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Fußball-Oberliga Fußball-Oberliga: 99-Stürmer El Gourmat mit Doppelpack für den kleinen Sohn

Von Felix Tränkner 04.12.2016, 21:45
Abdelaziz El Gourmat attackiert einen Plauener.
Abdelaziz El Gourmat attackiert einen Plauener. Kubak

Merseburg - Es war kurz vor zwölf Uhr am Sonntagmittag. Fußball im Merseburger Stadtstadion stand auf der Kippe. Farih Kadic und sein Trainerkollege vom VFC Plauen, Nico Quade, begutachteten den gefrorenen Rasen und mussten eine Entscheidung treffen. „Das Verletzungsrisiko auf dem Rasen war immens erhöht. Wir haben unseren Gästen angeboten, das Spiel zu verschieben, was diese aber aufgrund der langen Anreise abgelehnt haben“, berichtete der Merseburger Chef-Coach Kadic.

Im Nachhinein hätten die Plauener der Offerte lieber zustimmen sollen, denn außer ein bisschen Bewegung war für die Gäste nichts zu holen. Vor nur 102 Zuschauern setzte sich der SV Merseburg 99 im Heimspiel gegen den VFC Plauen verdient mit 2:1 (1:0) durch. Damit kletterten die 99er vor dem Gipfeltreffen nächsten Sonnabend in Halberstadt auf Platz drei.

Der Untergrund war rutschig. Dazu kam die klirrende Kälte. „Ich habe durch das Tänzeln beim Abstoppen Schmerzen an beiden Achillessehnen“, meinte Merseburgs bosnischer Flügelflitzer Nikola Odovic. „Gerade für mich als schnellen Spieler war das heute eine Qual. Kontrollierter Fußball war schwer möglich.“

In der ersten Halbzeit zu wenig getan

War die Entscheidung zu spielen möglicherweise unverantwortlich? „Nein“, sagte Gäste-Co-Trainer Sven Römhild. „Die Spieler haben mir selbst das Feedback gegeben, dass es geht. Der Platz war heute mit Kunstrasen zu vergleichen, aber der ist ja auch zugelassen.“ So kam es, dass die in dieser Saison zu Hause noch ungeschlagene Elf um Kapitän Martin Fiebiger einen pragmatischen Spielansatz wählte und den Ballbesitz weitestgehend den Gästen überließ.

Diese konnten jedoch so recht nichts damit anfangen, wie ein konsternierter Plauener Co-Trainer Römhild feststellen musste: „Spielerisch war das ganz nett anzuschauen von uns, allerdings haben wir das, worum es im Fußball geht, nämlich zwingend nach vorne zu spielen, insbesondere in der ersten Halbzeit, zu wenig getan.“ Auch Merseburg kreierte sich wenige Chancen, diese aber reichten. Allen voran Abdelaziz El Gourmat sorgte mit seinen beiden Toren, jeweils nach Gegenpressing-Situationen, Mitte der ersten und Anfang der zweiten Halbzeit für die wenigen erhellenden Momente.

Seine Tore widmete der 28-jährige Marokkaner einem ganz besonderen Menschen, der das Spiel naturgemäß noch nicht sehen konnte. „Die Tore sind für meinen 14 Monate alten Sohn. Er ist gerade bei mir zu Hause. Unter Aufsicht versteht sich.“ Der junge Familienvater arbeitet im Merseburger Flüchtlingsheim und kam vor der letzten Saison von der SG Ramsin nach Merseburg. Zunächst als Stammspieler gesetzt und mit 25 Scorerpunkten maßgeblich am Aufstieg der 99er in die Oberliga beteiligt, hatte El Gourmat zuletzt, insbesondere unter Ex-Trainer Marko Kapetanovic, einen schweren Stand. Hinzu kam eine wirklich nervige Adduktoren-Verletzung, die ihn über einen Monat nicht trainieren ließ. Die war frustrierend.

„Er überrascht uns eben immer wieder“

Farih Kadic setzt nunmehr aber seit drei Liga-Spielen wieder von Beginn an auf die Dienste des kleinen Dribblers. Ein Vertrauensbekenntnis des Trainers, das El Gourmat zu schätzen weiß: „Ich habe eine harte Zeit hinter mir. Jetzt spüre ich aber wieder das Vertrauen des Trainers und komme langsam wieder an meine Top-Form heran.“

Farih Kadic indes sieht noch Steigerungsbedarf bei seinem Schützling und war am Sonntag sogar kurz davor, ihn frühzeitig auszuwechseln. „Abdelaziz hatte einen starken, körperlich robusten Gegenspieler und konnte sich nicht so richtig durchsetzen“, erklärte Kadic. „Ich wollte ihn nach zwanzig Minuten schon auswechseln, just in diesem Moment macht er das 1:0. Er überrascht uns eben immer wieder.“ (mz)