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Deutsche Meisterschaften der Leichtathletik Deutsche Meisterschaften der Leichtathletik: Nadine Müller hofft auf Olympia-Ticket in Kassel

Von Christoph Karpe 16.06.2016, 22:20
Nadine Müller auf "ihrer" Anlage in Halle. 
Nadine Müller auf "ihrer" Anlage in Halle.  imago sportfotodienst

Halle (Saale) - Das knallorangene Gummiband wirkt wie ein Zügel. Unter den Knien befestigt verhindert es, dass sich die Beine bei Test-Drehungen für einen Diskuswurf unkontrolliert außerhalb des Ideal-Radius davonmachen. Diese Gefahr besteht bei Nadine Müller allein schon deshalb, weil von ihren 193 Zentimeter Körperhöhe auch ein entsprechend großer Anteil einfach mal Bein ist.

Die Übung, die sie da - in der Bewegung vom Band beschränkt - auf dem Parkett in der Werferhalle an den Brandbergen vollführt, ist einfach nur eine kleine Technik-Auffrischung. Es geht um die optimale und runde Drehung im Diskusring. Diese muss auf den Punkt stimmen, dann, wenn es am Samstag in den wohl zweitwichtigsten Wettkampf des Jahres geht - der aber den wichtigsten erst ermöglicht: den olympischen.

Fischer ist weit voraus

In Kassel treffen sich an diesem Wochenende die Leichtathleten zu ihren deutschen Meisterschaften. Die sind gleichzeitig die Qualifikation für die Olympischen Spiele. „Wer Meister wird, der fährt“, erklärt Nadine Müller. Da erübrigt es sich, nach ihrem Ziel zu fragen. „Natürlich würde ich gern in Kassel schon alles klar machen.“ Heißt: Nach 2013 mal wieder Meisterschafts-Gold erobern, es wäre ihr sechstes. Für die WM-Dritte des Vorjahres und international jahrelang beste Deutsche kann es keinen anderen Anspruch geben. Scherzend fügt die 30-Jährige hinzu: „Ich möchte die Jugend mal wieder in die Schranken weisen.“

Dabei gibt es nur ein Problem. Das heißt Julia Fischer. Die Berlinerin, vier Jahre jünger, Fünfte der WM von Peking und nebenbei auch noch Freundin von Diskus-Held Robert Harting, ist aktuell Dritte der Jahresweltbesten-Liste. Ihre großartigen 68,49 Meter, die sie Mitte Mai bei den Werfertagen auf Müllers Heimanlage in Halle schaffte, brachten sie in die Pole-Position im Rio-Rennen.

Eigentlich hat Fischer das Ticket schon sicher: „Zweites Nominierungs-Kriterium nach dem Titel ist die Weitenliste“, sagt Müller. Sie steht als zweitbeste Deutsche bei 65,42 Metern. Die EM-Dritte Shanice Craft hat bislang 64,62 Meter geschafft. Aber noch drei weitere Werferinnen konnten die wenig anspruchsvolle Olympia-Norm von 61 Metern knacken.

Nadine Müller schleuderte den Diskus bei ihren letzten Wettkämpfen immer auf gut 63 Meter. Das dürfte nicht zum Sieg in Kassel reichen. „Mir fehlt ein wenig der Ausreißer nach oben“, sagt die Hallenserin selbstkritisch. Natürlich ist der Formaufbau auf die Sommerspiele ausgerichtet, natürlich bestritt sie die Meetings aus dem vollen Training. Aber natürlich weiß sie selbst am besten, dass es langsam Zeit wird für stabile 65er Weiten - nicht nur im Training.

Chance noch bei der EM

Sollte es in Kassel nichts werden mit dem Titel, gibt es noch eine Qualifikationschance: bei den Europameisterschaften in Amsterdam (6. bis 10. Juli). „Ich hätte allerdings gern vorher Planungssicherheit. Das würde vieles Organisatorische erleichtern“, sagt Nadine Müller.

Was nichts anderes heißt: In Kassel gilt es. Da will sie sich selbst von der Leine lassen. Denn die EM würde sie dann gern ohne Druck bestreiten. (mz)

Nadine Müller
Nadine Müller
dpa