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Fußball Fußball: Der neue Trainer löscht den Brand

Von Anke Losack 28.10.2012, 18:43

Farnstädt/MZ. - Am Montag hat er noch einen freien Tag, aber am Dienstag heißt es für den Farnstädter Michael Hüneburg aufsitzen auf dem Löschfahrzeug. Wenn der Notruf in der Hauptwache der Berufsfeuerwehr in Halle ausgelöst wird, muss er einsatzbereit sein und mit den Kameraden Brände bekämpfen. Denn Feuerwehrmann, das ist sein Beruf. Seit zwölf Tagen darf er diesen auch bei seinem Fußballverein Blau-Weiß Farnstädt ausüben. Nach der Entlassung von Thomas Müller als Trainer der Landesligamannschaft stieg Hüneburg vom Co- zum Chef-Coach auf. Seine Aufgabe: den Brand löschen.

Mit dem 4:2-Sieg seiner Mannschaft am Samstag gegen den Naumburger SV 05 hat Michael Hüneburg diese Aufgabe gemeistert - zweites Spiel, zweiter Sieg. Doch hat er als Trainer auch eins gemacht, was er in seinem Beruf als Feuerwehrmann unterlassen sollte: Feuer entfachen. Denn diese Euphorie, wie sie am Samstag auf der Otto-Wolf-Kampfbahn in Farnstädt zu erleben war, gab es bei Blau-Weiß lange nicht mehr: Tanzende, sich anspringende Spieler.

Bis zur 70. Minute riss das, was die Gastgeber zusammenspielten, aber keinen Farnstädter Zuschauer vom Hocker. "Wir sind schwer reingekommen, und ich war überrascht, wie druckvoll Naumburg spielte", sagte Michael Hüneburg. Ja, so druckvoll, dass die Gäste in der neunten Minute das 1:0 erzielten. Alexander Swientek verlor ein Kopfball-Duell vor dem eigenen Strafraum, Nico Gola einen Zweikampf im Strafraum, und der Naumburger Matthias Krause musste nur noch einschieben. Die Farnstädter standen zu oft zu weit von ihren Gegenspielern weg. Durch eine Standardsituation kam Blau-Weiß aber zum Ausgleich. Aus halblinker Position, etwa 18 Meter vom Tor entfernt, verwandelte Stephan Wille einen Freistoß direkt ins kurze Eck (21.). Nach einer guten Kombination von Patrick Zimmermann, Lars Möbius und Felix Bartolini markierte letzterer dann sogar das 2:1 (35.). Sieben Minuten später folgte aber der Schock: Farnstädts Torwart Maik Sieber unterläuft einen harmlosen 25-Meter-Freistoß von Krause. Der Ball rollt ihm über die Fingerspitzen und hinter ihm ins Tor (2:2, 42.). "Das hat weh getan", sagte Hüneburg und meinte das eher moralisch. Körperlich tat sich Sieber dann bei einem Klärungseinsatz ins Seitenaus weh. Er verletzte sich an der Hüfte und musste durch Alexander Bahn ersetzt werden (65.). Darauf folgten zwanzig starke Minuten von Blau-Weiß, in denen Rechtsaußen Sebastian Wille mehrfach durch die Naumburger Abwehr brach, zunächst eigensinnig vergab (74.), dann aber mit Blick auf die besser postierten Mitspieler in den Rückraum passte. Während Möbius seine Torchance noch vergab (76.), landete der Schuss von Christian Heditzsch zum 3:2 im Netz (80.). "In der Phase haben alle an einem Strang gezogen", meinte Hüneburg. Die Euphorie wurde noch größer, als auch Sebastian Wille sein Tor erzielte. Zimmermann, von dem einige Zuschauer meinten, er sei von seiner Spiellust und Einsatzfreude nicht wieder zu erkennen, passte auf Sebastian Wille. Der musste nur noch einschieben (90.+3). Bis auf Bahn rannten alle Spieler von Blau-Weiß zur Trainerbank und herzten sich untereinander. Sieht so das neue Blau-Weiß-Gefühl aus? "Das muss nicht unbedingt am Trainerwechsel liegen. Aber bei einigen merkt man, dass sie befreiter spielen", so Hüneburg.

Dass der Feuerwehrmann zu einer Dauerlösung auf dem Farnstädter Trainerstuhl wird, ist eher unwahrscheinlich. "Ich gehe in 24-Stunden-Schichten arbeiten. Alle drei Wochen kann ich nicht beim Spiel sein und auch nicht das Training betreuen", sagte er. Vereinspräsident Jochen Conrad hält sich bedeckt, wer der Nachfolger wird und wann er ihn präsentiert. Einen Grund, schnell zu handeln, gibt es derzeit ja auch nicht - der Feuerwehrmann leistet schließlich seinen Dienst.