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Bürgermeisterwahl 2022 Christian Runkel will Bad Lauchstädt zu altem Glanz und neuen Einwohnern führen

Der Amtsinhaber will die Goethestadt wieder zur Kurstadt machen. Die damit verbundene Strahlkraft soll neue Einwohner locken.

Von Robert Briest Aktualisiert: 01.03.2022, 11:12
Seit 2015 ist Christian Runkel Bürgermeister von Bad Lauchstädt. Jetzt will er wiedergewählt werden und der Stadt zum Kurstatus verhelfen.
Seit 2015 ist Christian Runkel Bürgermeister von Bad Lauchstädt. Jetzt will er wiedergewählt werden und der Stadt zum Kurstatus verhelfen. Foto: Katrin Sieler

Bad Lauchstädt/MZ - Ein wenig scheint der olympische Geist auf Christian Runkel übergegangen zu sein. Denn wenn er seine Strategie für die Entwicklung der Goethestadt Bad Lauchstädt erklärt, begibt er sich sprachlich aufs Eis. Dann ist die Rede von Pflicht und Kür. Die Pflicht, das sind etwa die Schulen und Kitas der Stadt, die in gutem Zustand sein müssen. Die Kür, das sind dann Extras wie Goethe-Theater, Freizeitanlagen, Feste. Bringt die Kommune beides sicher aufs Eis, dann winken in diesem Sprachbild zwar keine Medaillen, aber Einwohner. Und die möchte Runkel mehren. Die Goethestadt solle die 10.000er-Marke knacken, lautet das Ziel des Christdemokraten.

Einige Hundert neue Bad Lauchstädter fehlen dafür noch. Doch der Amtsinhaber sieht die Kommune auf dem richtigen Weg: „Wir haben binnen sieben Jahren 692 Einwohner dazugewonnen. Die Goethestadt ist eine der wenigen Städte in Sachsen-Anhalt, die deutlichen Zuzug hat.“ Dabei profitiert die Gemeinde von ihrer Lage im Speckgürtel von Halle und nur 40 Minuten von Leipzig.

Gleichwohl kann sich der Amtsinhaber durchaus auf die Fahnen schreiben, dass die Pflicht, zumindest was Kitas und Schulen angeht, passt. Seine Leidenschaft liegt jedoch eindeutig bei der Kür. Kaum ein Amtskollege im Saalekreis ist so sehr um die Außendarstellung der Kommune bedacht. Das zeigt sich nicht zuletzt bei den Festen, Christkindl-Markt und Brunnenfest. Wenn es nach dem 49-Jährigen ginge, dürfte es da gern jedes Jahr noch ein bisschen mehr sein. Ohnehin neigt er sprachlich zu Superlativen: das größte Feuerwerk, der neueste Besucherrekord.

Immer wieder Ärger um Straßen

Runkel wirkt getrieben von einem baulichen Gestaltungswillen. Wohl niemand käme auf den Gedanken, ihm einen Mangel an Ideen vorzuwerfen. Für Unmut im Stadtrat sorgt allerdings immer wieder, die forsche Art, mit denen er sie umsetzt. Teile des Rates fühlen sich bei Entscheidungen nicht mitgenommen. Nicht selten kommen Vorlagen spät auf die Tagesordnung – mit der Maßgabe der Rat müsse sofort entscheiden. Für Kritik sorgt auch immer wieder, dass genannte Preise für Projekte allzu politisch waren und sich bei der Ausführung massiv erhöhten, wie etwa beim Neubau des Sportlerheims in Klobikau oder der Kunstinstallation im Kurpark vor drei Jahren.

Die Sorge, die vergleichsweise kleine Kommune könnte sich bei all den Vorhaben übernehmen, begleitet Runkel daher seit Amtsantritt, wie er selbst einräumt. Er hält sie für unbegründet: „Natürlich ist die Haushaltsaufstellung sportlich, aber wir haben ausgeglichene Haushalte und liegen bei der Kreditaufnahme unter dem Landesdurchschnitt.“ Als Vorteil sieht der Christdemokrat dabei die, im Verhältnis zur Einwohnerzahl, kleine Verwaltung. So werde Geld für Investitionen frei.

Kernziel: Therme

Im Vergleich zu anderen Kommunen gibt es in Bad Lauchstädt auch auffällig oft Konflikte um Beiträge für den Straßenbau. Vor allem die Einstufung, ob ein Vorhaben als Ausbau oder doch als – für Anwohner teurer – Erschließung eingestuft wird, ist oft Zankapfel. „Das Konfliktfeld gibt es seit 25 Jahren in der Stadt“, sagt Runkel. Der Jurist sieht die Kommune allerdings im Recht. Bis auf das noch laufende Verfahren um die Lauchstädter Straße in Delitz, und einen Vergleich hätten alle Bescheide vor Gericht bestanden.

Sollte er wiedergewählt werden, definiert Runkel als ein Ziel noch stärker das Gefühl „Wir sind Goethestadt“ in die Bevölkerung zu tragen. Die Ortsteile müssten mehr zusammengeführt werden. Noch immer gucke man etwa in Schafstädt mit Argusaugen, was in Lauchstädt passiert. „Aber wir haben auch in Schafstädt viel investiert“, verweist er etwa auf den noch laufenden Kitaneubau.

Bauen auf dem Sportplatz

Im westlichsten Ortsteil, wie in allen anderen, ist Bauland mittlerweile knapp. „Wir haben keine Grundstücke über“, sagt Runkel. Neue Fläche sollen deshalb her. Einige sind bereits in Planung, etwa am Schafstädter Bahnhof oder auf der Schillerhöhe. Andere hat Runkel noch im Sinn. So würde er gern Großteile des Lauchstädter Sportplatzes zum Baugebiet erklären – wenn mit Hilfe von Strukturwandelgeld weiter westlich auf der Goethehöhe ein neuer Kunstrasenplatz entsteht. Für den hat die Stadt mittlerweile ebenso Geld aus dem Kohletopf beantragt, wie für eine neue Kita und eine Mehrzweckhalle.

Und damit zurück zur Kür, für die Runkel sich und der Stadt Höchstschwierigkeiten stellt. Prunkstück der Goethehöhe soll die Therme werden. Deren Bau ist Runkels Wunschprojekt. Finanziert werden soll sie über Fördermittel. „Anfänglich wurde ich dafür belächelt, mittlerweile konnte ich viele Leute dafür begeistern“, befindet Runkel, für den die Therme mit einem anderen Vorhaben eng verknüpft ist: die Rückgewinnung des Kurstatus. „Lauchstädt war einst der sächsische Kurpark.“ Geht es nach ihm, kann das Bad Lauchstädt gern wieder werden: eine Kleinstadt mit überregionaler Strahlkraft.

Zur Person

Christian Runkel feiert im Herbst dieses Jahres seinen 50. Geburtstag. Er ist verheiratet und hat drei eigene Kinder sowie ein Stiefkind. Der Bad Lauchstädter ist studierter Jurist – mit zweitem Staatsexamen, wie er betont.

2001 trat Runkel in die CDU ein. Eine Zeit lang wirkte er im Kreisvorstand als stellvertretender Vorsitzender an der Seite von Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen mit.

Seine lokalpolitische Karriere startete der Christdemokrat 2004. Bei den damaligen Wahlen zog er sowohl in den Stadtrat von Bad Lauchstädt ein als auch in den Kreistag. Letzterem gehört er bis heute an. Nachdem er in der vergangenen Legislatur den Kulturausschuss geleitet hatte, steht er aktuell dem Kreisbildungsausschuss vor. 2015 beerbte Runkel im zweiten Anlauf FDP-Politikerin Ilse Niewiadoma auf dem Posten des Bürgermeisters.

Kurzgefragt: Sekt oder Selter?

Die MZ möchte von jedem Kandidaten wissen, welche persönlichen Vorlieben er oder sie hat und hat ihnen ein paar Entweder-oder-Fragen gestellt. Hier die hoffentlich unterhaltsamen Antworten:

Hund oder Katze?

Ich musste mich da der demokratischen Familienentscheidung beugen. Wir haben einen Labrador.

Kaffee oder Tee?

Kaffee.

Fleisch oder Gemüse?

Spargel mit Sauce Hollandaise.

Ostsee oder Berge?

Ostsee jedes Jahr.

Fußball oder Schach?

Fußball.

Auto oder Fahrrad?

Fahrrad.

Buch oder Film?

Buch. Ich lese gern historische Romane und Biografien.

Gummibärchen oder Schokolade?

Schokolade.