Fechten Fechten: Einladungen Prim Paraden

Merseburg/MZ - Start. Finte. Zack. Treffer. Ich kann gar nicht so schnell denken, geschweige denn reagieren. Innerhalb von Sekunden hat mich Nicholas Metzner schwindelig gekämpft und mir das Florett irgendwo in die Brust gestochen. Na, prima. Das soll es nun sein? Fechten, das, was im Fernsehen immer so galant aussieht. Für Wolfgang Randolph, Chef der Fechtgemeinschaft „Merseburger Raben“, ist es klar, dass ich den urplötzlichen Attacken meines Gegenübers nichts entgegenzusetzen habe. Ich hätte ihn ja dazu eingeladen, sagt er.
Einladung zum Angriff
Aber von vorn. Einladungen gehören nämlich zum Fechten dazu, also lag ich gar nicht so falsch. „Einladungen sollen den Gegner dazu verleiten, einen bestimmten Angriff zu starten“, erörtert Randolph. Dies nütze vor allem den Fechtern, die besonders gut verteidigen können, um dann selbst loszulegen. Davon bin ich allerdings meilenweit entfernt. Ich bin bei meinem ersten Training schon froh, unbeschadet in die Ausrüstung gekommen zu sein. Maske, Jacke, Weste, Handschuh und ein Geflecht aus Kabeln. Ohne Randolphs Hilfe hätte ich es nicht hinbekommen. Aber gut, da stehen wir uns nun gegenüber. Nicholas Metzner, der seit Jahren ficht, jeden Schritt aus den Effeff beherrscht und weiß, wo es langgeht auf der einen Seite. Auf der anderen Seite ich, der blutige Anfänger, der unbeholfen herumhüpft und der einfach drauf loshauen will. Genau darum gehe es eben nicht, mahnt mich Wolfgang Randolph.
Blößen, Paraden, Quint, Quart, Septim, Prim
„Zunächst einmal muss man die Schritte und Bewegungen lernen. Damit fangen wir bei den Kindern an“, sagt er. Dann erzählt er von den Feinheiten des Sports. Von Dingen, die dem Zuschauer meist verborgen bleiben. Blößen, Paraden, Quint, Quart, Septim, Prim. Allesamt Paraden, um einen Angriff abzuwehren und, die sich dem Laien nur schwer erklären lassen, aber ein Duell entscheiden.
Randolph: „Angreifen kann jeder, verteidigen nicht.“ Das mag sein, aber als er mir die vier Elemente zeigt, die der Verteidiger drauf haben muss, klingt es gar nicht so schwer. Die Grundstellung, Ausfallschritt und Körperhaltung stimmen auch einigermaßen. Ich bin frohen Mutes, dass ich Nicholas schon irgendwie mal treffen werde. Aber ich sehe ihn nicht richtig. Durch die Maske guckt man wie durch ein Nudelsieb. Wolfgang Randolph will mir dann noch weismachen, dass geübte Fechter die Mimik des Gegners auch im größten Stress erkennen. Durch zwei Masken hindurch. Profis eben. Der Rest ist Geschichte. Nicholas trifft, ich stehe nur da und versuche zureagieren. Einen Trost haben sie dann noch für mich. Es sei noch kein Meister vom Himmel gefallen. Na wenigstens etwas.