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Handball Handball: 86-Jährige führt Statistik

Von Anke Losack 22.10.2012, 18:23

Spergau/MZ. - Das freie Plätzchen direkt am Eingang zur Zuschauertribüne ist mittlerweile der Stammplatz von Lieselotte Koch geworden. Dort hat sie mit ihrem Rollstuhl genug Platz und den Überblick über die gesamte Wettkampffläche der Spergauer Jahrhunderthalle. Überblick: Den benötigt sie auch. Schließlich will die 86-Jährige das Spiel der ersten Handball-Herrenmannschaft genau mitverfolgen und auf ihrem mitgebrachten Zettel Torschützen, Zeitstrafen und Halbzeitergebnis notieren. Auch am Sonntag, bei der 22:23-Niederlage der Spergauer gegen die TSG Calbe, führte sie ihre Statistik. "Die schreibe ich zu Hause noch einmal ordentlich ab, und dann wird sie abgeheftet", sagt die 86-Jährige. Bei fast jedem Heimspiel der SG Spergau macht sie das so, sie verpasst kaum eine Partie.

Handballspiele in Spergau sind eine willkommene Abwechslung für Lieselotte Koch. Denn nach einem Unfall in den eigenen vier Wänden war sie auf Hilfe und den Rollstuhl angewiesen. Im März dieses Jahres musste sie daraufhin in ein Heim nach Bad Dürrenberg umziehen. Doch der Aufenthalt dort hindert sie nicht daran, zum Handball zu gehen, besser gesagt sich fahren zu lassen. "Ein Fahrdienst bringt mich und holt mich wieder ab", so die Seniorin.

Ein Faible für Handball habe sie, weil sie selbst Handballerin in Leuna war. "Von 1941 bis 1959 habe ich gespielt." Danach sei sie bis 1986 aktive Tennisspielerin gewesen und habe auch gern gekegelt, sagt sie. Zurück zum Handball wurde sie von der Familie, insbesondere ihrem Sohn Rüdiger, der bei der ersten Herrenmannschaft der SG Mannschaftsverantwortlicher ist, gelockt. "Manchmal vergleichen wir nach dem Spiel die Statistiken - dass auch alles richtig ist, was sie mitgeschrieben hat", erzählt der Sohn.

Lieselotte Koch schreibt aber nicht nur fleißig mit. Sie lässt ihren Unmut über Spieler- oder Schiedsrichterleistungen manchmal auch mit Worten freien Lauf. Ihr Rufen wird aber meist von den viel jüngeren und lauter reklamierenden Gästen übertönt.

Nach der Spergauer Niederlage am Sonntag ließ Lieselotte Koch kein gutes Haar an den Schiedsrichtern. "Die haben eine miese Leistung gebracht und Spergau oft benachteiligt", sagt sie. Und damit wird Lieselotte Koch sicherlich mit vielen Spergauern Handball-Anhängern konform sein. Doch sollte man die Niederlage der SG daran nicht festmachen. "Unser Kampfgeist hat nicht zu einem Punktgewinn gereicht", meint Rüdiger Koch. Besonders in den letzten Minuten der Partie, als es zwischen Spergau und Calbe immer wieder unentschieden stand, verpassten es die Gastgeber, selbst in Führung zu gehen. In der 47. Minute (16:16) scheiterte Tomas Jablonka am Keeper. Wenige Minuten später vergab Max Weber beim Stand von 19:19 die Spergauer Führung. "Dass es nicht zur Führung reichte, war vielen technischen Fehlern und Fehlwürfen geschuldet", so Rüdiger Koch. Zudem wählte Calbe mit zunehmender Spielzeit eine härtere Gangart und stoppte die Spergauer durch Foulspiele. Zwölf Zeitstrafen und zwei rote Karten gab es für Calbe - Spergau hatte vier Zeitstrafen und eine rote Karte (Stefan Hesse). "Die personelle Überlegenheit hätten wir in Tore ummünzen müssen", so der Mannschaftsverantwortliche.

Auch Lieselotte Koch hätte sich über ein paar mehr Tor-Striche für die Spergauer auf ihrer Liste gefreut.