Ärger um Gestank Gestank in Teutschenthal: Minister Willingmann will durchgreifen

Magdeburg - Seit Monaten stinkt es Anwohnern südwestlich von Halle gehörig. Weil die Grube Teutschenthal (Saalekreis) einen Geruch verströmt, den sie nur schwer ertragen, haben sich bis heute 700 Anwohner beim Land beschwert: Seit Jahren werden in der Grube Industrieabfälle gelagert - doch zuletzt häuften sich Klagen über Kopfschmerzen und Atemnot. Bewohner fordern vor allem einen Mann zum Handeln auf: Landeswirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD).
Das hängt auch mit neuen Erkenntnissen zusammen, die jetzt rund um die Grube bekannt werden: Jahrelang haben Behörden es versäumt, eigene Bauauflagen durchzusetzen. Konkret geht es um ein „Freilager“ für Abfälle, die später einmal in die Grube kommen - sie lagern bis heute unter freiem Himmel.
Gestank in Teutschenthal: Willingmann fordert Bau von Halle
Dabei hatte das zuständige Landesamt für Geologie und Bergwesen 2004 ganz andere Pläne. Es verlangte vom Grubenbetreiber GTS schwarz auf weiß den Bau einer Lagerhalle. Der Plan damals: 12.000 Kubikmeter für 17.000 Tonnen vorbereiteten Abfall. 2006 sollte die überdachte Sammelstelle spätestens stehen - und das Freilager Geschichte sein. Das bestätigte das Ministerium nun der MZ.
Allerdings: Die Halle kam nie. Stattdessen bat der Betreiber das Land zweimal um Fristverlängerung - so gingen die Jahre bis 2009 ins Land. Und danach fragte offenbar niemand mehr nach. Die Auflage sei bis heute nicht umgesetzt, so das Ministerium.
Jetzt will Willingmann - seit 2016 im Amt - in Teutschenthal durchgreifen: Er hat vor wenigen Tagen das Landesamt angewiesen, die Auflage von 2004 durchzusetzen und die Halle bauen zu lassen. Er lässt sich dabei alle Optionen offen - sollte dies nicht geschehen, behält sich das Ministerium „erforderlichenfalls“ einen Stopp weiterer Lagerung und Bearbeitung von Abfall an diesem Ort vor. „Wir wollen deutlich machen, dass wir nicht nur zugucken, sondern jetzt aktiv werden“, sagte Willingmann der MZ.
Versäumnisse im Land im Fall der Grube Teutschenthal sollen aufgeklärt werden
Angesichts des Behördendesasters will er jetzt auch Versäumnisse im Land aufklären. „Ich will eine Art Sonderbeauftragten einsetzen, der sich die Verwaltungsvorgänge ganz genau anschaut“, so Willingmann. „Es muss aufgeklärt werden, wieso so lange nichts geschehen ist und eine eindeutige Forderung an den Betreiber nicht durchgesetzt wurde.“ Im Fokus wird demnach vor allem das Landesamt für Geologie und Bergwesen stehen.
Willingmann sagte, das Amt werde den Betreiber GTS noch einmal anhören. Wie lange es dauern werde, eine entsprechende Halle zu bauen, sei unklar.
Die Anwohner haben ihren Ärger über den Geruch längst bis in den Landtag getragen. Oppositionspolitiker von AfD und Linken hatten im Dezember bei einer Regierungsbefragung versucht, Willingmann in die Enge zu treiben. Schon damals konnte er nicht schlüssig beantworten, wieso Bauauflagen jahrelang ignoriert wurden. Er selbst habe erst „vor kurzem davon Kenntnis erlangt“, sagte Willingmann damals.
Gruben-Betreiber GTS: Neue Anweisung des Ministeriums sei nicht bekannt
In Kooperation mit der Universität Halle lässt er mittlerweile untersuchen, ob von der Grube Gesundheitsrisiken ausgehen. Ergebnisse stehen noch aus.
Gruben-Betreiber GTS teilte der MZ am Mittwoch mit, die neue Anweisung des Ministeriums sei nicht bekannt. Ob eine Lagerhalle geplant sei und wieso sie nie gebaut wurde, blieb auf Anfrage offen. Ein Sprecher sagte lediglich, „die GTS stellt einen Antrag auf optimierten Betrieb des heute genutzten Freilagers“. Dies soll der Staubunterdrückung dienen. (mz)