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Riskante Baustelle? Goethe-Theater Bad Lauchstädt: Theater wird "oben ohne" saniert

Von Michael Bertram 31.03.2017, 10:08
Uwe Klett hat auch schon das Schloss Neuschwanstein saniert. Jetzt beschert er dem Goethe-Theater in Bad Lauchstädt ein neues Dach.
Uwe Klett hat auch schon das Schloss Neuschwanstein saniert. Jetzt beschert er dem Goethe-Theater in Bad Lauchstädt ein neues Dach. Peter Wölk

Bad Lauchstädt - Gekonnt setzt Uwe Klett den Kuhfuß an. Zwei-, dreimal nur wippt er mit den Armen, da zieht er auch schon den langen Nagel aus dem maroden Sparren vom Dach des Goethe-Theaters in Bad Lauchstädt. Hinter Klett klafft ein riesiges Loch. Denn angesichts des guten Wetters zeigt sich die von Goethe höchstselbst konzipierte Spielstätte in diesen Tagen oben ohne.

Zum Feierabend werfen die Arbeiter nur eine Plane über die Dachkonstruktion des historischen Gebäudes, um es im Falle von Regen zu schützen. Ein riskanter Plan, möchte der Laie meinen.

Chef des Goethe-Theaters in Bad Lauchstädt: „Was soll schon passieren?“

Theater-Chef René Schmidt allerdings hat keine Bedenken. „So wurden Dächer jahrhundertelang saniert“, sagt er. „Was soll schon passieren?“ Allerdings hat nicht nur die Tradition den Geschäftsführer der Historischen Kuranlagen auf die Idee mit der Plane gebracht. Der Verzicht auf ein sonst übliches und auch bei der Sanierung des Historischen Kursaals installiertes Wetterschutzdach erfolgte aufgrund der hohen Kosten. „Hätten wir so ein Dach überbaut, wären zu der geplanten einen Million Euro für die Dachsanierung noch einmal 420.000 Euro zusätzlich fällig gewesen“, erklärt Schmidt. Geld, das er so sparen und an anderer Stelle verwenden kann.

Nicht ohne Grund hat doch die genauere Betrachtung der vom Pilz und Schwamm befallenen Fassaden gezeigt, dass mit deutlich höheren Kosten zu rechnen ist. „Da müssen wir die rund 340.000 Euro, die eigentlich für die Innensanierung geplant waren, einsetzen“, berichtet Schmidt. Wie es dann drinnen weitergehen soll, ist unklar. „Wir werden aber eine Lösung finden“, zeigt sich der Theater-Direktor zuversichtlich.

Für Veranstaltungen wird im Goethe-Theater Sanierungspause gemacht

Denn auch die Sponsoren in Form von Stiftungen und Unternehmen hätten inzwischen erkannt, dass es sich beim Goethe-Theater um ein nationales Leuchtturmprojekt handelt, wie Schmidt betont. Deshalb ist die Gesamtsanierung auch dem Land Sachsen-Anhalt, dem die geschichtsträchtige Immobilie im Herzen der Goethestadt gehört, auch rund drei Millionen Euro wert.

Bis Ende Mai werden Uwe Klett und seine Kollegen, die auch schon Schloss Neuschwanstein und Schulpforta zu neuem Glanz verholfen haben, noch werkeln. Dann sollen mit den Händelfestspielen auf der Bühne wieder Aufführungen stattfinden. Bis zum Festspiel der deutschen Sprache im September, dann geht die Sanierung weiter.

So geht es 2018 für das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt weiter

„Spannend wird es dann im kommenden Jahr“, blickt Schmidt schon einmal voraus. Dann werden wegen des Schlussspurts der Sanierung nämlich nur zu den Händelfestspielen und dem Festspiel der deutschen Sprache die Wochenenden genutzt, um Leben ins Goethe-Theater zu bringen. „Wir wollen 2018 aber auch erstmals die Wochentage nutzen, um dem Publikum Aufführungen zu bieten“, wie Schmidt ankündigt.

Ob diese Mission Erfolg bringt? Man wird es sehen. Mit der anschließenden Sanierung der Zeltdecke, die zunächst von oben vom Dreck befreit und dann von unten neu bemalt wird, haben die Bauarbeiten dann aber immerhin nach drei Jahren auch ein Ende. (mz)

Das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt wird noch bis 2018 saniert.
Das Goethe-Theater in Bad Lauchstädt wird noch bis 2018 saniert.
Peter Wölk