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Reiner Haseloff hält sich Reiner Haseloff hält sich: Ministerpräsident in der ZDF-Show "Pelzig hält sich"

Von Kai Gauselmann 09.09.2015, 09:17
Reiner Haseloff zu Gast in der ZDF-Satire-Sendung "Pelzig hält sich".
Reiner Haseloff zu Gast in der ZDF-Satire-Sendung "Pelzig hält sich". Screenshot ZDF Mediathek Lizenz

Magdeburg - Politik und Humor - die Kombination geht selten gut. Und Reiner Haseloff in einer TV-Satiresendung? Der Auftritt des sachsen-anhaltischen  Ministerpräsidenten bei der ZDF-Show „Pelzig hält sich“ am Dienstagabend hatte Blamagepotential. Aber der CDU-Politiker enttäuschte die Erwartungen. Haseloff hielt sich.

Das lag vor allem daran, dass der Wittenberger in der Garderobe all das vergessen hatte, was er sonst durch den Politikeralltag schleppt: Schachtelsätze ohne Ende, Zahlenkolonnen, Statistiken und bürokratisch-technische Begriffe. Bei Pelzig musste keine Entwicklung durch einen „Flaschenhals“, es gab kein „Delta“ von Problemen und es wurde auch nichts „durchgesteuert“.

Für alle, die die Sendung nicht kennen: Der Kabarettist Frank-Markus Barwasser interviewt als Kunstfigur Erwin Pelzig - mit Cordhut, Herrenhandtasche und fränkischem Dialekt - vor Publikum halbernst Politiker. Bei Haseloff gab er  einen frotzeligen Ossi-Wessi-Ton vor: „Schön, dass Sie da sind. Sie wissen aber schon, dass Sie zurück müssen?“

Fast 25 Jahre nach der Wiedervereinigung konnte zumindest das bayerische Publikum darüber lachen. Haseloff erwiderte „Das mache ich freiwillig!“ und schenkte Pelzig alkoholfreien Rotkäppchen-Sekt - den dieser später an die Linken-Parteichefin Katja Kipping weitergab.

Aus der Ost-West-Nummer kamen die Männer nicht mehr raus. Pelzig gab den gönnerhaft-frotzelnden Wessi, Haseloff den frech-frotzelnden Ossi. Haseloffs Höhepunkt war die Feststellung, dass Sachsen-Anhalt Bayern ja enorm geholfen habe, weil „mehrere hunderttausend“ Landeskinder seit der Wende dorthin abgewandert seien: „Ohne uns wäre Bayern das Griechenland Deutschlands!“

Dafür buhte das Münchner Publikum. Kein Buhen, nachdem die Weißbiergläser fliegen, eher ein amüsiertes Erstaunen, wie keck der Ossi ist. Pelzig brachte  das so auf den Punkt: „Wir zahlen´s - und der macht den dicken Maxe!“ Im Gebührenfernsehen frotzelte freundlich zusammen, was zusammen gehört. Konnte man amüsant finden, musste man aber nicht. Auf jeden Fall hat Haseloff weder sich noch Sachsen-Anhalt blamiert.

Wichtiger waren vielleicht ohnehin die ernsten Töne. Überthema der Sendung waren die Flüchtlinge. Pelzig hatte Sachsen-Anhalt eingeführt als Spitzenreiter  bei Welterbestätten, Kinderbetreuung, Alkoholismus und Fremdenfeindlichkeit. „Der Osten ist nicht anders als ganz Deutschland“, behauptete Haseloff. Und ergänzte mit Blick auf Brandanschläge auf Flüchtlingsheime: „Zuerst hat es gebrannt in Franken, dann in Schleswig-Holstein und dann bei mir in Tröglitz.“

Pelzig nahm Haseloff dann noch das Versprechen ab, dass weder er selbst noch die Union in der Flüchtlingsdebatte „zündeln“ werde. Der Abschied der vereinten Frotzelanten war dann wieder halbernst. Pelzig: „Herr Ministerpräsident, Ihre Zeit ist um! Also, hier.“ Haseloff: „Meine Zeit ist noch lange nicht um!“ (mz)