Reaktion auf Interview mit Stahlknecht Reaktion auf Interview mit Stahlknecht: Orchesterchef verärgert über Innenminister

Magdeburg/MZ/HK - In Sachsen-Anhalts Kulturszene liegen ob des Sparkurses der Landesregierung die Nerven blank - Äußerungen aus dem politischen Magdeburg werden daher noch mehr als sonst auf die Goldwaage gelegt. Mit Aussagen in einem MZ-Interview provozierte jetzt Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) heftige Reaktionen. Stahlknecht hatte im Zusammenhang mit dem Management der Flutkatastrophe gesagt: „Es gibt Menschen, die können Krise und es gibt Menschen, die in solchen Momenten schlicht und einfach überfordert sind. Das ist kein Mangel, dafür ist der eine eben musikalisch.“
Dies führte zu einer zornigen Replik von Frank Hirschinger, Vorsitzender des Orchestervorstandes der Staatskapelle Halle und - wie Stahlknecht - CDU-Mitglied. Er sei wie viele andere Kulturschaffende empört über die Wortwahl des Ministers, schreibt Hirschinger in einem Offenen Brief auf der Facebook-Seite der Aktion „Fünf vor Zwölf“: „Ihren Äußerungen entnehme ich, dass Sie Musiker für Menschen halten, die über keine Führungseigenschaften verfügen, sondern in schwierigen Situation überfordert sind und versagen. Ich halte diese Behauptung für völlig abwegig...“ Stahlknecht seien offensichtlich die Führungseigenschaften von Intendanten, Dirigenten, Regisseuren, Solisten und Schauspielern „völlig unbekannt, denn sonst hätten Sie sich nicht zu einer solch diffamierenden Äußerung verstiegen“.
Bedenklich sei zudem, dass Stahlknecht mit seiner Meinung nicht allein dastünde, sondern sich diese „nahtlos einfügt in eine Reihe abschätziger Bemerkungen und Handlungsweisen auch von Landes- und Kommunalpolitikern, mit denen sich Sachsen-Anhalts Kulturschaffende in den letzten Wochen konfrontiert sahen“. Hirschingers Attacke stößt allerdings nicht nur auf Zustimmung. Man solle nicht hinter jedem Interview eine Verschwörung sehen, heißt es bei Facebook.