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Barrierefreie Haltestellen? Barrierefreie Haltestellen?: Welche Konsequenzen es hat, alle Vorschriften einzuhalten

Von Diana Dünschel 19.04.2018, 05:00
Die Bushaltestelle Großkayna ist jetzt zu kurz, um sie nach den Vorschriften barrierefrei umzubauen. Eine neue muss deshalb an anderer Stelle errichtet werden. Ein gleichzeitiger Rückbau der alten ist bisher nicht vorgesehen.
Die Bushaltestelle Großkayna ist jetzt zu kurz, um sie nach den Vorschriften barrierefrei umzubauen. Eine neue muss deshalb an anderer Stelle errichtet werden. Ein gleichzeitiger Rückbau der alten ist bisher nicht vorgesehen. Peter Wölk

Braunsbedra - Bushaltestellen müssen laut einer Verordnung der Europäischen Union bis 2022 barrierefrei und behindertengerecht umgebaut werden. Es ist ein Thema, mit dem sich derzeit alle Kommunen beschäftigen. Denn der Umbau kostet viel Geld. Pro Haltestelle ist von etwa 30.000 Euro die Rede. Es gibt genaue Vorschriften für die Haltestellenmindestlänge, die Höhe des Bordsteins und die Mindestbreite des Gehweges.

Zudem sind Blindenstreifen und ein spezieller heller Busbord vorgeschrieben. Um das finanzieren zu können, sind die meisten eh schon klammen Städte und Gemeinden auf Fördermittel angewiesen. Selbst mit Zuschüssen müssen sie die Umsetzung des Projekts auf mehrere Jahre aufteilen. Doch die Umsetzung bringt noch mehr Probleme mit sich, wie das Beispiel Braunsbedra zeigt:

Ortsbürgermeister Großkayna: „Das ist sehr ärgerlich“

Im Ortsteil Großkayna befindet sich die jetzige Bushaltestelle in der Mittelstraße/Kreuzung Karl-Marx Straße. Dort kann sie aber nicht bleiben, weil sie für die neue Vorschrift nicht lang genug ist. Ein neuer Standort wurde bereits in derselben Straße in etwa 300 Meter Entfernung festgelegt. So weit so gut. Doch als Ortsbürgermeister Gerald Kegel (parteilos) in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses fragte, ob die alte Haltestelle gleichzeitig zurückgebaut werde, hieß es seitens der Verwaltung, das sei aus finanziellen Gründen derzeit nicht möglich. „Das ist sehr ärgerlich“, so der Ortsbürgermeister.

Aus dem Ortsteil Frankleben gab es in dieser Bauausschuss-Sitzung ebenfalls wegen der Haltestellen-Problematik schon Bürgerproteste. Der Grund ist hier die Bushaltestelle in der Merseburger Straße. Auch hier war bereits eine nötige Verlegung um etwa 100 Meter im Gespräch, weil es im jetzigen Einfahrtsbereich des Busses eine Grundstückseinfahrt gibt, die nicht sein darf.

2018 in Frankleben noch kein Haltestellenumbau vorgesehen

Die Bürger befürchten nun, die neue Haltestelle könne direkt vor ihren Wohnzimmerfenstern entstehen. Ortsbürgermeister Günter Küster (parteilos) erklärte auf MZ-Nachfrage, 2018 sei in seinem Ort noch kein Haltestellenumbau vorgesehen. Man habe also Zeit, einen Konsens zu finden. Entschieden sei nichts. Die von den betroffenen Anwohnern ins Spiel gebrachte Lösung, die Haltestelle stattdessen in Richtung Reipisch zu verlegen, lehne er aber ab. Dies sei zu weit vom Ortszentrum entfernt.

Und auch im Ortsteil Krumpa stellt man Fragen zu den Umbauplänen der Haltestelle. Sie befinde sich jetzt auf einer ebenen Fläche, sei also für Menschen mit Gehbehinderung gut zu erreichen, sagte Ortsbürgermeister Arno Heydenreich (parteilos) in der Bauausschuss-Sitzung. Deshalb verstehe er nicht, warum dort ein Bord in einer bestimmten Höhe hingebaut werden müsse. Das sei doch erst recht eine Stolperfalle. (mz)