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Unangemeldetes Autotreffen  Autotuning-Treffen in Günthersdorf: Tunergemeinde kritisiert unverhältnismäßigen Polizeieinsatz

Von Janine Gürtler und Michael Bertram 04.04.2017, 08:30
Treffen getunter oder historischer Autos werden im Einkaufspark in Günthersdorf regelmäßig organisiert.
Treffen getunter oder historischer Autos werden im Einkaufspark in Günthersdorf regelmäßig organisiert. Archiv/Peter Wölk

Merseburg - Der riesige Polizeieinsatz am Rande eines unangemeldeten Autotreffens im Einkaufspark in Günthersdorf sorgt auch Tage danach noch für Wirbel. 800 bis 900 Tuningfans aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hatten sich am Samstagabend hier versammelt, bevor die Polizei das Treffen mit einem Großaufgebot beendete. Teilnehmer des Treffens getunter Fahrzeuge beschweren sich in Szene-Blogs und Internetkommentaren über einen aus ihrer Sicht unverhältnismäßig großen Polizeieinsatz.

„Was die Polizei dieses Jahr gemacht hat, steht für mich persönlich in keinem Verhältnis. Es glich fast einer Treibjagd“, kritisiert ein Tuner auf seinem privaten Blog das Geschehen aus seiner Sicht.

150 Polizisten waren am Samstagabend im Einsatz. Die Polizei befürchtete nach eigenen Angaben, dass im Rahmen des Treffens auch illegale Autorennen stattfinden würden. Das sehen viele Tuner jedoch anders: „So ein Quatsch (...) Bei solchen Treffen steht der Austausch im Vordergrund und die Gemeinschaft. In den ganzen Jahren, die ich schon auf Treffen fahre, habe ich noch kein illegales Rennen erlebt“, kommentiert ein Nutzer auf Facebook.

Ursprünglich sollte das Autotreffen in Taucha stattfinden

Ursprünglich hatte die Tuning-Gemeinde sich am Samstag im sächsischen Taucha treffen wollen. Nachdem die Stadt in der vergangenen Woche aus Angst vor illegalen Autorennen, Lärm und Umweltverschmutzung das Tuningtreffen abgesagt hatte, verlagerte sich die Versammlung zunächst nach Dölzig.

Da aber auch dort in Frage kommende Parkplätze abgeriegelt und zum Teil von Polizei gesichert worden waren, zogen die Autoliebhaber ins nahe Günthersdorf weiter. Doch auch dort währte ihre Freude nur kurz, als die Polizei anrückte.

Dabei wurden auch mehrere Anzeigen geschrieben. Unter anderem waren Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung und das Waffengesetz festgestellt worden, wie die Polizei erklärte.

Tuner fragt: „Was ist so schlimm an einer Gemeinschaft, die sich auf einem Parkplatz trifft, auf Klappstühlen sitzt und anderer Menschen Werk bewundert?

Unter dem MZ-Beitrag, der auf Facebook dutzendfach kommentiert und geteilt wurde, überwiegen dabei vor allem Äußerungen, die die Autotuner in den Schutz nehmen. „Ganz schwache Leistung. Für die drei Verstöße hätte auch ein Streifenwagen genügt“, schreibt ein Nutzer.

Hundere Likes bekam auch der Beitrag eines Tuner-Gruppe, der darauf hinweist, dass die Autoliebhaber nicht an illegalen Rennen interessiert seien, sondern an der Gemeinschaft: Am Ende bleiben einige Fragen offen und werden wohl nie eine sinnvolle Antwort erhalten: Was ist so schlimm an einer Gemeinschaft, die sich auf einem Parkplatz trifft, auf Klappstühlen sitzt und anderer Menschen Werk bewundert?

Polizeisprecherin Ulrike Diener verweist auf MZ-Nachfrage darauf, dass das Auftauchen so vieler Fahrzeuge auf Straßen und Plätzen Versammlungscharakter habe - und somit genehmigungspflichtig gewesen wäre. Ab welcher  Teilnehmerzahl diese Grenze gezogen wird, kann die Sprecherin nicht beantworten. „Hier wird bei jedem Einzelfall erneut entschieden.“

Auch an den Tunern wird Kritik laut

Da der Parkplatz vor Nova Eventis zudem Privatgrundstück des Einkaufszentrums ist, hätte auch eine Absprache mit dem Center-Management erfolgen müssen. „Wir haben das Autotreffen nicht aufgelöst, sondern lediglich Präsenz gezeigt“, betont Diener. Man habe die Teilnehmer zu keinem Zeitpunkt aufgefordert, wegzufahren - die Tuner hätten dies von allein getan.

Doch es wird auch Kritik an den Tunern laut: „Heult nicht rum. Würdet ihr eure Treffen anmelden, würde kein Schwein was sagen. Also selbst schuld, wenn ihr eure Treffen nicht ordnungsgemäß anmeldet.“ (mz)