Großprojekt A38 Großprojekt A38: So wird die Autobahn ausgebaut

Merseburg - Das schwarze Auto fährt hinter dem Kipplaster durch die Absperrungen an der Anschlussstelle in die Autobahnbaustelle auf der A38. Uwe Langkammer, Präsident der Landesstraßenbaubehörde in Sachsen-Anhalt, kann darüber nur müde lächeln. „Das erleben wir täglich. Es gibt immer wieder Fahrzeugführer, die probieren, ob es nicht doch noch weitergeht.“
Noch bis Ende Oktober wird die Autobahn zwischen Leuna und Merseburg-Süd in Richtung Göttingen saniert. Der komplette Verkehr wird auf einer Länge von sieben Kilometern über die Gegenfahrbahn geführt. Dass der eine oder andere irritiert sein könnte und deshalb in die Baustelle düst, glaubt Langkammer nicht. „Die Arbeiten werden rechtzeitig mit großen Hinweistafeln angekündigt.“
Pendler im Stau
Langkammer weiß natürlich, dass die Bauarbeiter gerade auf Autobahnen unter besonderer Beobachtung stehen, auch auf der A 38. Vor allem am Freitagnachmittag, wenn die Pendler hier im Stau ihre Däumchen drehen, steigt der Frust in den Karawanen aus Blech. Warum arbeiten hier so wenige Leute? Wieso rücken die Bautrupps nicht nachts an? „Das ist wie im Fußball. Spielt die Nationalmannschaft, sitzen 70 Millionen Bundestrainer vor dem Fernseher. Uns geht es ähnlich. Jeder, der einen Führerschein hat, ist auch gleichzeitig Experte für den Straßenbau“, meint Langkammer.
Dabei dauere es auf viel befahrenen Strecken - auf der A38 sind täglich in beiden Richtungen bis zu 30.000 Autos, Lkw, Busse und Motorräder unterwegs - zwei bis drei Wochen, um alleine die neue Verkehrsführung für die Baustelle einzurichten. „Und dann wird an Stellen gearbeitet, die man im Vorbeifahren gar nicht registriert. Etwa das Setzen von neuen Borden. Aber bevor das nicht erledigt ist, kann die neue Fahrbahndecke nicht eingebaut werden“, erklärt Projektleiter Frank Liebegott. Werktags ist von 6 bis 17/18 Uhr Betrieb auf der Baustelle, auch am Samstag wird gearbeitet.
Gefahr für den Straßenverkehr
Dass die A38 zwischen Leuna und Merseburg so verschlissen ist, dass sie zur ernsten Gefahr für den Straßenverkehr wurde, hat übrigens nichts mit Pfusch am Bau oder anderen Unwägbarkeiten zu tun - betont Langkammer. „Auch das ist so ein Märchen. Nicht alle unsere Straßen sind nagelneu. Dieser Abschnitt auf der A38 beispielsweise hat 15 Jahre auf dem Buckel. Der Verschleiß ist normal.“
Seit Jahren habe man den Asphalt schon im Auge. Täglich seien die Straßenmeistereien auf den Autobahnen unterwegs. Die Untersuchung von Bohrkernen brachte Gewissheit: Die Fahrbahn ist am Ende und zwar alle vier Spuren. In Richtung Göttingen ist es schlimmer, deshalb ist diese Strecke auch als erstes dran. 2017 folgt dann die Fahrtrichtung Leipzig. Die Gesamtkosten werden dann vermutlich bei rund acht Millionen Euro liegen.
350 bis 400 Tonnen pro Stunde
Der A38 geht es dabei bis ans Eingemachte. Je nach Zustand des Unterbaus muss der Straßenkörper bis hinunter auf das Erdreich abgetragen werden. Eine Fahrbahn besteht aus mehreren Schichten. Die Tragschicht ist auf der A38 etwa 18 Zentimeter dick und liegt auf Schotter. Es folgen die Binderschicht (zwischen acht und zehn Zentimetern) und letztlich die vier Zentimeter starke Decke - ein Split-Mastix-Asphalt. Es sind gewaltige Mengen, die verbaut werden müssen. Alleine vom Asphalt werden 350 bis 400 Tonnen pro Stunde benötigt. „Wir legen mit unserem Bedarf alle Produktionsstätten der Region lahm“, meint Langkammer.
Übrigens ist es interessant, dass selbst in Zeiten von GPS-gesteuerten Walzen und Lasermessung die gute alte Handarbeit nicht ausgedient hat. Beim Einbau der Borde kommen derzeit wie bei Heimwerkern Wasserwaage und Gummihammer zum Einsatz, um die 70 Kilo schweren Borde auszurichten. Das kostet Zeit - und die Geduld der Autofahrer. (mz)
