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Gotteshaus mit Glasfaseranschluss Gotteshaus mit Glasfaseranschluss: Die digitale Kirche in Krumpa

Von Diana Dünschel 07.10.2020, 13:10
Die Kirche Krumpa muss trockengelegt werden. Dafür haben die Arbeiten begonnen.
Die Kirche Krumpa muss trockengelegt werden. Dafür haben die Arbeiten begonnen. Katrin Sieler

Krumpa - Die Kirche Krumpa, die 2021 genau 270 Jahre besteht, kann in den nächsten Monaten weder für Gottesdienste noch für Trauerfeiern genutzt werden. Sie ist zur Baustelle geworden. Außen wird nun geschachtet.

Wegen der danach folgenden Innenarbeiten sind Altar und Orgel als Schutz vor Staub in Plastefolien eingehüllt worden. Die Mitglieder des Gemeindekirchenrats Steffen Schneider und Sven Czekalla haben lange auf diesen nächsten Schritt der Sanierung hingearbeitet.

Ein ökologisches Verfahren

Das Gotteshaus habe erhebliche Nässeschäden und soll im ersten Schritt trockengelegt werden, erklären beide. Das bedeute Abdichtungsarbeiten an den Grundmauern einschließlich der Erneuerung des Sockelputzes im Innenbereich. Eine Besonderheit sei dabei das gewählte Abdichtungssystem mit einer von außen eingebrachten etwa 15 Zentimeter dicken Tonschicht. Das sei ökologisch und komme ohne Bitumen und Kunststoff aus. Man könne es sich wie eine Teichabdichtung aus Ton vorstellen.

Schritt zwei sei dann die Erneuerung der gut 100 Jahre alten Fenster. Hier seien sowohl die Scheiben aus Ornamentglas als auch Holzbauteile so beschädigt, dass eine Restaurierung nicht mehr sinnvoll gewesen wäre. Gemeinsam mit der Denkmalschutzbehörde habe man sich daher für einen Neubau in Anlehnung an die jetzigen Fenster entschieden, bei dem sowohl die Glasstruktur, die Nordische Stammkiefer als Material sowie die Holzprofilierung dem historischen Bestand entsprechen. Das sei aber ein sehr hoher Aufwand und die finanziellen Mittel begrenzt.

Nur 85 Prozent der Fenster erneuert

Deshalb könnten letztlich nur 85 Prozent der Fenster erneuert werden. Beide Aufträge seien vergeben. Die Abdichtung übernehme eine Firma aus Sachsen, die sich mit dem vorgeschriebenen Verfahren auskenne. Die neuen Fenster fertige die Glaserei Crone GmbH aus der Goethestadt Bad Lauchstädt.

Apropos Finanzierung. Insgesamt koste die Maßnahme zirka 93.000 Euro. Davon seien 25 Prozent Eigenanteil aus Rücklagen der Kirche Krumpa und einem Zuschuss des Kirchenkreises. Die anderen 75 Prozent seien Fördermittel aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums. Gut ein Jahr hatte es von der Antragstellung bis zur Bewilligung gedauert.

Die Krumpaer Kirche wurde im Jahre 1751 unter Verwendung von Teilen des romanischen Vorgängerbaus neu errichtet. Beim Bau wurden die Materialien der alten Kirche wiederverwendet. Äußerst ungewöhnlich für den ländlichen Sakralbau in dieser Gegend und architektonisch sehr reizvoll ist die Verbindung des gestreckten rechteckigen Kirchenschiffs mit einem zentralen, unregelmäßigen Oktogon. Im Zweiten Weltkrieg wurde der südliche Teil des ursprünglichen Kreuzes zerstört.

Bereits 2001 bis 2003 wurden dringend notwendige Instandsetzungsmaßnahmen am Dach durchgeführt; dabei wurde der Dachstuhl gesichert, das Dach gedeckt und die Entwässerung von Kirchenschiff, Chor und Anbauten bis zur Mauerkrone erneuert. An diese Arbeiten wird nun angeknüpft.

Dazu kamen Abstimmungen mit dem Denkmalamt des Saalekreises und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. Ein örtliches Planungsbüro koordiniere das Vorhaben: die Bauplanung Michael Jahn aus Krumpa.

Ziel der Anstrengungen

Ziel der Anstrengungen ist es laut dem Gemeindekirchenrat, die Kirche weiter für musikalische und kulturelle Veranstaltungen zu öffnen. Neben den regelmäßig stattfindenden Gottesdiensten sollen so zusätzliche Angebote geschaffen werden und die Kirche als Ort der Zusammenkunft allen Menschen offenstehen, sagen sie und erinnern an die bestehende Kooperation mit dem Heimat- und Feuerwehrverein seit 2017 und bisherige Veranstaltungsreihen wie „Jazz in der Kirche“, Konzerte mit einer Pink Floyd- und einer Jethro Tull-Tribute Band oder das jährliche Weihnachtskonzert.

Mehr Menschen einbeziehen

Künftig soll all das ganz modern von Krumpa in die Welt hinaus gesendet werden. Denn die Stadtwerke Merseburg hatten Anfang 2020 beim Breitbandausbau des Ortes auch einen Glasfaseranschluss in die Kirche gelegt. Die Kirchengemeinde möchte nun bald die notwendige Computer- und Übertragungstechnik anschaffen, damit zukünftig Gottesdienste und Veranstaltungen übertragen werden können.

„Damit soll der Gang in die Kirche nicht ausbleiben, sondern es ist auch hier als zusätzliches Angebot zu sehen, damit mehr Menschen zu Hause am Rechner oder auf dem Handy erleben können, was in der Kirche passiert“, erklärt Sven Czekalla, der gleichzeitig Ortsbürgermeister ist.

Darüber hinaus gibt es ihm zufolge in der Kirche künftig noch etliches zu tun. Er nennt die Erneuerung der Elektroinstallation und der Beleuchtung, die Fassadensanierung, die Ausbesserung der Empore, Malerarbeiten, das Aufhängen einer weiteren Glocke und ihre Elektrifizierung sowie die Restauration der Orgel, der Kanzel und der Logen. (mz)

Der Sockelputz im Innenbereich wird ebenfalls erneuert.
Der Sockelputz im Innenbereich wird ebenfalls erneuert.
Katrin Sieler