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Fußball Fußball: Drei Jahre ohne Rot

28.09.2012, 17:45

Krumpa/MZ. - Punkt-, Pokal-, Jugend-, Freundschafts-, Hallen- und Turnierspiele zusammengezählt, hat René Hoffmann insgesamt 1 500 Fußballspiele als Schiedsrichter geleitet. Dafür ist der 48-jährige Krumpaer, der für den Baumersrodaer SV (Burgenlandkreis) pfeift, jetzt mit der "Silbernen Schiedsrichterpfeife" ausgezeichnet worden.

MZ-Mitarbeiter Torsten Kühl sprach mit dem Jubilar, der als Industriereiniger arbeitet.

Gibt es Orte, wo Sie besonders gern pfeifen, oder solche, vor denen es Ihnen graut?

Hoffmann: Weder das eine noch das andere. Ich gehe jedes Spiel gleich an.

Wie bereiten Sie sich jedes Mal vor?

Hoffmann: Ich schaue mir die Ansetzung, den Tabellenstand an, erkundige mich, wie die jeweiligen Teams spielen, ob sie eher aggressiv zu Werke gehen oder als besonders fair gelten. Darauf versuche ich mich einzurichten.

Haben Sie bestimmte Spezialisten, also zum Beispiel Spieler, von denen Sie wissen, die meckern immer, auf die muss ich besonders ein Auge werfen?

Hoffmann: Nein. Ich will immer alle Spieler gleich behandeln, möglichst ohne Vorurteile in die Partien gehen.

Sind Sie eher der resolute Typ, oder drücken Sie auch mal ein Auge zu?

Hoffmann: Bei mir kriegt jeder eine Chance. Als Schiedsrichter könnte ich es mir leicht machen und den Spieler vom Platz stellen, aber ich habe seit drei Jahren keine Rote Karte mehr gezeigt. Wenn dies allerdings nötig ist, werde ich sie natürlich zücken. Ich versuche immer das anzuwenden, was im Regelwerk steht. Aber das ist oft das Problem.

Inwiefern?

Hoffmann: Viele Spieler und Trainer kennen einfach die Regeln nicht genau. Wir vom Schiedsrichter-Ausschuss des Kreisverbandes bieten den Vereinen immer an, Schulungen zur Regelkunde zu besuchen, in denen auch die jeweiligen Neuerungen erläutert werden. Vor dieser Saison waren es gerade mal zwei Übungsleiter, die diese Chance wahrgenommen haben. Wenn man den Betroffenen übrigens nach vermeintlich strittigen Entscheidungen die Regel ruhig erklärt, hört man oft: "Ach so, das habe ich nicht gewusst."

Was hat sich in den vergangenen Jahren bei der Spielleitung aus Ihrer Sicht verändert?

Hoffmann: Ich muss viel mehr Gelbe Karten für Meckern als für Fouls zeigen. Allerdings spielen da auch viele Faktoren eine Rolle. Die Kicker haben die Woche über vielleicht viel Stress auf der Arbeit, da kann man schon mal verärgert einen Spruch loslassen, den man nicht überbewerten sollte.

Die Zahl der Unparteiischen im Kreis sinkt ständig ...

Hoffmann: Das ist richtig. Ich arbeite im Bereich Naumburg ja auch als Schiedsrichteransetzer. Sie glauben gar nicht, mit wie vielen Absagen wir da Woche für Woche zu kämpfen haben. Das wird immer schlimmer.

Wir aktive Referees gehen deshalb auf Verschleiß.

Wie kann man jungen Leuten das Schiedsrichterwesen attraktiv machen?

Hoffmann: Das kann nur in den Vereinen passieren, die ja eine bestimmte Zahl von Referees stellen müssen. Wichtig ist aber, dass die Schiedsrichter nur Schiedsrichter sind und nicht irgendwelche Doppel- oder Dreifachfunktionen in ihren Vereinen haben.

Aber die Realität sieht leider anders aus. Da machen meist ganz wenige Leute die meiste Arbeit. Sie sind nebenbei noch Kassenwart oder Übungsleiter oder beides, so dass sie dann manchmal keine Zeit mehr haben, die Spiele zu leiten. Aber das darf nicht passieren.

Können Sie sich ein Fußballspiel auch einfach mal nur so anschauen und nicht durch die Brille eines Schiedsrichters?

Hoffmann: Das ist schwierig. Wenn ich die Zeit habe - zum Beispiel das Vorspiel einer Kreisoberligapartie, die ich pfeife, oder sonntags ein Jugendspiel - schaue ich mir schon an, was die Schiedsrichter-Kollegen so machen.

Ich würde aber nie bei offensichtlich falschen Entscheidungen reinbrüllen, wie es manche Experten tun. Man kann auch nach dem Abpfiff in Ruhe unter vier Augen darüber reden.