Vorfälle in Chemnitz Ausschreitungen in Chemnitz: AfD-Kreischef Tillschneider fordert zivilen Ungehorsam von eigener Partei

Schnellroda - Der AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider hat im Nachgang zu den Demos am Samstag in Chemnitz seine Partei kritisiert. Die hatte dort den gewaltsamen Tod eines Mannes, der mutmaßlich durch Messerstiche ausländischer Täter verursacht wurde, politisch zum Anlass genommen und zu einem „Trauermarsch“ mit Tausenden Teilnehmern aufgerufen.
Doch nicht dies störte den Kreisparteichef, sondern dass die Parteiverantwortlichen der Aufforderung der Polizei zur Auflösung der Demo einfach nachgekommen seien.
AfD-Politiker Tillschneider fordert von seiner Partei zivilen Ungehorsam
In einem Gastbeitrag auf der Website des rechten Organs „Sezession“, das von Götz Kubitschek in Schnellroda herausgegeben wird, forderte er von seiner Partei zivilen Ungehorsam. Nichts habe den Abbruch der Veranstaltung gerechtfertigt, befand Tillschneider, schließlich seien genug Polizeikräfte und schweres Gerät zur Durchsetzung des Demonstrationsrechtes vor Ort gewesen.
Der Abgeordnete spielt damit darauf an, dass Gegendemonstranten den „Trauermarsch“ zwischenzeitlich blockiert hatten. „Die Strategie der Deutschlandsabschaffer war klar: Der Zug mußte [sic!] gestoppt werden.“
Tillschneider bezeichnet sächsische Behörden als „Deutschlandabschaffer“
Mit „Deutschlandabschaffer“ meint Tillschneider offenbar nicht nur die Gegendemonstranten, sondern auch die sächsischen Behörden. Als Reaktion seiner Partei auf die Demoauflösung hätte er sich zivilen Ungehorsam gewünscht: Es hätte viele gewaltlose Alternativen gegeben, führt er aus, vom Sitzstreik bis zur Anmeldung Dutzender Spontandemos. „Ein Strahl aus dem Wasserwerfer bringt bei 18 Grad niemanden um.“
Als Vorbild nennt er die 68er und beruft sich auf den rechten Szenevordenker Kubitschek, der gesagt habe: Die kleine Ordnung verletzen, um die große Ordnung zu erhalten.
Die Idee durch Normverletzungen auf empfundenes staatliches Unrecht hinzuweisen, ist allerdings schon deutlich älter, wurde in der Neuzeit vor allem vom US-amerikanischen Philosophen Henry David Thoreau formuliert und später etwa von Gandhi oder der US-Bürgerrechtsbewegung praktiziert – friedlich.
Ausschreitungen bei „AfD-Trauermarsch“ in Chemnitz
Zu dieser Haltung konnten sich in Chemnitz allerdings nicht alle Teilnehmer des „AfD-Trauermarsches“ durchringen. Laut Medienberichten versuchten einige Demonstranten nach der Auflösung des Marsches gewaltsam Polizeiketten zu durchbrechen, um zu den Gegendemonstranten zu gelangen oder griffen Journalisten an. Ein harter Kern verweigerte sich lange Zeit der Aufforderung zur Auflösung und zog zu jener Stelle, an der der Familienvater getötet wurde. (mz)