Grusel-Trend Grusel-Trend: Was Clown Banane zu den Horror-Clowns sagt

Querfurt - Die Farbtiegel liegen in einer alten Lebkuchendose, ein „Glücksbringer“ von seiner Mutter. Seine Verwandlung dauert gerade mal fünf Minuten. Er bläst die Backen auf, malt mit dem Pinsel einen roten Punkt samt weißem Rand auf eine Wange, einen weißen mit rotem Rand auf die andere. Noch etwas Farbe aufs Kinn, eine rote Nasenspitze: Aus Ronald Köllner ist Clown Banane geworden. Nun fehlen nur die karierte Hose, die bunt karierte Jacke und eine ebenso farbenfreudige Schirmmütze und die Show kann beginnen.
Sie beginnt bei Köllner aber nicht hinter der Hecke, aus der im Dunkeln ein Maskierter springt und mit Kettensäge oder Axt Menschen erschreckt. Der 55-Jährige ist keiner dieser Horrorclowns, die bundesweit für Schlagzeilen sorgen. Er verzichtet schon lange auf schwarze Schminke - „das ist eine ängstliche Farbe“ -, aber auch auf Masken oder ein vollständig geschminktes Gesicht. Man müsse den Menschen sehen, sagt er.
Horror-Clowns machen den lustigen Mann wütend
Sein Metier ist die Freude – im Zirkus „Barlay“, einem kleinen Familienzirkus in siebter Generation, der derzeit in Querfurt ist und dort mit Akrobatik, Tanz, Feuershow und Tieren lockt. Und Clowns. Clown, sagt Köllner, ist er sein Leben lang. Es sei sein Schicksal, Menschen – vor allem Kinder – zu erfreuen.
Fünfmal pro Show tritt Köllner auf, viermal davon als Banane. Er müsse mit Menschen umgehen können, „der ganze Körper muss fröhlich sein“, sagt er. Man glaubt ihm die Freude, von der er erzählt, wenn Kinder mitmachen, selbst ängstliche am Ende dem Clown die Hand geben. „Clownerie ist das Schwerste im Zirkus“, sagt Tochter Sabrina. „Bringen Sie mal Menschen zum Lachen!“ Das will Köllner - die Horror-Clowns machen den sonst so lustigen Mann wütend. „Eine Frechheit“, schimpft er. „Das sind Psychopathen, die nicht wissen, was sie anstellen.“ Was, wenn ein erschrecktes Opfer in ein Auto rennt? Kinder Alpträume kriegen?
Gefährdung durch Grusel-Clowns
Auch bloßes Erschrecken, warnt die Polizei, kann strafrechtlich relevant sein, wenn sich das Opfer verletzt oder in lebensgefährliche Situationen gerät. Körperverletzung, Nötigung, Bedrohung listen die Ordnungshüter als mögliche Delikte auf, die empfindliche Strafen nach sich zögen. Im Saalekreis hat die Polizei nach einem Fall am 24. Oktober in Bad Dürrenberg Strafanzeige wegen Körperverletzung aufgenommen, so Sprecher Jürgen Müller.
Auf einem Parkplatz soll dort eine Person mit Maske und Perücke eine Frau so erschreckt haben, dass sie medizinisch behandelt werden musste. Ob es sich um eine „Horrormaske“ handelte, sei unklar. An eine Verwechslung glaubt die Polizei bei einem Vorfall am 21.Oktober in Merseburg. An der Oberaltenburg sollen sich Verdächtige aufgehalten haben - jedoch habe in der Nähe eine Feier mit Verkleidung stattgefunden. „Die Beamten sind sensibilisiert“, betonte Müller.
Grusel-Clowns sind keine Clowns
Die echten Clowns fürchten derweil Imageschäden. Mit ihnen solle Spaß, Freude und Tollpatschigkeit assoziiert werden, hieß es beim Verband Deutscher Zirkusunternehmen. Durch die Attacken werde der Clown immer mehr zum Angstobjekt. „Grusel-Clowns sind keine Clowns. Es sind wirre Menschen, die ihre destruktiven Neigungen nur auf diese armselige Art ausleben wollen“, so der Dachverband Clowns in Medizin und Pflege.
Auch Ronald Köllner sorgt sich. „Wenn wir Pech haben, bleiben die Leute weg“, sagt er. Der Zirkusmann erzählt von einer 16-Jährigen, die ihm von Angst vor Clowns berichtet hat, nachdem sie einen Horrorfilm sah. Und Eltern, die im Zirkus mit „Guck, da ist der gute Clown“ ihre Kinder beruhigen. Das habe er vor zwei Jahren schon erlebt, häufiger aber jetzt, so Köllner. Clowns träten neben dem Zirkus auch auf Geburtstagen auf, sagt Tochter Sabrina. Doch wenn der Grusel-Trend weiter geht: „Welches Kind möchte da noch einen Clown auf seinem Geburtstag?“ Im Zirkus „Barlay“ hofft man deshalb, dass der Spuk aufhört - etwa, wenn die Polizei Täter erwischt und sie „ordentlich bestraft“ werden. Vorstellungen von „Barlay“ finden in Querfurt von Donnerstag bis Samstag 17 Uhr, Sonntag und Montag 11 Uhr statt.
Polizei warnt vor Horror-Clowns
Die Polizei warnt nicht nur die Horror-Clowns, dass Zwischenfälle konsequent verfolgt werden und empfindliche Strafen drohen, wenn Menschen verfolgt, genötigt, angegriffen werden. Sie gibt auch Tipps, wie man sich bei einer Begegnung verhalten sollte. Opfer sollten demnach versuchen, dem Clown aus dem Weg zu gehen, ihn nicht zu provozieren. „Wenn Sie verfolgt werden, rufen Sie sofort die Polizei“, heißt es in einer Mitteilung der Kriminalprävention des Bundes und der Länder. Wer bedroht oder körperlich angegangen werde, sollte Umstehende zu Hilfe aufrufen und Anzeige erstatten.
Auswirkungen zu Halloween
Auch zu Halloween kündigt die Polizei an, auf Auswirkungen des Festes zu achten und zu reagieren. 2015 wurden in Mücheln Hauseingangstüren und ein Pkw beschmiert, in Leuna abgestellte Kürbisse beschädigt. Zumeist gehe es um Sachbeschädigung, hieß es. (mz)
