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Restaurantkritik Restaurantkritik: Spanisch in Dessau

Von Anja herold 11.11.2013, 09:33
Das Restaurant „Altes Theater“ in Dessau
Das Restaurant „Altes Theater“ in Dessau andreas stedtler Lizenz

Dessau/MZ - "Sieht aus wie in Murmansk hier“, sagte das Kind, das gerade in der Schule einen Vortrag über Murmansk gehalten hatte. Wir rollten an Dessauer Neubauten vorbei, erzählten eindringlich von Bauhaus, Elbe, Meisterhäusern, aber was interessiert das einen zwölfjährigen männlichen Mitmenschen schon. Wir schlossen unseren Vortrag mit dem Hinweis, dass man sich nicht vom Umfeld täuschen lassen sollte, und dieser Tipp trifft passgenau auf das Restaurant „Altes Theater“.

Hinter einer langen Fensterfront stehen schwarze Holztische und dunkle Stühle. An den Wänden sind bemalte Leinwände gespannt, die die Nähe zum Theater betonen. Ein bisschen Bar ist das Restaurant auch, es gibt einen langen Tresen, und die Atmosphäre ist eine Mischung aus gediegen und modern.

Der mediterranen Küche hat man sich verschrieben im Restaurant „Altes Theater“. Neben verschiedenen Salaten, serviert mit einem Dressing auf Wunsch, und drei Suppen werden 15 warme und 13 kalte Tapas angeboten. Das sind, im Original, kleine Appetithäppchen, die üblicherweise zu Wein und auch zu Bier gereicht werden. In Dessau werden sie, zusammen mit Weißbrot, zumeist in kleinen Einweckgläschen serviert. Nun, wir mussten uns entscheiden. Zwar kann man auch einen gemischten Tapasteller bestellen (klein für 10,90 Euro, groß für 14,90), aber in Vorfreude auf das Hauptgericht verzichteten wir darauf.

Hähnchen im Orangensud

Auf unserem Tisch landete erstens Hähnchen im Orangensud (3,40 Euro): zartes Fleisch in einer fruchtigen Sauce, sehr zu empfehlen. Zweitens Brochetas de pan (2,60): Spieße, auf denen abwechselnd geröstetes Brot, Peperoni und getrocknete Tomaten steckten. Die Spieße schmeckten nicht schlecht, wurden aber deutlich übertroffen von Nummer drei: geräucherter Entenbrust auf roten Thymianlinsen (3,80 Euro). Eine wirklich schmackhafte Kombination, das zarte Fleisch dominierte mit seiner Räuchernote zwar die Beilage, erschlug sie aber nicht. Den Abschluss der Vorspeisenorgie bildete ein Maurischer Zucchinisalat (2,20 Euro). Ja, Zucchini sind nicht gerade die Krönung des Gemüses, schon klar. In Kombination mit Salat und einem kräftigen Balsamicodressing aber können auch sie ihre Würde wahren! Beispiele für weitere Tapas: Sherry-Champignons, verschieden angemachte Käse, Kanarische Runzelkartoffeln, gegrillte Sardinen, Chilli-Möhren, gebackene Hähnchenkroketten.

Die Zahl der Hauptgerichte ist glücklicherweise übersichtlich. Eine auf den ersten Blick ungewöhnliche Kombination war der „Anhalter Tafelspitz a la Fürst Franz“ (14,90 Euro) – Tafelspitz vom Anhalter Rind unter gratiniertem Pesto mit Meerrettich-Gnocchi, Roter toupierter Bete und Pinienkernen. Also wirklich, Meerrettich und Gnocchi? Passt schon, die Teigmurmeln sind nämlich ideale Saucenträger. Pesto auf Tafelspitz? Funktioniert, das knusprige Basilikum unterstreicht den kräftigen Geschmack des Rindes. Selbst die frische Rote Bete fügte sich ein. Nur was „toupiert“ heißt, wissen wir bis heute nicht.

Orangenparfait und Cremé Catalane

Das zweite Gericht (16,90 Euro) war ein Rumpsteak auf Tomaten-Chorizo-Salat mit kanarischen Runzelkartoffeln und Mojo Picon, einer scharfen roten Sauce ebenfalls aus der kanarischen Küche. Pikante Note, das Fleisch zart, die Kartoffeln hätten vielleicht noch etwas runzliger, sprich krosser, sein können. Insgesamt ebenfalls überraschend und wohlschmeckend.

Eine Tapa weniger machte das Dessert möglich, drei standen auf der Karte, davon wurden probiert: ein Orangenparfait (4,90 Euro) und eine Cremé Catalane (4,50 Euro).

Die Auswahl an Weinen ist ein wenig kleiner, 16 stehen auf der Karte; es gibt deutsche, italienische, spanische. Unser „Kiefer Rivaner“ aus Baden (4,50 Euro) passte.

Soviel zu den kulinarischen Höhepunkten. Es muss aber noch ein wenig mehr gesagt werden zu dem Haus, das vor zwei Jahren eröffnet hat und dessen Publikum immer zahlreicher wird. „Wir sind untrennbar mit dem Theater verbunden“, so Jörg Folta, einer der Eigentümer und der Geschäftsführer des Hauses, das auf zwei Säulen ruhe, wie er sagt. Die eine die Küche und die andere Veranstaltungen. „Es gibt viele Koproduktionen mit dem Anhaltischen Theater. Wir veranstalten aber auch selber vieles, zum Beispiel Lesungen, Burlesque oder Kabarett. Wir nutzen die Theatersäle und das Foyer. Und im Sommer finden auf dem Platz vor dem Haus Konzerte statt.“ Die inzwischen überregional bekannte Fête de la Musique zum Beispiel.

"Altes Theater"

Am Alten Theater 13, 06844 Dessau

Telefon: 0340-52091376

Internet: www.restaurant-altes-theater.de

Öffnungszeiten:

Dienstag bis Sonnabend ab 14 Uhr

Sonntag zum Brunch ab 10 Uhr

Weitere Restaurantkritiken finden Sie auf unserer Themenseite zu Restaurantkritiken.

Tina Winter serviert Tapas im Glas.
Tina Winter serviert Tapas im Glas.
andreas stedtler Lizenz