Handwerk vorm Aussterben bewahrt Handwerk vorm Aussterben bewahrt: Zweiradmechaniker-Innung weitet sich nach Sachsen aus

Rossbach - Die 2014 gegründete Zweiradmechaniker-Innung Sachsen-Anhalt ist seit Dezember erweitert worden. Ab sofort gehört auch der Landkreis Leipzig dazu. „Das ist notwendig, weil es sich um einen Splitterberuf handelt, den relativ wenige ausüben“, sagte Mitbegründer und Landesinnungsmeister Uwe Bönicke aus Roßbach der MZ.
Beruf des Zweiradmechatronikern durch Erweiterung vor dem Aussterben bewahrt
Damit gehören laut dem Kraftfahrzeugmeister mit den Gastmitgliedern nun insgesamt 17 Betriebe der Innung an. Es sei auch schon die nächste Erweiterung auf den Kammerbezirk Dresden im Gespräch. Das bedeute dann eine einheitliche Ausbildung von Zweiradmechatronikern von Magdeburg bis Dresden.
Die Ausweitung nach Sachsen sei nur folgerichtig, weil im Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer zu Leipzig im sächsischen Borsdorf seit Jahresbeginn 2018 Lehrlinge aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen gemeinsam ausgebildet werden.
Handwerk des Zweiradmechanikers war vor dem Aussterben bedroht
„Unser Ziel ist eine gute Lehrlingsausbildung und später eine gute Meisterausbildung“, so Uwe Bönicke, der vor mehr als 30 Jahren in Roßbach sein Zweiradgeschäft eröffnete, seitdem immer mit der Lehrlingsausbildung zu tun hatte und in den vergangenen beiden Jahren in Borsdorf regelmäßig als Dozent arbeitet und eine Berufsorientierung für Flüchtlinge gibt.
Nach der Wende jedoch bestand die Gefahr, dass sein Beruf zumindest in den neuen Bundesländern ausstarb. Da wurde der heute 61-Jährige aktiv, trat in den Bundesinnungsverband (BIV) Zweirad-Handwerk ein und engagierte sich seitdem dort ehrenamtlich. Bisheriger Höhepunkt: Bei der Wahl einer neuen BIV-Spitze im November 2019 wurde er zum stellvertretenden Bundesinnungsmeister berufen.
Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von Zweiradmechatronikern gestiegen
Für seine Verdienste um die Etablierung des Innungswesens erhielt der Roßbacher zugleich die silberne Ehrennadel des BIV. Es war binnen weniger Wochen schon die zweite große Auszeichnung für ihn. Auch die Handwerkskammer zu Leipzig überreichte ihm für sein besonderes Engagement um die Etablierung der Ausbildung im Zweiradbereich die silberne Ehrennadel.
Es ist also auch sein Verdienst, wenn der BIV heute einschätzt, dass die Ausbildungszahlen im Gewerbe wieder Mut machen. 2018 sei die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge von Zweiradmechatronikern auf Bundesebene um 8,1 Prozent auf insgesamt 924 gestiegen. Davon seien 552 auf Fahrrad- und 372 auf Motorradtechnik entfallen.
Zweiradmechaniker-Innung Sachsen-Anhalt kümmert sich um Materialen und Dozenten
Der Zuwachs bei den Fahrradkollegen gegenüber dem Jahr 2017 habe 12,1 Prozent, in der Motorradtechnik 2,4 Prozent betragen. Die Zweiradmechaniker-Innung Sachsen-Anhalt kümmert sich laut Uwe Bönicke zum Beispiel um neue, aktuelle Unterrichtsmaterialien für die Werkstatt in Borsdorf und sucht Dozenten aus. Parallel dazu sei es wichtig, die Aufgaben nach und nach in jüngere Hände zu geben, sagt der Landesinnungsmeister. Im Vorstand sei das schon der Fall.
Doch trotz seiner 61 Jahre ist es ihm nach wie vor wichtig, persönlich auf dem neuesten Stand zu sein. Erst 2019 absolvierte er eine Weiterbildung, wie Käufer per Laservermessung das Fahrrad mit der für sie passenden Rahmenhöhe und Lenkereinstellung bekommen. „Das ist schon interessant“, sagt er dazu. (mz)