss nach oben nicht zu verlieren. Es gibt ab sofort keine Ausreden mehr.“

Denn der Geldgeber im Hintergrund um den mächtigen Unternehmenschef Michael Schäfer wird nicht mehr ewig still halten und sich mit sportlichen Mittelmaß zufrieden geben.

Das weiß auch Sohn Christoph Schäfer, der bei Imo Merseburg im Vorstand sitzt: „Mein Vater ist über alle Vorgänge im Verein informiert. Noch gibt er uns Zeit. Auch er weiß, dass wir in dieser Saison einen Generationswechsel einleiten mussten und außerdem mit vielen Verletzungssorgen zu tun hatten.“

Dass die Merseburger, die sieben von zwölf Spielen Unentschieden gespielt haben, schon so früh in der Saison unter Zugzwang geraten sind, hat laut Mario Beyer auch folgende Ursache: „Wir spielen so oft Remis, da unsere Gegner häufig extrem tief stehen, so dass wir 90 Minuten gegen eine Mauer anrennen müssen. Das macht erstens keinen Spaß und hat zweitens zur Folge, dass sich unsere spielerische Überlegenheit nicht immer in Ergebnissen widerspiegelt.“

Beyer, der zuvor im Nachwuchsleistungszentrum von RB Leipzig als Trainer tätig war und dort unter anderem den Sohn von Imo-Trainer Alexander Wagner trainierte, hat ein berühmtes Vorbild, wenn es um Spieltaktik geht: „Bayern München unter Pep Guardiola ist hier der Maßstab.“

Und was genau konnte sich Beyer dort abgucken? „Die Idee besteht darin, den Ball in der Viererkette zu halten und dann explosionsartig das Tempo zu wechseln, um in die Spitze zu kommen. Dafür braucht man schnelle Spitzen und wahrhafte Mittelfeldstrategen. Mit Michel Hennig haben wir auf jeden Fall einen Mann mit immenser Spielintelligenz.“

Gegner Dölau erwartet Beyer mit einem „extrem defensives 5-4-1-System“ , so dass vor allem eine Tugend gefragt sein wird: Geduld! Personell indes hat sich die Lage entspannt. Kapitän Mario Schaaf und Stammverteidiger Marvin Weigt sind nach ihren Verletzungen wieder einsatzbereit.

Im Lager der Dölauer herrscht Vorfreude und Zuversicht im Hinblick auf das Duell mit „den favorisierten Merseburgern“, wie Team-Manager Erik Schulz keck bekundet: „Ich tippe auf ein 2:1 für uns.“

Fußball-Romantik bei Blau-Weiß Dölau

Aber woher kommt dieser Optimismus beim Tabellensiebten? Zwar haben die Randhallenser mit ihren drei Aufstiegen in vier Jahren durchaus nachgewiesen, dass ihnen die Rolle des „Underdogs“ liegt, doch sprechen die objektiven Parameter im Vergleich zu Imo Merseburg ganz klar gegen Dölau: Nur etwa ein Fünftel umfasst deren Etat.

Außerdem gingen die Spiele gegen die beiden Topmannschaften der Verbandsliga Lok Stendal und Romonta Amsdorf jeweils verloren.

Trotzdem, oder gerade deshalb, rechnet sich Schulz etwas aus: „Wir können doch entspannt an das Spiel herangehen. Niemand erwartet etwas von uns.“

Auf das finanzielle Ungleichgewicht der beiden Clubs angesprochen, erwidert Schulz mit einem oft gehörten, aber doch logischen Argument: „Im Fußball zählt immer noch die Leistung auf dem Platz und nicht die Finanzkraft.“

116 Tore in 117 Spielen: Dölaus Top-Torjäger Marcel Bennewitz

Da hat er Recht. Ob es bei dieser Kampfansage bleibt oder tatsächlich etwas Zählbares herausspringt, wird wohl wieder von Dölaus Torjäger Marcel Bennewitz abhängen.

Der 33-jährige ist ein Phänomen. Seit 2011 erzielte er in 117 Spielen unfassbare 116 Tore für Dölau. Auch in dieser Saison steht er schon wieder bei vier Toren aus zwölf Spielen.

Umso mehr freut es Schulz, dass Bennewitz dem Ruf größerer Vereine nicht gefolgt ist: „Es gab bei so einem Spieler mit so konstant guten Leistungen selbstverständlich diverse Anfragen anderer Vereine. Dass er bei uns geblieben ist, spricht eben auch für seine und unsere Fußballphilosophie.“ Der Spaß steht eben im Vordergrund...

(mz)