Fußball in Merseburg Fußball in Merseburg: Rückkehr der alten Helden

merseburg - Das linke Knie wackelt ein bisschen. Ein alte Verletzung. Kreuzbandriss. Ein Andenken an 22 Jahre Fußball. Doch Ralf Gottschalk klagt deswegen nicht. Stattdessen sortiert er bei sich zu Hause in Hohenstein-Ernstthal mit Feuereifer Adressen, Telefonnummern, alte Bilder - andere, schönere Erinnerungen an seine Zeit als Aktiver.
Mit dem Traditionsspiel am Freitag und dem Verbandsliga-Match am Sonnabend wird offiziell die neue Rasenfläche im Merseburger Stadtstadion eingeweiht. In den vergangenen Monaten wurde dort eifrig saniert und neu gesät, um eine Verbandsliga-taugliche Spielfläche herrichten zu können. Gewidmet wird das Traditionsspiel dem 2014 verstorbenen Manager Rudi Jacobs.
22 Jahre spielte der Torwart Ralf Gottschalk für Vereine wie Wismut Gera, Chemie Leipzig, Sachsenring Zwickau sowie vor allem Chemie Buna Schkopau und dessen Nachfolger SV Merseburg 99. Exakt 16 Jahre stand er zwischen den Pfosten des Stadtstadions, spielte zusammen mit solchen Größen wie Silvio Meißner, Jörg Emmerich, Dieter Strozniak oder Holger Krostitz. Immer mit dabei war auch Gottschalks kleiner Yorkshire-Terrier. „Unser Glücksbringer“, sagt er. Der wird auch am Freitag nicht fehlen, wenn im Stadtstadion ein ganz besonderes Spiel steigen wird. Auf dem Rasen stehen sich dann eine von Gottschalk zusammengestellte Traditionsmannschaft früherer Spieler und die aktuelle Alte-Herren-Mannschaft der 99er gegenüber (Anpfiff 18 Uhr). Namen wie Jochen Habekuß, Norbert Schübbe, Stephan Bärwald, Uwe Zorn, die Trainer Rainer Lisiewicz und Bernd Donau - mehr als 40 Zusagen für den Freitag hat Gottschalk schon eingesammelt. „Ich will die Tradition des Merseburger Fußballs wach halten.“
Auch aus der Ferne hat er mitbekommen, dass die aktuellen Zuschauerzahlen des SV 99 trotz des unbestritten sportlichen Erfolges sich eher bescheiden ausnehmen. Solch ein Traditionsspiel wie das am Freitag soll mit dazu beitragen, das Interesse der Merseburger am Fußball in der Domstadt neu zu entfachen. „Der Verein hat mir in den 16 Jahren viel gegeben. Jetzt möchte ihm davon wieder etwas zurückgeben“, erklärt Gottschalk einen weiteren Beweggrund für sein Engagement. Was ihn in Vorbereitung des Wiedersehens am Freitag besonders freut: Beim ehemaligen Trainer Olaf Keller fand sich noch ein kompletter Trikotsatz mit dem Schriftzug Chemie Buna Schkopau. „Mit dem werden wir in der ersten Hälfte spielen.“ „Das ist natürlich klasse, dass wir dadurch auch an die alten Zeiten in der DDR-Liga erinnern können“, freut sich Gottschalk. Für ihn waren nämlich die Schkopauer Zeiten in der zweiten DDR-Spielklasse mit die schönsten in seiner Karriere. „Unsere Faschingsfeiern waren legendär. Genauso wie unsere Fans. Es waren zwar wenige, die mit im Bus zu den Auswärtsspielen gefahren sind, aber sie waren mit Herzblut dabei.“ Im zweiten Abschnitt will das Traditionsteam dann unter dem Namen SV Merseburg 99 auflaufen.
Natürlich hofft Gottschalk, dass sich von den alten und aktuellen Anhängern des Merseburger Vereins am Freitagabend viele einfinden werden. Und dass dann die Fans möglichst auch am Sonnabend, wenn die momentane erste Mannschaft der 99er ihre Tabellenführung in der Verbandsliga im ersten Saison-Heimspiel verteidigen will, wiederkommen. „Da hätte das Spiel ein tollen Zweck erfüllt.“ (mz)
Der Eintritt zum Traditionsspiel im Stadtstadion ist kostenfrei.